„Walter Kaufmann – Welch ein Leben!“ Schulvorführung des Dokumentarfilms bietet Schülerinnen und Schülern einen vielschichtigen Einblick in das bewegte Leben des jüdischen Protagonisten
In zwei Kinovorführungen konnten sich die insgesamt acht Klassen des neunten und zehnten Jahrgangs der Bertha-von-Suttner-Schule nicht nur mit Walter Kaufmann vertraut machen, auch die Regisseurin Karin Kaper stand den Schülerinnen und Schülern vor und nach dem Film Rede und Antwort. Kaper hob insbesondere hervor, wie dankbar sie war, dass die Produktion während der Corona-Pandemie trotz erschwerten Bedingungen entstanden war. Originalschauplätze konnten nicht selbst besucht werden, doch Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt unterstützten das Filmteam mit Materialien und so konnte das Projekt noch rechtzeitig vor Kaufmanns Ableben fertiggestellt werden.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Jugendlichen die Darbietung: Als polnischer Jude 1924 in Berlin geboren und mit drei Jahren zur Adoption freigegeben, führte Kaufmann zunächst ein behütetes Leben bei seinen Adoptiveltern. Im Zuge des Holocaust, bei dem seine Eltern in Auschwitz getötet wurden, entkam er mit einem Kindertransport nach England. Dort wurde er jedoch als „feindlicher Ausländer“ interniert und nach Australien verschifft, wo er sich einen Namen als Schriftsteller über sein Leben im nationalsozialistischen Deutschland machte. Es folgten zahlreiche weitere Stationen in seinem Leben – als Seemann reiste er unter anderem nach Südamerika, Kuba, Israel und Japan. Seine Erfahrungen verarbeitete er in zahlreichen Reportagen und Büchern. Damit setzte er sich zeitlebens engagiert für Außenseiter, Verfolgte und die Belange der jüdischen Gemeinschaft ein.
Nach dem Film durften die interessierten Schülerinnen und Schüler den Regisseuren ihre Fragen zum Leben von Walter Kaufmann sowie der Filmproduktion stellen. Auf die Filmsichtung vorbereitet wurden sie im Vorfeld bereits durch ihre Lehrkräfte. Und auch im Nachgang wird das Thema im Rahmen des GL- Unterrichts des 10. Schuljahres aufgegriffen und mit den von Frau Kaper zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien vertieft.
Eine besondere Bedeutung hat der Film, weil er das Leben und Wirken des jüdischen Schriftstellers und insbesondere seine Rolle als Zeitzeugen zu wichtigen Ereignissen des 20. Jahrhunderts herausstellt. So werden Themen wie die Folgen des Nationalsozialismus, die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die Revolution in Kuba, den Konflikt im Nahen Osten sowie den Fall der DDR für die Schülerinnen und Schüler auf anschauliche Weise aufgegriffen. Aus diesem Grund unterstützte auch die Bürgerstiftung Nidderau dieses wertvolle Angebot finanziell mit 500 €.
Quelle: Julia Hiekel