Spessart regional fördert Projekt in den Kommunen Birstein, Brachttal, Flörsbachtal, Jossgrund und Sinntal
Main-Kinzig-Kreis. – Die steigende Anzahl an Pflegebedürftigen ist auch im Main-Kinzig-Kreis ein wichtiges Thema. Dabei sind die Betroffenen und deren Angehörige oftmals überfordert, wenn es darum geht, maßgeschneiderte Pflege zu organisieren und sich einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu verschaffen. Das Problem wird nicht selten so lange ignoriert, bis fast gar nichts mehr geht. So muss es jedoch nicht sein. Denn: Die Pflegestützpunkte des Main-Kinzig-Kreises in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern bieten seit Jahren eine unabhängige und kostenlose Beratung zu allen Fragen der Pflege und Hilfeleistungen an – damit Menschen auch im Alter möglichst lange selbstbestimmt in ihrem gewohnten Umfeld wohnen bleiben können. Diese Angebote sollen nun stärker als bisher in den ländlichen Raum getragen werden.
„Die Nachfrage nach Beratungsangeboten ist hoch und wird in den Pflegestützpunkten auch sehr rege genutzt. Jedoch stellen wir fest, dass wir die unterstützungsbedürftigen Menschen in den ländlich geprägten Kommunen weniger gut erreichen. Das wollen wir ändern“, erklärte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler bei der Übergabe eines Zuwendungsbescheids für das Projekt „Mobile Beratung Leben im Alter“, das als Vorhaben der Regionalentwicklung von Spessart regional über das Förderprogramm LEADER mit 49.536 Euro unterstützt wird. In Zusammenarbeit mit der Abteilung Leben im Alter im Amt für soziale Förderung und Teilhabe des Main-Kinzig-Kreises wollen die Kommunen Birstein, Brachttal, Flörsbachtal, Jossgrund und Sinntal ein mobiles Beratungsangebot entwickeln und erproben. Zur Umsetzung des Vorhabens soll eine interkommunale Koordinierungsstelle eingerichtet werden, die im Pflegestützpunkt in Schlüchtern angesiedelt sein wird. Die Koordinierungsstelle wird zu einem großen Teil über das Förderprogramm LEADER finanziert, die Restsumme tragen die fünf Kommunen zu gleichen Teilen. Alle beteiligten Bürgermeister waren ins Main-Kinzig-Forum nach Gelnhausen gekommen, um diese wichtige Etappe für das Projekt zu begleiten.
„Viele ältere Menschen haben Probleme mit der Mobilität, sie wissen auch oft nicht, wie sie digitale Angebote nutzen können oder verfügen gar nicht erst über die Möglichkeit, sich im Internet über Beratungsangebote selbst zu informieren“, erklärt Yvonne Zednik, Leiterin der Abteilung Leben im Alter. „Es geht also darum, dass wir vor Ort stärker die Werbetrommel rühren und überall die Beratungsangebote sichtbar machen, wo ältere Menschen sie auch wahrnehmen: In Dorfzeitungen, Flyern, Schaukästen und auf Plakaten. Nicht zuletzt sind es natürlich auch die Familien der Seniorinnen und Senioren, die wir damit besser erreichen wollen“, erklärt Susanne Simmler. Zum Einsatz kommt dann auch der vom Main-Kinzig-Kreis zur Verfügung gestellte, vollständig eingerichtete Beratungsbus, der die Teams aus den Pflegestützpunkten zur mobilen Pflegeberatung in die Kommunen bringt.
Bei der Beratung über Pflege- und Hilfsleistungen geht es auch darum, wie die Wohnungen so umgestaltet werden können, dass sie möglichst barrierefrei genutzt werden können. „Durch die zahlreichen Gespräche, die wir mit Betroffenen und Angehörigen geführt haben, wissen wir, dass sich viele ältere Menschen die Sache unnötig schwermachen. Einfach, weil sie versuchen, ihren Alltag wie gewohnt zu leben. Sie passen ihr Umfeld nicht an ihre körperlichen Einschränkungen an. Hier geben wir ebenfalls Tipps und Hinweise und schauen uns bei Bedarf auch die Situation direkt vor Ort an“, erläutert Yvonne Zednik. Sollte das Pflege-Beratungsangebot gut angenommen werden, ist bereits die Ausweitung auf weitere Beratungsangebote, wie beispielsweise eine Rentenberatung oder Hilfe zur Pflege, vorgesehen.
Susanne Simmler und die Bürgermeister Frank Soer (Flörsbachtal), Thomas Henfling (Sinntal), Victor Röder (Jossgrund), Fabian Fehl (Birstein) und Wolfram Zimmer (Brachttal) tauschten sich mit Yvonne Zednik und Viyal Lode, die im Pflegestützpunkt tätig ist, über das Projekt aus, das nun bald in die Umsetzungsphase gehen kann. Gerade die Einbindung der Rathäuser sei wichtig, um im Bedarfs- und Notfall gezielt auf hilfebedürftige Menschen zugehen zu können, waren sich alle Anwesenden einig.
Quelle: Frank Walzer