Akademie für Gesundheit und Pflege: Nach dem Kreisausschuss macht auch der Kreistag den Weg frei für den Erweiterungsbau in Gelnhausen
Main-Kinzig-Kreis. – „Die Main-Kinzig-Akademie arbeitet sehr erfolgreich. Und bald können wir den letzten noch ausstehenden Schritt gehen und die Ausbildungsorte für Gesundheits- und Pflegeberufe in einem neuen, modernen Gebäude zentralisieren“, sagte Landrat Thorsten Stolz nach der einhelligen Entscheidung des Kreistags zum Neubau auf dem Gelände der Bildungspartner Main-Kinzig in Gelnhausen. „Die Politik sendet ein wichtiges Signal der Wertschätzung, aber eben auch unüberhörbar ein Signal, dass uns das Thema Fachkräftegewinnung im Main-Kinzig-Kreis umtreibt“, so Stolz, der dem Kreistag für das „klare Bekenntnis“ zu diesem Bauvorhaben dankte.
In der Main-Kinzig-Akademie werden aktuell schon rund 500 Menschen ausgebildet. Zu den Ausbildungsberufen zählt die Krankenpflegehilfe, Altenpflegehilfe, Pflegefachperson und operationstechnische Assistenten. Die Tendenz bei den Ausbildungszahlen geht seit Beginn der Neuaufstellung unter einem gemeinsamen Akademie-Dach Anfang 2023 klar nach oben, alleine gut 130 Auszubildende mehr sind es seither. Zusätzlich zu den Auszubildenden haben in diesem Jahr noch rund 600 Personen Fort- und Weiterbildungskurse besucht.
Diese Entwicklung ist aus Sicht des Ersten Kreisbeigeordneten und Sozialdezernenten Andreas Hofmann ein messbarer Erfolg der Main-Kinzig-Akademie. Sie sei bereits heute gut vernetzt, wenn man nur mal die 100 Kooperationspartnerschaften betrachte, auch aus umliegenden Landkreisen. Hofmann weist aber zugleich auf die derzeitige Lage hin. „Aktuelle Erhebungen zeigen, dass es eine hohe Altersstruktur unter Mitarbeitenden in der Pflege gibt, während der Bedarf an Gesundheits- und Pflegedienstleistungen steigt. Die Situation wird sich in den kommenden Jahren massiv verschärfen. Im Kreisgebiet fehlt schon jetzt eine dreistellige Zahl an qualifizierten Pflegefachkräften. Was wir im Rahmen unserer sozialpolitischen Möglichkeiten im Main-Kinzig-Kreis tun können, schöpfen wir aus. Wir übernehmen auf dem Feld der Gesundheit und Pflege Verantwortung für die Menschen in der Region“, so Hofmann.
Aktuell finden die Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote noch an drei getrennten Standorten statt, in den Räumlichkeiten des Alten- und Pflegezentrums in Rodenbach sowie in Gelnhausen am Wartturm und im Bildungshaus Frankfurter Straße. Durch die Entscheidung der Kreisgremien ist nun der mittelfristige Umzug in eine gemeinsame Akademie-Heimat näher gerückt. Die Standortsuche hatte der Kreisausschuss dem Kreistag überantwortet, die in der Abwägung vieler Faktoren im Jahr 2020 entschieden: Gelnhausen soll es sein.
Danach begannen die Planungen für das Projekt sowie die eigentliche Gründung der Main-Kinzig Akademie zum Jahresende 2022. Anfang 2024 wurden eine Machbarkeitsstudie und Volumenstudie fertiggestellt, die als fundierte Zielgröße einen Platzbedarf für rund 700 Auszubildende ermittelte. Der aktuelle Planungsstand ist eng daran angelehnt: Auf fünf Etagen soll der Erweiterungsbau den Bedarf für Aus-, Fort und Weiterbildung mit dem Zusammenschluss der Standorte und den avisierten Erweiterungen der Schülerzahlen überwiegend selbst decken. Durch den kurz vor dem Abschluss stehenden Erwerb eines benachbarten Grundstücks können diese Planungen nochmals auf die zusätzliche Grundstücksfläche adaptiert werden. Je nach Bedarf sollen zudem Räume des angrenzenden Bildungshauses, mittels eines abgestimmten Raumnutzungskonzeptes mit den Bildungspartnern Main-Kinzig, mitgenutzt werden. Die ersten Bauarbeiten auf dem Gelände sollen Ende 2025 beginnen. Der Finanzplan sieht Gesamtinvestitionen in Höhe von 22 Millionen Euro vor.
Auch inhaltlich wird die Main-Kinzig-Akademie im kommenden Jahr „ausgebaut“. Als weiterer Baustein kann im ausbildungsintegrierten Studium der „Bachelor Gesundheit und Pflege“ erreicht werden, inklusive Abschluss zur Pflegefachperson. Beginn ist im Sommersemester 2025 in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Mainz und den Main-Kinzig-Kliniken. Die geplante Physiotherapeutenschule soll ab Herbst 2025 mit dem ersten Ausbildungskurs starten. Darüber hinaus prüft die Main-Kinzig Akademie zeitlich nachgelagert in den Bereichen Ergotherapie und Logopädie ebenfalls auszubilden.
Die fachliche Verantwortung für den Aufbau der Main-Kinzig-Akademie hatte zunächst Geschäftsführerin Sibylle Hergert inne, bis zum Antritt ihres Bürgermeisterinnen-Amts in Flörsbachtal im Frühjahr dieses Jahres. Seit März führt Jörg Karnelka die Geschäfte, war zuvor bei den Main-Kinzig-Kliniken beschäftigt, seit 2018 in der Funktion als stellvertretender Geschäftsführer. Die Fachkräftesuche, laut Karnelka eine „immer drängendere Existenzfrage für viele Gesundheits- und Pflegebereiche“, ist ihm insofern gut bekannt. „Die Akademie gewinnt durch die gute Lage und modernsten Lernbedingungen in Gelnhausen zusätzlich an Attraktivität. Das ist für die Ausbildung und gerade auch für die weitere Entwicklung des Gesundheits- und Pflegestandorts Main-Kinzig nicht zu unterschätzen. Wer in der Region gut ausgebildet wurde, wer hier Praktika gemacht hat, wer die Vorzüge der medizinischen und pflegerischen Struktur im Kreisgebiet kennt, der wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auch hier beruflich Fuß fassen wollen. Mit dieser weiteren Entwicklung der Main-Kinzig-Akademie leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Versorgung der Menschen in der Region.“, so Karnelka.
Neben den Synergiechancen mit den Bildungspartnern Main-Kinzig waren die gute Anbindung zur Autobahn und zum ÖPNV Gründe für die Standortwahl an der Frankfurter Straße. Die Parkplatzsituation soll durch ein neues Parkhaus auf dem Gelände des Bildungshauses gemildert werden, auch über die durch den Lehrtrakt wegfallenden Plätze hinaus. Entlastung versprechen das Gebäudekonzept und die Zentralisierung auch für die Lehre und Administration der Main-Kinzig-Akademie. Die Nähe zum geplanten Azubi-Campus in Linsengericht, an der Stadtgrenze zu Gelnhausen, werde sich ebenfalls begünstigend für die weitere Entwicklung der Akademie auswirken, waren sich die Vertreterinnen und Vertreter in den politischen Gremien sicher.
„Die Erweiterung der Akademie ist ein Leuchtturmprojekt für den Main-Kinzig-Kreis, das weit über die Kreisgrenzen hinaus strahlen wird. Als starker Ausbildungsort wird die Main-Kinzig-Akademie heute schon wahrgenommen, und die Anziehungskraft wird mit dem Neubau noch einmal deutlich gesteigert“, fasste es Landrat Thorsten Stolz zusammen.
Bildunterschrift: Diese Darstellung bildet den aktuellen Planungsstand für den Erweiterungsbau (rechts) ab, angrenzend an das bestehende Bildungshaus (Mitte).
Quelle: Redaktion MKK Echo