Montag, November 10, 2025
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Die Löwin packt die Koffer: August-Gaul-Skulpturen ab 13. November im Liebieghaus in Frankfurt

Neue Glanzstücke aus eigener Sammlung im Museum Großauheim zu bewundern
Grazil und elegant steht sie da. Lebensgroß und lebendig wirkt sie. Ihre Bernsteinaugen ziehen den Besuchenden in den Bann: Die Große stehende Löwin des Bildhauers August Gaul ist das Glanzobjekt des Museums Großauheim – doch jetzt geht sie vorübergehend auf Reisen und kehr erst im Juni 2026 wieder an ihren Platz zurück. Begleitet wird sie von einigen Weggefährten.

Die Große stehende Löwin, die Bärengruppe und der trompetende Elefant des bedeutenden Großauheimer Bildhauers August Gaul (1869–1921) ziehen den Main hinab nach Frankfurt. Ab 13. November 2025 sind sie in der Ausstellung: „Tiere sind auch nur Menschen. Skulpturen von August Gaul“ im Liebieghaus am Frankfurter Museumsufer zu sehen.

„Die Große stehende Löwin, signiert 1900, ist ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts und liegt jeder Hanauerin und jedem Hanauer und insbesondere den Großauheimerinnen und Großauheimern sehr am Herzen. Es fällt uns nicht leicht, sie wieder aus ihrem heimatlichen Museumsumfeld zu entlassen. Daher freue ich mich umso mehr, dass ‚unsere‘ Löwin im renommierten Liebieghaus am Frankfurter Museumsufer einen verdienten Ehrenplatz erhält“, kommentiert Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Leihgabe der Städtischen Museen Hanau nach Frankfurt.

Das Liebieghaus widmet Gaul eine umfassende Ausstellung, die sein facettenreiches Werk präsentiert. Gaul gilt als einer der ersten modernen Bildhauer Deutschlands. Mit seinen eindringlich realistischen Tierdarstellungen eröffnete er um 1900 ein neues Kapitel der Skulpturengeschichte und wandte sich bewusst von der stärker dekorativen Bildhauerei des 19. Jahrhunderts ab. Ausgebildet in Hanau und an der Berliner Kunstakademie reichen seine Werke von fein gearbeiteten Statuetten bis hin zu monumentalen Skulpturen im öffentlichen Raum. Statt Tiere als Symbole von Macht oder Herrschaft darzustellen, zeigt er sie als autonome Wesen, geprägt von sorgfältiger Naturbeobachtung und klarer, reduzierter Formensprache. Wie viele Bildhauer seiner Zeit interessierte ihn die Tatsächlichkeit. Gauls Arbeiten wirken allein durch ihre Präsenz, ohne zu symbolisieren.

Neue Glanzstücke aus eigener Sammlung im Museum Großauheim

In Abwesenheit von Löwin, Elefant & Co. präsentieren die Städtischen Museen Hanau im Museum Großauheim neue Werke aus der eigenen Sammlung, die der Stadt Hanau in den vergangenen Jahren als Schenkungen aus Großauheimer und Berliner Privatbesitz zugegangen sind.

Zu sehen sind im Museum Großauheim ab 8. November 2025 folgende Objekte:

In der „Sala della Lionessa“ (im Saal der Löwin) sind an Stelle der Großen stehenden Löwin zwei kleinere Versionen des Motivs zu sehen, das Gaul immer wieder im Sinne einer neuen Gestaltungsauffassung überarbeitet hat. Nebeneinander präsentiert werden Parallelen und Unterschiede in den Werken aufgezeigt.

Gewürdigt wird auch der Berliner Unternehmer und Philanthrop Eduard Arnhold (1849–1925), der Käufer der Großen stehenden Löwin, der zu den bedeutendsten Kunstmäzenen im wilhelminischen Berlin gehörte. Zu sehen ist nun eine Fasanengruppe aus dem Jahr 1908, deren Entstehung auf einen Wunsch von Arnhold zurückzugehen scheint. Arnhold war im Aufsichtsrat der Dresdner Bank und Deutschen Reichsbahn, gehörte zu den Mitbegründern der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, war Stifter zahlreicher Wohltaten und Gründer der Villa Massimo in Rom. Die Städtischen Museen Hanau erhielten die Drei Fasane 2014 als Schenkung aus Großauheimer Privatbesitz. Einige Güsse gestaltete Gaul mit Vergoldungen an den Augen.

Auch eine neu errichtete Schafgruppe im linken Skulpturengang des Museums wurde – ebenso wie die Fasanengruppe – von Eduard Arnhold als Präsent an Geschäftspartner und Freunde überreicht.

In der Blickachse des Museums sind an Stelle der jungen Bären nun zwei Rehe aufgestellt, die Gaul 1913 für das Denkmal des Malers Walter Leistikow (1865–1908) gestaltete. Im Juli 1908 hatte sich der an Syphilis erkrankte Maler und Mitbegründer der Berliner Sezession während eines Kuraufenthaltes erschossen. Mit dem Entwurf eines Denkmals im Berliner Grunewald beauftragt, plante August Gaul eine sechs Meter breite Bankanlage mit flankierenden Rehen und einem Portraitrelief von Leistikow im Risalit. Mit dem Kriegsausbruch 1914 kam der Entwurf nicht zur Ausführung. Die beiden Modelle Schreitendes Reh und Sicherndes Reh, die nun im Museum Großauheim zu sehen sind, dienten nicht zur Vervielfältigung, sondern einzig zum Entwurf für das Denkmal und wurden erst von den Nachkommen nach Gauls Tod in Bronze gegossen.

Auch die Vitrine im Museum Großauheim wird neu bestückt. Hier sind die Werke zum Kleinen Tierpark zu sehen, die den Städtischen Museen Hanau in den vergangenen Jahren als Schenkungen zugegangen sind, darunter der Stehende Pinguin, das Käuzchen, der Strauß, der Seelöwe in Silber und das Kamel. Während der Kriegszeit, die für Bildhauer durch Materialknappheit geprägt war, gestaltete Gaul insgesamt 15 Kleinplastiken in Silber oder Bronze mit und ohne Vergoldung, in denen der in Hanau ausgebildete Ziseleur sein großes Können im kleinen Format unter Beweis stellte. Die erste Serie der beliebten Gruppe konnte erst nach dem Ersten Weltkrieg gegossen werden und ging bereits 1927 in den Besitz der Berliner Nationalgalerie über. Seit 2012 befindet sich eine nahezu vollständige Serie auch in Hanau in der musealen Sammlung.

Ausstellung im Liebighaus

Die Frankfurter Ausstellung lädt dazu ein, die besondere Eigenständigkeit der Skulptur an rund 100 Werken aus Bronze, Keramik und Marmor zu erleben. Dazu gehören zahlreiche Leihgaben aus Berlin, Hamburg, Hanau und Leipzig sowie die nahezu vollständige Frankfurter Privatsammlung von Senator Carlo Giersch. Die Präsentation erstreckt sich über fast alle Bereiche des Liebieghauses und setzt Gauls Werk in einen vielschichtigen Dialog mit Tierdarstellungen aus drei Jahrtausenden – von der Tierverehrung im Alten Ägypten über Mischwesen der griechischen Mythologie bis hin zu Haustieren im alten Rom und christlicher Symbolik. Die Ausstellung macht deutlich, wie eng Kunst und Wissenschaft bei Gaul miteinander verbunden sind. Darüber hinaus greift sie auch gesellschaftlich relevante Themen wie Großwildjagd, Massentierhaltung und Artenschutz auf. Eine mediale Installation mit Tierdarstellungen aus sozialen Netzwerken bildet den Abschluss und eröffnet den Blick auf das heutige Verhältnis von Mensch und Tier.

Pressekontakt Liebieghaus
Elisabeth Pallentin, Franziska von Plocki, Carolin Fuhr, Städel Museum, Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt am Main, Telefon: +49(0)69-605098-268, presse@liebieghaus.de

Städtische Museen Hanau

Museum Großauheim

Pfortenwingert 4

63457 Hanau
06181 / 2950 – 2148

E-Mail museen@hanau.de / www.museen-hanau.de

Öffnungszeiten Sa & So 11-17 Uhr

Pressekontakt: Ute Wolf

https://www.presse-service.de/data.aspx/static/?ID=1202144.html

Löwin von Gaul
© Städtische Museen Hanau, Kai Jakob
Löwin von Gaul
August Gaul (1869–1921) Stehende Löwin, 1899-1900 Bronze

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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