Mittwoch, Oktober 15, 2025
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„Ich liebe die Dynamik“ – Riebler über den Unterschied von Sprintdistanz und Ironman.

Die eine misst sich mit der Weltelite über die Ironman-Distanz, die andere startet gegen die Weltspitze auf der Sprintdistanz – Laura Jansen und Alice Riebler kämpfen in Triathlonwelten, die kaum unterschiedlicher sein könnten.
Die ehemalige Bad Orber Bundesliga-Athletin Jansen hat, wie berichtet, beim Ironman Hawaii mit einem hervorragenden 12 Platz wieder ein absolutes Topresultat abgeliefert. In den vergangenen Jahren hat sich die Ärztin zunehmend auf die langen Distanzen spezialisiert. Obwohl sie mittlerweile zur erweiterten Weltspitze im Langdistanz-Triathlon zählt, startet sie nicht mehr für die Bundesligamannschaft des Team Bad Orb. Für Jansen ist die Bundesliga, insbesondere beim Schwimmen, „zu schnell“, während Riebler, die seit zwei Jahren für das Bundesligateam antritt und meist mit der ersten Gruppe aus dem Wasser kommt, betont: „Ein Ironman wäre für mich viel zu lang.“ Ein Vergleich, der spannende Einblicke in die unterschiedlichen Anforderungen von Sprinttriathlon und Ironman bietet.
Beide Athletinnen trainieren im Schnitt rund 20 Stunden pro Woche, doch ihre Wettkämpfe könnten unterschiedlicher kaum sein: Riebler ist meist etwa eine Stunde im Einsatz, Jansen über neun Stunden. Der entscheidende Unterschied liegt in der Intensität und Energieverteilung: Während Jansen über viele Stunden in einem gleichmäßigen, kontrollierten Tempo unterwegs ist, muss Riebler innerhalb von nur einer Stunde ihre gesamten Ausdauer-,Kraft- und Energiereserven mobilisieren und bewegt sich dabei in einem enorm hohen Belastungsbereich. Ihr Training ist daher oftmals deutlich intensiver und härter, während Jansen – vereinfacht gesagt – mehr Umfänge und längere Einheiten in moderatem Tempo absolviert.
Auch die Renncharakteristik unterscheidet sich deutlich: In der Bundesliga sowie bei Europa-Cup-Rennen, in denen Riebler hauptsächlich startet, herrscht von Beginn an höchste Dynamik. Schon auf den ersten 100 Metern beim Schwimmen wird Vollgas gegeben – wer hier mit 20 Sekunden Rückstand aus dem Wasser kommt, verliert oft den Anschluss an die erste Radgruppe. Diese fährt in der Regel bis zu einer Minute schneller als die Verfolgerinnen – ein Rückstand, der beim Laufen kaum noch aufzuholen ist, berichtet Riebler. Beim Ironman hingegen bestimmt jede Athletin meist ihr eigenes Tempo. Wattwerte, Ernährung und ein gleichmäßiger Rhythmus sind entscheidend, um die 226 Gesamtkilometer ökonomisch und kraftsparend zu bewältigen.
Ganz anders ist das bei den Rennen über die Sprintdistanz: Hier prägen häufige Tempoverschärfungen, Attacken und technisches Kurvenfahren das Geschehen. Immer wieder kommt es zu Ausreißversuchen, da im Gegensatz zum Ironman das Fahren im Windschatten erlaubt ist. Dadurch werden die Rennen deutlich taktischer, explosiver und unvorhersehbarer.
Eine absolute Ausnahmeerscheinung im internationalen Triathlon ist der Norweger Kristian Blummenfelt. Er wechselt regelmäßig zwischen der Kurzdistanz und der Ironman-Distanz und zählt auf beiden Formaten zur Weltspitze. So sicherte sich der Norweger bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza den dritten Platz und ist zugleich erfolgreich auf der Kurzdistanz bei Weltcup-Rennen unterwegs – eine Vielseitigkeit, die im Triathlon höchst selten ist.
Auch die sogenannte vierte Disziplin, die Wechsel, zeigt die Gegensätze deutlich: Während sie beim Ironman eher eine geringe Rolle spielen – ob man fünf oder zehn Sekunden länger braucht, fast bedeutungslos – können sie in der Bundesliga rennentscheidend sein.
„Wenn ich beim Schwimmen ein paar Sekunden verliere, kann ich durch einen schnellen Lauf in die Wechselzone und einen perfekten Wechsel noch den Sprung in die erste Radgruppe schaffen, was für ein sehr gutes Endresultat von hoher Bedeutung ist“, erklärt Riebler. „Aber wenn es danach gleich richtig zur Sache geht, wird es brutal hart – ganz anders als beim Ironman, wo der Rhythmus von Anfang an deutlich konstanter sein sollte.“
Ein weiterer entscheidender Unterschied zeigt sich in der Regeneration: Nach einem Ironman benötigt der Körper meist mehrere Wochen, um sich vollständig zu erholen – nicht selten vergehen zwei bis drei Wochen, bis wieder intensives Training möglich ist. Nach einem Sprinttriathlon dagegen reicht in der Regel bereits eine kurze Erholungsphase von wenigen Tagen, bevor die Athletinnen wieder voll trainieren oder sogar den nächsten Wettkampf bestreiten können.
So unterschiedlich die beiden Distanzen auch sind, eines wird klar: Beide Leistungen sind nicht vergleichbar. Jansen und Riebler beweisen, dass sich Spitzenleistung im Triathlon auf völlig unterschiedlichen Wegen erreichen lässt – die eine über stundenlange Ausdauer, die andere über kompromisslose Intensität und höchstes Tempo.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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