Schöneck. Die Zeit drängt, denn bis zum 31.Januar 2026 müssen die Verträge mit dem Stromanbieter in Karben unterzeichnet sein. Bis dahin muss die Gemeinde aus 45 Anbietern für den Bau und den Betrieb eines Rechenzentrums den geeigneten Kandidaten aussuchen, mit ihm den Kaufvertrag für das Grundstück im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II ausgehandelt und unterschrieben und anschließend noch den millionenschweren Vertrag mit dem Stromanbieter unterzeichnet haben. Und das alles mit der von Teilen der Gemeindevertretung geforderten größtmöglichen Transparenz. „Das setzt den Gemeindevorstand vor zusätzliche Hürden, denn deswegen sind bereits 12 Interessenten abgesprungen, weil durch die geforderte Transparenz das Kaufangebot und interne Dinge des Kaufinteressenten vorab aufgedeckt werden würden“, berichtete Bürgermeisterin Carina Wacker (CDU) zu Beginn der Sondersitzung der Gemeindevertretung. Gefordert hatte die größtmögliche Transparenz und hatte im Übrigen auch ihre Zustimmung davon abhängig gemacht, hatte das vor allem die Fraktion der Grünen. Lange hatte die nicht nur skeptisch sondern auch ablehnenden dem Projekt gegenüber gestanden. „Wir stimmen der Beschlussvorlage heute Abend zu, weil sie erhebliche Änderung gegenüber dem ersten Bebauungsplanentwurfs enthält“, argumentierte Grünen-Sprecher Wolfgang Seifried. Der erste Entwurf sei nach Ansicht der Grünen zu sehr auf die Interessen des bisherigen Investoraspiranten, der Firma Hetzner, ausgerichtet gewesen. Die habe sich vor kurzem aber zurückgezogen, so dass einen Neuausrichtung möglich sei. Und die legte die Bürgermeisterin zu Beginn der Sitzung auch noch einmal offen. Danach wird die mögliche Gebäudehöhe von bisher 18 Meter auf 25 Meter inklusive Technikaufbauten, ausgenommen Schornsteine, erhöht. Dies ermöglicht eine zweigeschossige Bauweise, bei gleichzeitig weniger Bedarf an Grundfläche für das Gebäude. Unverändert mit rund 10,5 Hektar soll hingegen die Grundfläche bleiben. Da das Rechenzentrum selber davon aber voraussichtlich nur eine Teilfläche von etwa 6,7 Hektar Größe beansprucht, bleibt noch Raum für die Ansiedlung weiteren Gewerbes. Auf eine Verpflichtung für den Rechenzentrumsbetreiber, die durch das Zentrum anfallende Wärme zu Heizzwecken umliegender Wohnungen und Gebäude verwenden zu müssen, soll verzichtet werden. Das bleibe Aufgabe der Gemeinde und deshalb müsse dafür eine extra Firma gesucht werden. Abschließend wandte sich die Bürgermeisterin noch einmal bittend an die Gemeindevertretung: „ Auch wenn wir das Verfahren so transparent wie möglich machen und worüber die Bürgermeister anderer Gemeinde vor Verwunderung nur Kopfschütteln haben, weil derartige Verhandlungen ansonsten lediglich zwischen Gemeindevorstand und dem jeweiligen Interessenten erfolgen, so können wir nicht alle Kriterien offenlegen. Das würde uns angreifbar machen. Deshalb schenken sie uns das nötige Vertrauen. Wir werden die Verhandlungen mit größter Sorgfalt führen“. Diese Bitte schien bei den Gemeindevertretern angekommen zu sein, denn die anschließende Abstimmung ergab mit 26 Ja-Stimmen geschlossene Zustimmung aller fünf Fraktionen. Nach den Ferien soll nun in zwei Wochen die Offenlegung des Bebauungsplanentwurfes erfolgen.
Zu Beginn der lediglich 36 Minuten dauernden Sondersitzung war der bisherige Gemeindevertreter Arthur Unkrich (FWG) zum neuen Mitglied des Gemeindevorstandes ernannt und vereidigt worden. Die war notwendig, weil der bisherige ehrenamtliche Beigeordnete Manfred Geisler (FWG) sein Mandat niedergelegt hatte.
Jürgen W. Niehoff
3 Fotos anbei
1. Bürgermeisterin Carina Wacker den geänderten Bebauungsplan für das mögliche Rechenzentrum in Kilianstädten
2. Mehrfach wurde der Bebauungsplan für ein Rechenzentrum im Gewerbegebiet Kilianstädten Nord II geändert
3. Grünen-Sprecher Wolfgang Seifried erklärte den Widerstand seiner Fraktion bis zum Ende
Quelle: Jürgen W. Niehoff