Dienstag, September 23, 2025
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Für die Verkehrssicherheit regelmäßig vor Ort

Unfallkommission im Main-Kinzig-Kreis befasst sich intensiv mit Gefahrenpunkten im Straßenverkehr – Langwieriges Monitoring, enge Abstimmung der Fachleute

Main-Kinzig-Kreis. – Ein weißer VW fährt mit hoher Geschwindigkeit auf der L3445 an Neuberg-Ravolzhausen vorbei in Richtung Erlensee. Auf diesem Abschnitt der Landesstraße darf die Autofahrerin Tempo 50 nicht überschreiten. Ein Schild weist zudem auf den „Unfallpunkt“ hin. Dennoch dürfte sie die zugelassene Höchstgeschwindigkeit deutlich überschritten haben. „Gewöhnungseffekt“ würde die Unfallkommission da sagen. Kommt es öfters zu Unfällen an einer Stelle im Straßennetz, befasst sich die Kommission damit. Sie bewertet die Lage vor Ort und ordnet Maßnahmen an. Alleine in diesem Jahr bereiste sie 32 Stellen im Kreisgebiet, unter anderem die L3445 an der Einmündung zur Langenselbolder Straße nach Neuberg-Ravolzhausen.

Nicht zum ersten Mal ist diese Strecke Gegenstand der Beratungen in der Unfallkommission. Sichtbar wird das, wenn man sich die Straße und die Straßenränder genauer beschaut. Straßenmarkierungen wurden verändert, die zulässige Höchstgeschwindigkeit gedrosselt, Schilder versetzt, neue Schilder hinzugefügt. Ziel ist es, Unfallschwerpunkte und Gefahrenstellen wie diese sicherer zu machen. Im Erlass des Landes Hessen ist die Aufgabe genau beschrieben: Die „Verbesserung der Verkehrssicherheit“ solle durch das „Erkennen und Beseitigen von Unfallursachen durch die örtliche Untersuchung von Straßenverkehrsunfällen“ erfolgen. Und dafür treten die Fachleute jedes Jahr zusammen.

Der Unfallkommission gehören die Polizei, Hessen Mobil und die Straßenverkehrsbehörde des Main-Kinzig-Kreis an. Sie ist zuständig für die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Main-Kinzig-Kreis – zusammen immerhin mehr als 1.000 Straßenkilometer. Die Federführung liegt beim Main-Kinzig-Kreis im Amt für Sicherheit und Ordnung, Migration und Integration.

„Am liebsten wäre es den Mitgliedern, wenn sie sich über keinen echten Unfallschwerpunkt unterhalten müssten“, erklärt Andreas Hofmann, Erster Kreisbeigeordneter und zuständiger Dezernent. „Das ist aber leider utopisch. Die Gesamtzahl an Unfällen in der Region ist zuletzt leicht zurückgegangen, aber alleine im vergangenen Jahr sind auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Main-Kinzig-Kreis neun Menschen tödlich verunglückt.“

Mindestens einmal im Jahr tagt die Unfallkommission. Die Mitglieder begutachten die Gefahrenstellen dabei vor Ort, schauen sich die Beschaffenheit der Straßen, die Kurven, die Beschilderung, die Sichtweite, die Unfallhistorie und noch einige Faktoren mehr an. „Tagen“ kann man dabei wörtlich nehmen: Die Bereisung sämtlicher Gefahrenstellen erstreckt sich über einen ganzen Tag. Es geht schon mal von Sinntal bis nach Maintal, je nach Unfallstatistik und Meldungen. Die Unfallhäufungsstellen werden nach den Kriterien des entsprechenden Erlasses des Landes Hessen definiert und ausgewählt. In diesem Jahr kamen auf diese Weise 32 Straßenabschnitte zusammen. Gibt es dringliche neue Fälle, tagt die Unfallkommission auch öfter. In diesem Jahr werden es insgesamt drei Treffen sein.

Der Einmündungsbereich nach Neuberg-Ravolzhausen auf der L3445 gehört zu den Verkehrsknotenpunkten mit erhöhter Unfallhäufigkeit. Für den Zeitraum von 2021 bis 2024 hat die Kommission insgesamt 22 Vorkommnisse ausgewertet. Dabei handelte es sich um 14 Unfälle beim Abbiegen nach Ravolzhausen und um acht Unfälle beim Einbiegen auf die Landesstraße von Ravolzhausen beziehungsweise „Bei den Tongruben“ kommend. Zu welcher Uhrzeit haben sich die Unfälle ereignet? Welche Ursache lag zugrunde? Was hätte den Unfall weniger wahrscheinlich gemacht? Die eine allgemeingültige Antwort gibt es meist nicht. Und doch versucht die Kommission, wirksam die Unfallgefahr zu senken. Dazu gehört auch, in Kooperation mit den Städten und Gemeinden, die Geschwindigkeiten zu messen. Im konkreten Fall auf der L3445 fuhr bei verschiedenen Messungen im Jahr 2023 etwa jeder 18. Verkehrsteilnehmer zu schnell. Verschiedene Messungen über das Jahr 2024 zeigten keine Besserung: Sogar jedes elfte Fahrzeug war zu schnell.

Unfallkommission behält Gefahrenstellen im Blick

Die „Verbesserung der Verkehrssicherheit“ ist auf manchen Strecken also eine langwierige Aufgabe, während andere Gefahrenstellen hinzukommen können. Wie zum Beispiel die Kreuzung Hauptstraße/Bahnhofstraße in Bruchköbel, die von der Unfallkommission in diesem Jahr in den Blick genommen wurde: Das aktuelle Unfallgeschehen war Anlass dafür, die Stelle vor Ort zu begutachten. Ist die Ursache für die Unfälle die Erkennbarkeit der Ampel? Oder liegt es daran, dass die Kreuzung unübersichtlich ist? Oder schlicht daran, dass die Ampel in der Nacht auf gelbes Blinklicht umgestellt ist? Insgesamt wurden mehrere mögliche Ansatzpunkte erkannt und erste Änderungen vorgenommen, etwa bei den Stop-Schildern in der Bahnhofstraße.

Zu einer höheren Zahl an Unfällen ist es in jüngster Zeit auch in Steinau-Marjoß gekommen. Insbesondere in den Kurvenlagen der L3196 verletzten sich Motorradfahrer durch Stürze, teils mit erheblichen gesundheitlichen Folgen. Aus diesem Grund wird es noch in diesem Jahr ein Sondertreffen der Unfallkommission geben, um über die Situation auf der Strecke zu beraten. Als denkbare Lösungen kommen eine deutlichere Beschilderung und durchgezogene Fahrbahnmarkierungen in kritischen Abschnitten in Betracht – weitere Schritte nicht ausgeschlossen.

„Die Mitglieder der Unfallkommission machen es sich nicht leicht. Sie haben die Erfahrung und Expertise, was eine Unfallgefahr reduzieren kann und was rechtlich möglich ist. Das sind nicht immer die drastischen Sofortmaßnahmen, die sich manche Anwohnerinnen und Anwohner vielleicht wünschen“, sagte Erster Kreisbeigeordneter Andreas Hofmann. „Die Vielzahl an Beispielen, wie sich die Unfallgefahr nachhaltig hat verringern lassen zeigt den Erfolg der beständigen Sacharbeit.“

Bildunterschriften:

L3445: Mit der Landesstraße 3445 bei Ravolzhausen befasst sich die Unfallkommission schon länger. Jüngste Messungen zeigen ein weiterhin zu hohes Tempo der Fahrzeuge, trotz der abgesenkten zulässigen Höchstgeschwindigkeit.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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