Bischofsheimer Kita Gänsseestraße hat große Veränderungen durchlebt
Schwarz-weiß ist der Kita-Alltag in der Gänsseestraße in den Anfangsjahren. Die ältesten Fotos stammen aus 1960 – dem Jahr der Eröffnung des damals dreigruppigen Kindergartens der eigenständigen Gemeinde Bischofsheim. Lachend tummeln sich Kinder um ein flaches Wasserbecken, aufmerksam beobachtet von den „Tanten“ in weißen Schürzen, wie die Erzieherinnen damals genannt wurden. Wie im Zeitraffer verfliegt die Zeit beim Blättern durch die Fotoalben, zeigt räumliche und pädagogische Veränderungen.
Die Kita Gänsseestraße ist die älteste Kindertageseinrichtung in Maintal. Seit ihrer Eröffnung am 25. Juni 1960 hat sich vieles verändert: räumlich, konzeptionell und im Selbstverständnis. Was einst mit drei Gruppen und „Tanten“ begann, ist heute eine moderne Kinderrechte-Kita, in der 140 Kinder in sieben Gruppen von einem multiprofessionellen Team betreut werden. Das Haus ist sichtbar mitgewachsen: Bewegungsräume mit originaler Backsteinwand, ein Anbau für Kinder unter drei Jahren, Erweiterungen und Aufstockung.
Der weitläufige Flur ist Teil des Raumkonzepts. An den Wänden hängen farbenfrohe Kinderkunstwerke. Fotos dokumentieren nicht nur den abwechslungsreichen Kita-Alltag, sondern sind Wegweiser und Schlüssel zur Sprache. „Wir arbeiten viel mit Fotos und Bildsprache“, erklären Leiterin Anke Marburger und ihre Stellvertreterin Ulrike Neumaier. Zusammen mit den 35 Kolleg*innen (pädagogisches Team mit Auszubildenden, Praktikant*innen und Hauswirtschaftskräften) sind sie ein eingespieltes Team, das sich aufeinander verlassen kann und sich wertschätzt.
„In den Gruppenräumen wird sichtbar, was uns begeistert – und die Teams können sich mit ihren Talenten einbringen“, betont Marburger. So entsteht aus vielen Einzelteilen ein stimmiges Ganzes. Auch weil sich alle wertgeschätzt und beteiligt fühlen – von den Großen bis zu den Kleinen. Daher ist die Einrichtung seit 2018 Kinderrechte-Kita. „Uns ist wichtig, das Team, die Kinder und Familien bei Entscheidungen einzubeziehen“, sagt Marburger und meint damit nicht nur die Gucklöcher, die während den Sanierungsarbeiten eines der Kinderbäder erlaubten, das Geschehen auf der Baustelle zu verfolgen. Bei der Gestaltung des Außengeländes 2018 wurden die Kinder und das Team schon bei der Planung eingebunden. Die Jungen und Mädchen konnten ihre Ideen und Wünsche einbringen, haben 3D-Modelle entworfen und an Baustellenbegehungen teilgenommen.
„In den letzten Jahren haben wir kräftig in die Erneuerung von Küche, Bad und Außengelände investiert. Mit dem Umbau der ehemaligen Hausmeisterwohnung sind zwei neue Gruppenräume entstanden. Damit ist die Kita Gänsseestraße eine der bestehenden Kitas, in denen es durch Erweiterungsbauten gelungen ist, zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen“, erklärt Bürgermeisterin Monika Böttcher als zuständige Dezernentin für Bau- und Gebäudemanagement sowie Kinderbetreuung in Maintal.
Wenn es um Kinderrechte geht, ist Beteiligung nur ein Element. „Wir möchten Kinder stärken, damit sie sich zu selbstbewussten und selbständigen Persönlichkeiten entwickeln können“, sagt Neumaier. So ermöglicht das teiloffene Konzept den Kindern, sich frei im Haus zu bewegen und ihren Interessen zu folgen, ohne die feste Gruppenbindung zu verlieren. „Kinder sollen erleben, dass ihre Stimme zählt, dass sie selbstwirksam und wertvoll sind“, betont Neumaier. Dies im Kita-Alltag zu leben, zu bewahren und zu reflektieren, zeichnet die pädagogische Arbeit aus.
Der Blick auf Kinder und Kindheit hat sich seit Bestehen der Kita enorm gewandelt. Für Marburger und Neumaier war es spannend, in die Geschichte der Einrichtung einzutauchen, mit langjährigen und ehemaligen Kolleg*innen zu sprechen und durch den Blick auf das Früher auch das Heute mit anderen Augen zu sehen. Waren es früher die „Tanten“, die die Kinder beim Spielen beaufsichtigten, ehe sie zum Mittagessen von ihren Müttern abgeholt wurden, wird heute eine qualifizierte pädagogische Ausbildung vorausgesetzt, die nicht nur die Gruppe, sondern vor allem das einzelne Kind in den Blick nimmt, dessen Entwicklung beobachtet und begleitet, Bedürfnisse erkennt und die Arbeit dokumentiert.
35 Kolleg*innen arbeiten in der Einrichtung – viele schon seit Jahren. Die Konstanz und Wertschätzung im Team tragen dazu bei, dass ehemalige Kita-Kinder als Praktikant*innen oder angehende Fachkräfte zurückkehren. Eine Verbindung, die bleibt – wie die positive Erinnerung an eine ganz besondere Kita-Zeit.
Baugeschichte der Kita Gänsseestraße
1960 Eröffnung des Kindergartens Gänsseestraße mit drei Gruppen und Planschbecken.
1965 Erweiterung auf vier Gruppen. Die offene Liegehalle wird als Gruppenraum ausgebaut.
1970 Das Dorfgemeinschaftshaus (Mehrzweckraum) wird als fünfte Gruppe genutzt. Parallel wurden die Übungsstunden des Gesangvereines „Liederlust“ darin abgehalten.
1970 Erstmals wird Mittagessen für die Kinder zubereitet. 40 Tagesheimplätze entstehen.
1978 Anbau von zwei weiteren Gruppenräumen, Waschraum, Büro, Personalzimmer und Flur.
Das Dorfgemeinschaftshaus wird Mehrzweckraum. Das Planschbecken wird zurückgebaut.
1986 Sanierung des Altbau-Waschraums
1987 Erweiterung/Umbau der Küche
1991 Sanierung des „Affen“-Gruppenraums.
1992 Der gemeinsame, seit 1979 geforderte Eingang, sowie die Flurverbindung zwischen Alt- und Neubau entstehen. Im neu errichteten Anbau haben auch ein Büro und ein großes Personalzimmer Platz.
1993 Neugestaltung des Außengeländes.
2010 Erweiterungsbau für Kinder unter drei Jahren und Aufstockung des vorderen Gebäudes.
2018 Naturnahe Neugestaltung des Außengeländes.
2019 Erweiterung des Außengeländes um einen Bolzplatz.
2020 Küchenumbau
2021 Kita übernimmt die Räume der ehemalige Hausmeisterwohnung/ Betreuung der Waldschule, auch der Innenhof wird miteinbezogen. Es entstehen zwei neue Gruppenräume, ein zusätzliches Kinderbad und ein geräumiger Spielflur.
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65 Jahre Kita Gänsseestraße
© Stadt Maintal
65 Jahre Kita Gänsseestraße
Das Außengelände wurde mittlerweile naturnah gestaltet. Die Zeiten von Kunststoff, Altreifen und Metall sind vorbei.
Quelle: Redaktion MKK Echo