Reiner Kegelmann blickt auf erfolgreiche Hanauer Saison 2024/25 zurück
Am vergangenen Dienstag, 1. Juli hat rechnerisch ganz offiziell die neue Handballsaison 2025/26 begonnen. Der Drittligakader der Grimmstädter befindet sich bereits seit drei Wochen in der Sommervorbereitung auf die anstehende Runde. Die perfekte Zeit also, um mit Reiner Kegelmann, dem sportlichen Leiter der Handballspielgemeinschaft aus Kesselstadt und Steinheim über die vergangene Spielzeit zu sprechen und auch einen Blick nach vorne, auf die kommenden Aufgaben, zu werfen.
Hallo Reiner, wie geht es dir? Wie hast Du die abgelaufene Runde 2024/25 erlebt und was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Reiner Kegelmann: „Vielen Dank, mir geht es sehr gut. Die Zeit zwischen den Saisons habe ich wieder für meinen Sommerurlaub nutzen können und ich denke auch unsere Mannschaften haben sich in dieser Zeit gut erholen können. Die Spielzeit 2024/25 war natürlich ein Auf und Ab, aber ganz besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Derbys in der Staffel Süd-West der 3. Liga. Gerade vor voller Halle gegen den TV Gelnhausen, das war wirklich ein tolles Spiel. Wir haben zwar die erste Halbzeit etwas verschlafen, unsere Mannschaft kam aber noch einmal richtig gut zurück. Eine großartige Atmosphäre und eine hochinteressante Partie zweier starker Teams. Besonders bemerkenswert war, dass alle Derbys in dieser Saison wirklich sehr fair durch die jeweiligen Vereine gestaltet wurden.“
Zählt eines dieser Derbys auch zu Deinen sportlichen Highlights? Und warum?
Reiner Kegelmann: „Ja, natürlich. Da muss ich das Drittligaspiel gegen Nieder-Roden hervorheben, welches ein echtes Highlight war. Gegen die „Baggerseepiraten“ war es am Ende wieder richtig knapp und das Spiel wurde erst in den letzten Sekunden entschieden. Es hat mich enorm gefreut, wie die Mannschaft in dieser für sie so schwierigen Runde alles reingeworfen hat. Gerade unser erfahrenster Mann, Benedikt Müller –der mit zahlreichen Paraden vorangegangen ist – oder David Rivic und Cedric Schiefer, die alles auf der Platte gelassen haben. Am Ende war es ausgerechnet mit Sebastian Hein einer unser Jüngsten, der die Partie mit seinem Treffer entschieden hat. Das war klasse.“
Bleiben wir doch kurz bei unserer Drittligamannschaft: Für das Team war es keine einfache Runde, auch wegen der vielen Verletzungen. Am Ende steht ein neunter Tabellenrang. Wie bewertet die sportliche Leitung die Saison 2024/25?
Reiner Kegelmann: „Mit dem neunten Tabellenplatz können wir gut leben. Es war wirklich keine einfache Runde, das ist korrekt. Gerade mit den vielen Verletzten und der ständigen Integration von neuen Spielern in die Mannschaft. Wir hatten eigentlich keine Phase, in der Trainer Hannes Geist und sein Team auf den kompletten Kader zurückgreifen konnten. Allerdings sieht man dabei auch, dass unser vor ein paar Jahren eingeschlagener Weg – sowie das dahinterstehende Konzept und die enge Verzahnung unserer Mannschaften – immer mehr greift. Das war es, was in dieser Runde besonders gefruchtet hat, nämlich das Zusammenspiel zwischen Trainer und Mannschaft in den Trainingseinheiten. Wir haben es geschafft, viele junge und neue Spieler sowie Akteure aus der zweiten Mannschaft in den Drittligakader zu integrieren und alle haben auf diesem hohen spielerischen Niveau ihren Mann stehen können. Das war herausragend.“
Trotz aller verletzungsbedingter Rückschläge: Wie hat sich die Hanauer Drittligamannschaft im vergangenen Jahr entwickeln können?
Reiner Kegelmann: „Die Entwicklung war, das kann man durchaus so sagen, recht gut. Viele junge Spieler, die im letzten Jahr noch im Schatten von anderen Akteuren gestanden haben, sind in dieser Saison zu echten Führungsspielern gereift oder haben neue Rollen im Team erfolgreich für sich entdeckt. Da möchte ich zum Beispiel Dennis Gerst hervorheben, der – als der im Rückraum gebraucht wurde – eine herausragende Saison gespielt hat. Oder Cedric Schiefer, der mit seinen Toren ein ums andere Mal aus dem Team hervorragte. Mit Sebastian Hein hat zudem einer unserer Perspektivspieler eindrucksvoll seinen Weg in die Mannschaft gefunden. Darauf dürfen – nein, müssen wir – als Verein stolz sein. Das Team hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt und ich gehe davon aus, dass wir diesen Trend auch in naher Zukunft fortsetzen können.“
Du sprichst die HSG-Perspektivspieler gerade an: Sebastian Hein, Ben Scharriär oder Björn Gernoth aus der eigenen A-Jugend haben oft auf sich aufmerksam gemacht. Wie bewertest Du den Hanauer Handballnachwuchs?
Reiner Kegelmann: „Die jungen Perspektivspieler haben sich sensationell in die Mannschaft hineingearbeitet, sind aber auch wirklich gut im Team aufgenommen worden. In der ersten und zweiten Mannschaft haben sie ihre Spielanteile erhalten und diese auch genutzt, um sich in den Vordergrund zu rücken. Dieses Sammeln von Erfahrung hat sich vor Kurzem auch auf die Qualifikationsrunde unserer A-Jugend für die Jugendhandball-Bundesliga positiv ausgewirkt. Spieler wie Björn Gernoth, Ben Scharriär oder Sebastian Hein haben in der Saison 2024/25 einen riesigen Sprung gemacht. Da sind wir absolut auf dem richtigen Weg!“
Seit dem Trainingsauftakt am 15. Juni hat die HSG Hanau einen neuen Drittliga-Trainer: Axel Spandau übernimmt für Hannes Geist, der fortan sich voll auf die Geschäftsführertätigkeit konzentriert. Welche Erwartungen setzt Du in Axel? Was gilt es jetzt für ihn anzupacken?
Reiner Kegelmann: „Axel Spandau bringt einfache eine riesige Erfahrung mit nach Hanau. Ich kenne ihn schon ewig und bin der festen Überzeugung, dass er zum jetzigen Zeitpunkt genau der richtige Mann für uns ist – wie das restliche Trainerteam auch. Jetzt gilt es neuen Wind in die Mannschaft hineinzubringen, die eine oder andere Sache im Spiel anzupassen und mit den Jungs den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Ich erwarte, dass so der eine oder andere Spieler noch an seinen Schwächen arbeitet und sich weiterentwickeln kann.“
Talentiertes Spielermaterial hat Spandau dafür reichlich zur Verfügung. In den vergangenen Wochen wurden die Verträge mit zahlreichen Leistungsträgern verlängert. Auch die beiden erfolgreichsten Torschützen im Team, David Rivic und Cedric Schiefer bleiben mit an Bord. Wie glücklich bist Du über ihre Verlängerung und hat das nicht Signalwirkung für das restliche Team und den Verein?
Reiner Kegelmann: „Natürlich haben wir mit David und Cedric zwei Spieler, die sich riesig entwickelt haben. Gerade David Rivic ist für mich der beste Kreisläufer in der 3. Liga. Nicht nur im Angriff, sondern auch in der Abwehr – dort kann man ihn im Innenblock wie auch auf der Halbposition spielen lassen – das macht uns extrem flexibel. Cedric Schiefer fehlt im Rückraum zwar manchmal noch etwas die Beständigkeit, ich habe ihn aber bereits jetzt als einen unserer Führungsspieler in der neuen Saison auf der Liste.“
Für die neue Saison hat die HSG zudem mit Jan-Philipp Winkler ein interessantes Talent für die Mittelposition und mit Lukas Böhm einen erfahrenen Zweitligaspieler verpflichtet. Wie zufrieden bist Du mit den beiden Transfers?
Reiner Kegelmann: „Ich bin hochzufrieden! Mit dem Wechsel von Jan-Philipp haben wir einen weiteren ehrgeizigen Spielertypen für Rückraum Mitte gewinnen können, der mit Jan-Eric Ritter ein gutes Duo stellen wird. Lukas hingegen wird mit seiner Erfahrung im rechten Rückraum in jedem Fall der Mannschaft weiterhelfen können. Ich bin sehr froh, dass wir ihn verpflichten konnten und so die Mannschaft mit einem erfahrenen Linkshänder verstärkt haben. Seine zahlreichen Spiele für die Wölfe Würzburg in der 2. Handball-Bundesliga und seine Auslandserfahrung sprechen für sich. Er soll bei uns eine echte Führungsfigur werden.“
Schauen wir auch auf unsere 2. Mannschaft: Die Jungs von Trainer Ibo Ücel haben vor Kurzem die Vizemeisterschaft in der Oberliga gefeiert, zeigten dabei gerade im Angriff Woche für Woche überzeugende Leistungen. Auch wenn es nicht zum Aufstieg gereicht hat, wie sieht Dein Saisonfazit für die Drittliga-Reserve aus?
Reiner Kegelmann: „Auch da muss man ganz klar sagen: Was die Mannschaft mit dem dünnen Kader in dieser Saison gerissen hat, war sensationell. Natürlich fehlte etwas die Beständigkeit, was aber auch den Verletzungen und der Integration der A-Jugendlichen geschuldet war. Letztere haben sich allerdings riesig entwickelt und geben der Mannschaft einen Rückhalt. Auch in dieser Saison werden wir wieder mehrere A-Jugendliche in den Oberligakader übernehmen. Gemeinsam mit den Perspektivspielern der 1. Mannschaft sollen sie dort ihre Spielanteile erhalten. Für diese junge Mannschaft ist die Oberliga genau die richtige Spielklasse. Sie haben bereits bewiesen, dass sie oben mitspielen können.“
Gerade das Saisonfazit von Übel hob hervor, dass sich aus den erfahrenen Spielern im Oberliga-Kader und den zahlreichen Nachwuchskräften eine echte Einheit geformt hat. Ist das auch wieder ein Signal für erfolgreiche Jugendarbeit der HSG Hanau?
Reiner Kegelmann: „Ibo hat das wirklich herausragend gemacht. Nachdem er das Team im letzten Sommer übernommen hat, wurde daraus eine wirklich feste Einheit geformt. Die Weiterentwicklungen ließen sich von Spiel zu Spiel feststellen und auch die Nachwuchskräfte hat er wunderbar integrieren können. Das war wirklich ein erfolgreiches Jahr für unsere 2. Mannschaft. Jetzt freuen wir uns darauf, dass er auch im nächsten Jahr unser Trainer bleibt.“
Apropos erfolgreiche Jugendarbeit: Die A-Junioren der HSG Hanau sind zurück auf der großen Handballbühne. Im Mai gelang beim Qualifikationsturnier in Rimpar der Sprung in die 2. Jugendhandball-Bundesliga. Wie wichtig ist der Erfolg für die Weiterentwicklung dieses talentierten Jahrgangs?
Reiner Kegelmann: „Unsere jungen Spieler sind im Erwachsenenbereich in den vergangenen Monaten sehr oft zum Zug gekommen und haben sich über viele Trainingseinheiten – teilweise bis zu sechs oder sieben Mal die Woche – super weiterentwickelt. Schlussendlich waren sie dann auch ein wichtiger Teil dieser Qualifikation zur 2. Jugendhandball-Bundesliga. Das ist eine sehr positive Entwicklung, die uns als Verein natürlich mit Stolz erfreut. Der Dank gilt den Trainerteams, die diesen jungen Wilden Woche für Woche vertrauen und natürlich den beiden Männermannschaften, die es schaffen, die Youngsters nahtlos zu integrieren. So tragen wir alle zum Weg der HSG Hanau bei.“
Können wir uns also sicher sein, dass auch in Zukunft weiter talentierte Nachwuchsakteure den Sprung aus der Oberliga bzw. der Jugendhandball-Bundesliga in das Drittligateam der HSG Hanau schaffen können?
Reiner Kegelmann: „Natürlich! Ich gehe fest davon aus, dass auch in Zukunft talentierte Jugendliche den Sprung aus den Juniorenteams in die 2. Mannschaft oder in das Drittligateam schaffen. Das ist die DNA der HSG Hanau. Seit 16 Jahren praktizieren wir diese Nachwuchsarbeit und gerade deswegen besteht der Oberliga-Kader zu einem großen Teil aus eigenen Nachwuchsakteuren. Auch im Drittligateam befinden sich einige Spieler, die den Weg durch die Hanauer Jugendmannschaften genommen haben und jetzt ein wichtiger Bestandteil des Kaders sind. Das kommt nicht von ungefähr, sondern weil wir in den vergangenen Jahren unheimlich viel Herzblut investiert haben, um weiterhin den Gründungsgedanken der HSG Hanau umzusetzen: Mit eigenen Spielern, aus der Region, erfolgreich Handball zu spielen.“
Was wünschst Du der HSG Hanau für die kommende Saison? Welche Ziele sollten sich gesetzt werden und dürfen die Fans des Blauen Blocks auch wieder einmal von der Teilnahme an einer Aufstiegsrunde in der 3. Liga träumen?
Reiner Kegelmann: „Träumen lässt sich natürlich immer. Wir hatten schon drei Mal die Teilnahme an der Aufstiegsrunde und weit waren wir von den vorderen Mannschaften in der letzten Saison nicht entfernt. Keine Frage, Krefeld und Gelnhausen haben eine herausragende Runde gespielt, aber dahinter war das Verfolgerfeld dicht beisammen. Ich denke, wir werden auch dort nächste Runde wieder anknüpfen können und wenn es nicht für ganz oben reicht, dann eben im Jahr darauf. Für die anstehende Saison wünsche ich allen Mannschaften viel Erfolg und vor allem eine verletzungsfreie Saison. Wir wollen wieder mit offensivem Handball unsere Fans des Blauen Blocks in der Main-Kinzig-Halle begeistern und dafür sehe ich die Drittligamannschaft auf einem guten Weg.“
Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: Redaktion MKK Echo