„Auf keinen Fall umrühren“, lautet die Anweisung, die Lehrerin Anja Enninga den Schülerinnen und Schülern aus Freigericht, Feldkirch, Antwerpen und Bordeaux gibt, die im Rahmen eines Erasmus Ökologieprojekts zu Gast an der Hermann-Tempel-Schule in Ihlow/Ostfriesland waren. Mit viel Spaß zelebrieren die Schülerinnen und Schüler ihre erste ostfriesische Teezeremonie ganz stilecht. Erst die Kluntjes in die Tassen, Tee aufgießen, bis ein Knistern der Kluntjes zu hören ist, dann mit dem Löffel eine kleine Menge Sahne vorsichtig an den Rand der Tasse tröpfeln, bis sich kleine Sahnewölkchen bilden. Dann kommt das Genießen. Ganz nebenbei wird noch ein wenig ostfriesisches Platt gelernt – wenigstens ein paar Höflichkeitsausdrücke sollen alle beherrschen. Das war nur eines von vielen spannenden Erlebnissen, an denen fünf Schülerinnen und Schüler der Kopernikusschule zusammen mit den begleitenden Lehrkräften Maren Records und Olaf Sailer teilnehmen konnten. Auf dieser letzten Station des Projekts „Researching and saving Ecosystems in Europe“, bei dem es zuvor schon Treffen in Freigericht, Gulpen/Niederlande, Antwerpen/Belgien, Bordeaux/Frankreich, Feldkirch/Österreich und Læsø/Dänemark gegeben hat, sollten gleich zwei verschiedene Ökosysteme untersucht werden. Unter der fachkundigen Anleitung der Klosterwaldfreunde e.V. wurde der schulnahe Ihlower Forst untersucht, einer der ältesten natürlichen Wälder Ostfrieslands. Aufgelockert mit lustigen Spielchen, z.B. dem Ertasten von Baumarten mit verbundenen Augen, wurde auch wissenschaftlich gearbeitet. Tiere im Totholz wurden bestimmt, Pflanzen kartiert und Fraßspuren an Tannenzapfen untersucht. Einen extremen Kontrast dazu stellte dann das Ökosystem Watt dar, das bei einer Tagesfahrt nach Greetsiel untersucht wurde. Für viele war es die erste Begegnung mit einem echten Schlickwatt. Eine tolle Erfahrung, wenn man bis zu den Knien im glitschigen Schlick watet und dabei noch viele Arbeitsaufträge erledigen muss: Strandkrabben fangen, Muscheln, Ringelwürmer und Schlickkrebse ausbuddeln und Wasserproben mit Kieselalgen entnehmen. Abgerundet wurde der Ausflug mit einer Besichtigung der Salzwiesen und einem Besuch des Nationalparkhauses mit einer interaktiven Ausstellung und tollen Workshops. Im Windkanal einen Sturm erleben, Muscheln bestimmen, Plankton mikroskopierten und Vieles mehr. Neben der thematischen Projektarbeit haben Erasmus-Projekte auch immer das Kennenlernen anderer Kulturen und die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern aus anderen Ländern im Blick. Beim gemeinsamen Sporttreiben, beim Pizzabacken und bei der Vorbereitung und dem Genießen eines internationalen Dinners konnte man das genauso erleben, wie bei gemeinsamen Aktionen in den Gastfamilien, bei denen die Besucher untergebracht waren. Viele neue Freundschaften sind sicherlich dabei entstanden, und Ostfriesland werden alle in ihr Herz geschlossen haben, mit Tee und ostfriesischem Platt: „Löppt“? „Mutt ja“!
Quelle: Thorsten Weitzel