Neues Gräberfeld für Alevitische Gemeinde auf dem Hauptfriedhof Hanau
Die Stadt Hanau hat auf dem Hauptfriedhof ein neues Gräberfeld für die Alevitische Gemeinde Hanau und Umgebung e.V. eingerichtet. Mit dieser Maßnahme wird nicht nur ein schon länger gehegter Wunsch der Gemeinde erfüllt, sondern auch ein weiterer Schritt in Richtung gelebter Vielfalt und religiöser Teilhabe in der Brüder-Grimm-Stadt vollzogen.
Insgesamt können auf dem neu geschaffenen Areal in den kommenden Jahren 114 Grabstätten entstehen. Ein Grünstreifen in Richtung der Friedhofsmauer bleibt zunächst unberührt – hier soll bewusst Raum für natürliches Wachstum und Gestaltung bleiben, passend zum Charakter des alevitischen Glaubens, der auch der Natur einen wichtigen Platz einräumt.
„Wir sind stolz, einen so schönen Hauptfriedhof in Hanau zu haben – eine grüne Lunge in der Stadt, ein Ort des Gedenkens, der Ruhe und des Respekts. Aber auch ein Ort der Erinnerung, an dem man gerne verweilt. Deshalb berücksichtigen wir bei der Gestaltung religiöse und kulturelle Bedürfnisse sehr bewusst“, sagte Stadträtin Isabelle Hemsley bei der Einweihung des Feldes. Hanau sei bunt und vielfältig mit 148 Nationen, die in der Stadt leben, hier eine Heimat gefunden und Wurzeln geschlagen haben. „Diese Wurzeln gehen über das Leben im Hier und Jetzt hinaus und ein stückweit in das Leben danach über“, so Hemsley weiter.
Mit dem neuen Gräberfeld der Alevitischen Gemeinde geht die Stadt einen weiteren Schritt Richtung gelebter Vielfalt. „Wir haben von Seiten der Stadt versucht, die Wünsche der Gemeinde hier auf dem Gräberfeld umzusetzen“, erklärte die Stadträtin. Der alevitische Glaube strebe nach dem „vollkommenen Menschen“ – und um diesen Zustand zu erreichen, reiche ein einzelnes Leben nicht aus. „Die Seele durchläuft viele Stadien, bis sie das göttliche Licht erreicht. Diese Vorstellung vom Übergang spiegelt sich auch im Wunsch wider, das neue Gräberfeld nach dem Sonnenaufgang auszurichten – als Symbol für einen neuen Beginn und dieses göttliche Licht.“
Emin Yurtsever, Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde Hanau und Umgebung, dankte der Stadt für die enge Zusammenarbeit und das offene Miteinander. „Die ersten Mitglieder unserer Gemeinde kamen vor rund 60 Jahren nach Hanau. Dass ihre Nachkommen heute in Hanau leben, wirken und hier auch ihre letzte Ruhestätte finden, zeigt, wie sehr Hanau zu ihrer Heimat geworden ist. Für uns Aleviten ist der Tod kein Abschied, sondern ein Übergang – eine Rückkehr in den Kreislauf des Lebens.“ Dieses Gräberfeld sei deshalb nun ein Ort des Friedens, der Trauer, aber auch der Hoffnung. „Immer mehr alevitische Menschen lassen sich in Hanau beisetzen, um in der Nähe von Familie, Freunden und in ihrer Stadt zu bleiben“, erklärte Yurtsever.
Zudem würdigte der Gemeinde-Vorsitzende die Unterstützung durch die Stadt als „ein deutliches Zeichen für Wertschätzung von Vielfalt und religiöser Freiheit“ und betonte den Wunsch nach weiterhin guter Zusammenarbeit: „Sie fördert das Zusammenleben in unserer Stadt – und das ist für uns von großem Wert.“
Genau das sei das Ziel Hanaus, betonte auch Isabelle Hemsley. „Wir sind alle Hanauerinnen und Hanauer – egal welcher Herkunft oder welchen Glaubens. Diesen Gedanken einer gleichwertigen Gemeinschaft auch zu leben, ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je.“
Die Alevitische Gemeinde Hanau und Umgebung e.V.
Insgesamt leben nach Schätzungen etwa 2.500 bis 3.000 Alevitinnen und Aleviten in Hanau. Rund 450 von ihnen sind Mitglieder der Alevitischen Gemeinde Hanau und Umgebung. Die Gemeinde wurde 1997 gegründet und ist als Verein organisiert. Finanziert wird dieser durch Mitgliedsbeiträge, Sponsoring und Teilnahme an städtischen Festen, wie dem Lamboyfest oder dem Bürgerfest in Hanau. Angestrebt wird eine Zusammenarbeit und ein Austausch, unter anderem mit der Stadt Hanau, politischen Parteien, der Polizei, Kirchen und Gemeinden.
Die Alevitische Gemeinde Hanau hat Angebote in den Bereichen Glaube, Kunst und Kultur, Bildung und Sport für die Mitglieder. Mit dem Gemeindezentrum, dem sogenannten Cemevi, hat die Gemeinde seit 2010 in der Benzstraße eine eigene Immobilie erworben. Das Cemevi ist ein zentraler Ort für Begegnung und Rituale. Dort finden unter anderem Trauerfeiern, Beisetzungszeremonien und das traditionelle Totenmahl statt – ergänzt wird dieses Angebot nun durch das neue Gräberfeld auf dem Hanauer Hauptfriedhof.
Das Alevitentum ist in Deutschland als eigene Religion anerkannt. Es steht für Toleranz, Humanismus und die Vorstellung vom ständigen Werden des Menschen. Im Zentrum steht der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele und ihre Rückkehr in einen kosmischen Kreislauf – eine Lehre, die Hoffnung und Trost über den Tod hinaus spenden soll.
Pressekontakt: Julia Oppenländer
Bild: Freude über das neue Gräberfeld der Alevitischen Gemeinde auf dem Hauptfriedhof Hanau
© Stadt Hanau / Moritz Göbel
Freude über das neue Gräberfeld der Alevitischen Gemeinde auf dem Hauptfriedhof Hanau
Gemeinsames Bild der Alevitischen Gemeinde mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt und des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS) auf dem Areal für das neue Gräberfeld.
Quelle: Redaktion MKK Echo