Kreisbeigeordneter Jannik Marquart besucht Kinderhaus in Bruchköbel
Main-Kinzig-Kreis. – Gemütlich sieht es aus, das Fachwerkhaus mit den blaugrünen Fensterläden in der Spielhausgasse in Bruchköbel. Drinnen im Kinderhaus „Die Stadtwichtel“ zwei Räume mit allem, was das Kinderherz begehrt: Spielsachen und Kuschelecke, Klettergerüst und Rutsche, dazu Küche und Bad. Draußen ein großer gepflasterter und abgeschlossener Hof, der in eine verkehrsberuhigte Spielstraße führt. In der ersten Großtagespflege im Main-Kinzig-Kreis bieten die beiden Tagesmütter Christine Seng und Tanja Zander jeweils Betreuungsplätze für fünf Kinder im Alter von anderthalb bis drei Jahren an.
Gemeinsam mit Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun hat Kreisbeigeordneter Jannik Marquart kürzlich die Kindertagespflegestelle besucht. Der Jugenddezernent wollte sich darüber informieren, wie das Konzept „Großtagespflege“ in der Praxis umgesetzt wird.
„Im Kinderhaus ‚Stadtwichtel‘ erleben wir eine Professionalität, die Anerkennung und Wertschätzung verdient“, sagte der Jugenddezernent Jannik Marquart und fuhr fort: „Bruchköbel geht in der Kindertagespflege mit gutem Beispiel voran und hat eine Blaupause für andere Städte und Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis geschaffen.“ Er ermuntere die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der anderen Kreisgemeinden, sich das Best Practice-Beispiel anzuschauen, sich inspirieren zu lassen und darüber hinaus Beratung beim Jugendamt – Zentralstelle für Kinderbetreuung zu suchen: „Das Jugendamt hat eine Handreichung entwickelt, die allen Kommunen und Interessierten zur Verfügung gestellt werden kann“, erläuterte Jannik Marquart. Der Main-Kinzig-Kreis setze sich sehr aktiv dafür ein, die Kindertagespflege weiterzuentwickeln, zu stärken und auszubauen. In Zeiten steigenden Fachkräftebedarfs, verkürzter Betreuungszeiten und fehlender Betreuungsplätze würden gute, professionelle Lösungen gebraucht.
Bürgermeisterin Sylvia Braun erläuterte: „Wir planen weitere Großtagespflegestellen in der Stadt. Sie sind eine gute Alternative zu den Kitas und keinesfalls als Konkurrenz oder gar als Notlösung gedacht. Wir wollen vielmehr, dass Eltern zwischen verschiedenen Angeboten wählen können.“ Genau wie in den anderen Kreisgemeinden gebe es in Bruchköbel das Potenzial für Großtagespflegestellen wie das Kinderhaus „Stadtwichtel“. „Die Innenstädte sind von zum Teil hohem Leerstand geprägt. Vermieter dürften also Interesse daran haben, eine Großtagespflege als Mieterin zu gewinnen, vor allem, wenn die öffentliche Verwaltung dies tatkräftig – oder wie die Stadt Bruchköbel – finanziell unterstützt“, so die Bürgermeisterin. Sie freut sich, dass mit Christine Seng und Tanja Zander zwei erfahrene Frauen für die Großtagespflege gewonnen werden konnten.
Bereits seit mehr als 20 Jahren arbeitet Christine Seng als Tagesmutter in Bruchköbel, bislang in eigenen Räumlichkeiten. Tanja Zander war 17 Jahre lang als Erzieherin in einer Kita tätig. Um als Tagesmutter arbeiten zu dürfen, musste auch sie die entsprechende Qualifizierungsmaßnahme erfolgreich absolvieren. Sowohl Tanja Zander als auch Christine Seng macht die Betreuung von Kindern im gut ausgestatteten Kinderhaus „Stadtwichtel“ viel Spaß. Sie nutzen die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Beide erleben ihre Arbeit als Bereicherung. Wie der Kreisbeigeordnete unterstrich, seien die Verdienstmöglichkeiten als Kindertagespflegeperson gut. Eine Großtagespflege sei besonderes für einen Personenkreis geeignet, der Kinder in familiärer Atmosphäre betreuen möchte. Wie die beiden Tagesmütter schilderten, würden die Kinder sich wohlfühlen und die Eltern seien mit dem Konzept sehr zufrieden. Dies liege unter anderem daran, dass es keine festen Schließzeiten gebe wie in einer Kita. Die Kindertagespflegepersonen vereinbaren Betreuungszeiten und Betreuungsverträge individuell und flexibel.
Wer in die Kindertagespflege einsteigen will, braucht neben der fundierten pädagogischen Qualifizierung auch die Räumlichkeiten für die Kinder: zum Spielen, Schlafen, Essen, Wickeln – also für den normalen Betreuungsalltag im U3-Bereich. Die meisten der 140 Kindertagespflegepersonen im Main-Kinzig-Kreis betreuen jeweils bis zu fünf Kinder in der eigenen Wohnung. Wo das aufgrund der Größe und Lage der Wohnung nicht möglich ist oder der Mietvertrag es nicht zulässt, sind Großtagespflegestellen eine Alternative. Darunter sind Räumlichkeiten zu verstehen, in denen sich mehrere Kindertagespflegepersonen zusammentun und ihre Gruppen außerhalb der eigenen Wohnung betreuen. Oder auch die Wohnung einer Kindertagespflegeperson, die gegebenenfalls nicht alleine in den eigenen vier Wänden eine entsprechende Betreuung anbieten möchte. Kommunen können einen aktiven Beitrag zur Sicherung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung leisten, etwa indem sie Kindertagespflegepersonen vor Ort bei der Suche und Anmietung geeigneter Räumlichkeiten unterstützen. Der Main-Kinzig-Kreis hat im Bereich Kindertagespflege in den letzten Jahren einige Impulse gesetzt: die Erhöhung der Förderung für die Kindertagespflege, die Neustrukturierung der Qualifizierungsreihe für Kindertagespflegepersonen in Kooperation mit den Bildungspartnern Main-Kinzig und nun der Baustein „Großtagespflege.“
Bildunterschrift: Kreisbeigeordneter Jannik Marquart (links) besuchte gemeinsam mit Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun (Zweite von links) und weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Stadt und des Main-Kinzig-Kreises die Großtagespflege „Stadtwichtel“.
Quelle: Redaktion MKK Echo