Er zeigt, was die Frauenbewegung erreicht hat und er macht zugleich sichtbar, dass Frauen in vielen Bereichen immer noch mit Benachteiligungen zu kämpfen haben: Am 8. März ist der Internationale Weltfrauentag! Nach einer Konferenz sozialistischer Frauen im Jahr 1910 in Kopenhagen wurde der Tag eingeführt.
Der Familienbeirat der Stadt Nidderau erinnert mit einem Beitrag von Dagmar Eckholdt über die beiden Frauen hinter dem Frauentag an die Ursprünge der Bewegung. Hier der Beitrag im Wortlaut:
Clara Zetkin und Theresa Malkiel – beide Namen sind eng verknüpft mit dem Internationalen Frauentag. Beide haben schon vor mehr als 100 Jahren auf Ungleichheiten aufmerksam gemacht und sich für die Gleichstellung von Frauen und Arbeiterinnen eigesetzt. Die Arbeiten von Zetkin und Malkiel sind ein wichtiger Teil dieser Geschichte und erinnern uns daran, wie weit wir gekommen sind und wie viel noch zu tun bleibt.
Clara Zetkin (1857-1933) war eine bedeutende deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin, die stark mit der Geschichte des Internationalen Frauentages verbunden ist. Sie spielte eine zentrale Rolle in der Organisation des ersten Internationalen Frauentages, der 1911 in vielen Ländern gefeiert wurde und prägte somit ein halbes Jahrhundert lang die deutsche wie die internationale Frauenbewegung.
Geboren als Clara Eißner am Fuß des Erzgebirges zog sie mit ihrer Familie 1872 nach Leipzig. Dort besuchte sie ein von Auguste Schmidt, eine der Pionierinnen der frühen bürgerlichen Frauenbewegung, geleitetes Lehrerinnenseminar, was zu dieser Zeit die einzige standesgemäße Berufsausbildung war, die einem bürgerlichen Mädchen damals offenstand.
Leipzig war zu dieser Zeit nicht nur eines der wichtigsten Zentren der Frauenbewegung, sondern auch der Arbeiterbewegung. Sie hörte Vorträge von August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Mit dem ukrainischen Sozialrevolutionär Ossip Zetkin emigrierte sie nach Paris. Als ihr Lebensgefährte 1889 starb, musste Zetkin als Journalistin und Übersetzerin allein für den Unterhalt aufkommen. Sie knüpfte vielfältige Kontakte zu führenden Persönlichkeiten der europäischen Arbeiterbewegung und wurde zur überzeugten Internationalistin. Darüber hinaus begann sie nun auch, sich mit Frauenfragen zu beschäftigen, was bald zu ihrem wichtigsten Betätigungsfeld werden sollte.
Clara Zetkin schlug 1910 auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen vor, einen Internationalen Frauentag ins Leben zu rufen, der sich für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen sollte. Ihr Vorschlag wurde angenommen, und der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 statt. Der Tag wurde von sozialistischen und kommunistischen Frauenbewegungen als Anlass genutzt, um auf die Rechte der Frauen, insbesondere das Frauenwahlrecht, bessere Arbeitsbedingungen und die soziale Gerechtigkeit aufmerksam zu machen.
Eigentlich jedoch begann die Geschichte des Internationalen Frauentages bereits 1909. Und eine andere engagierte Frau war für Clara Zetkin eine Inspirationsquelle. Diese Inspiration heißt Theresa Serber Malkiel, eine jüdische Russin, die 1891 zusammen mit ihrer Familie wegen Antisemitismus in die USA geflüchtet war. Die russische Immigrantin widmete ihr Leben dem Kampf um bessere Bedingungen für Arbeiterinnen und Einwanderinnen. Dabei konzentrierte sie sich auf wichtige Themen wie das Frauenwahlrecht und den Zugang zu Bildung.
Malkiel war eine hartnäckige Frau mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Wie viele junge Immigrantinnen hatte sie keine andere Wahl, als ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Sie fand eine Stelle als Kürschnerin in der Textilindustrie. Die Arbeitsbedingungen waren ausbeuterisch: überfüllte Fabriken, 65-Stunden-Wochen nichts Ungewöhnliches. Sie schloss sich der Socialist Party of America an und wurde in deren Nationales Frauenkomitee gewählt. In ihrer Amtszeit führte sie den Women’s Day ein, der erstmalig im Februar 1909 begangen wurde.
„Frauenrechte sind Menschenrechte!“ Schon damals stellte Malkiel diesen Zusammenhang her. In einem Essay schrieb sie: „Die Frauenfrage ist nicht mehr und nicht weniger als eine Menschenrechtsfrage. In Wirklichkeit bedeutet die Befreiung der Frau die Befreiung des Menschen in ihr.“
Clara Zetkin und Theresa Malkiel haben durch ihr Engagement und ihre Arbeit einen bleibenden Einfluss auf die Frauenbewegung und die soziale Gerechtigkeit hinterlassen. Ihre Beiträge sind bis heute von großer Bedeutung und inspirieren weiterhin viele Menschen im Kampf für Gleichheit und Rechte.
Quelle: Redaktion MKK Echo