Mit 1,34 Millionen Mitgliedern ist der Deutsche Schützenbund der fünftgrößte Sportbund
Deutschlands; seit 2015 gilt das deutsche Schützenwesen offiziell als immaterielles Kulturgut.
Dennoch hat es der Schießsport hierzulande nicht immer leicht. Aber wo drückt der Schuh denn nun am meisten? Dieser Frage gingen Markus Alexander Schmidt und Daniel Protzmann in einem Gespräch mit dem Vorstand des Bezirksschützenbundes nach.
Da sind zum einen die klassischen Sorgen, die leider auch andere Vereine haben. So fehlt es zunehmend an Nachwuchs, was nicht zuletzt auf eine gewisse Skepsis gegenüber dem Sport in einigen Gesellschaftsgruppen zurückzuführen ist. So würden sich z.B. viele Schulen davor scheuten, Schießsportangebote neben anderen Sportarten beispielsweise mit in ihr AG Angebot aufzunehmen.
Dabei übersehen die Schulleitungen oftmals, dass es sich beim Schießsport um ein durch und durch friedliches Hobby handelt, das neben den eigentlichen sportlichen Kompetenzen in hohem Maße das Verantwortungsbewusstsein der Kinder, ihre Geduld und Konzentration stärkt. Hierfür fehle aber oft die öffentliche und vielerorts leider auch die politische Akzeptanz. Doch nicht nur der Sport selbst ist von Nachwuchssorgen betroffen; auch Funktionärspositionen sind in den Schützenvereinen immer schwieriger zu besetzen. „Bürokratie lähmt nicht nur Unternehmen, sondern auch die Vereine“,
resümiert Markus Schmidt, selbst aktiver Sportschütze, nach dem Gespräch. „Viele Menschen scheuen vor den bürokratischen Anforderungen und dem damit verbundenen Zeitaufwand zurück und engagieren sich nicht mehr in Führungspositionen im Verein. Die von Behördenseite zunehmend geforderte Professionalisierung des Ehrenamtes überfordert die Verantwortlichen; hier sind Erleichterungen dringend nötig“, so Schmidt weiter.
Hinzu kommt, dass die Ausrüstung beim Schießen sowie der Unterhalt und Betrieb der
Schießsportanlagen relativ teuer sind. Es gebe zwar auch in diesem Bereich Fördergelder, aber die Anträge hierzu seien oft kompliziert und langwierig. „Oftmals wissen die Vereine gar nicht, welche Fördergelder angeboten werden und an wen sie sich wenden können, um diese zu beantragen“, nimmt Daniel Protzmann aus dem Gespräch mit den Schützen mit. „Wir brauchen hier eine One-Stop – Lösung in den Verwaltungen, also eine zentrale Stelle, an die sich die Vereine mit allen Anliegen wenden können und die ihnen bei ihren Belangen weiterhilft. Natürlich nicht nur für Schützen, sondern für alle Sportvereine“, so Protzmann.
Abgesehen davon machen sich die Schützen Sorgen, dass das Waffenrecht noch weiter verschärft werden könnte. „Als Sportschütze weiß ich aus eigener Erfahrung, welch hohen Anforderungen bereits an Sportschützen gestellt werden“, erklärt Markus Schmidt. „Natürlich ist es angemessen, dass Personen, die mit Schusswaffen hantieren, dafür auch persönlich geeignet sein müssen. Es ärgert mich allerdings, dass einige Politiker reflexartig nach Verschärfungen im Waffenrecht auch für Sportschützen rufen, ohne sich je mit der Praxis des Schießsports vertraut gemacht zu haben. Das führt im Ergebnis zu realitätsfernen und ineffizienten Regelungen“, so Schmidt weiter.
Dabei gilt das deutsche Waffenrecht bereits jetzt als eins der strengsten weltweit. „Eine weitere Verschärfung wäre nicht nur unnötig, sie würde den Schieß – und Jagdsport auch faktisch unmöglich machen“, so Daniel Protzmann. „Stattdessen sollte es, wie vom Deutschen Schützenbund gefordert, eine Evaluation des aktuell völlig mit Bürokratie überfrachteten Waffenrechtes geben. Dabei gilt es, die Regelungen wieder praxistauglich und gleichzeitig gerichtsfest zu machen“, fordert Protzmann nach dem Gespräch.
Quelle: Karoline Munk