„Dem vor kurzem verstorbenen städtischen Mitarbeiter Siegfried Kroh und seiner wachen Beobachtungsgabe ist die Entdeckung der klassizistischen „Langen Galerie“ mit den Resten der Wandmalereien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu verdanken“, berichtet Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, bei der Stadt Hanau.
Seit 1991 sei der gelernte Elektroinstallateur als Hausmeister von Schloss Philippsruhe für die Stadt Hanau tätig gewesen. “Siggi war die gute Seele des Hauses und wusste alles über den Gebäudekomplex“, erinnert sich Hoppe an den langjährigen Kollegen.
Bis vor der Generalsanierung des Schlosses waren im Parterre links Toiletten des Weißen Saals untergebracht, die rückgebaut wurden. Im Jahr 2015 – beim Abschlagen der Wandkacheln – kam zum Vorschein, wie in den 1960er Jahren mit Gewalt Platz für Wasser- und Stromleitungen in die Mauern gebrochen wurde. Aus dem Staub lugte ein kleines gemaltes “Flügelchen” hervor. Siegfried Kroh sah das, informierte die Bauleitung und schnell wurde ein Stopp verhängt. Nachdem vorsichtig Schicht um Wandschicht freigelegt wurde, erschienen noch eine kleine Hand(die Reste eines Putto), diverse florale Muster bis hin zu großen ägyptischen wie antiken Bildnissen.
Aufwändig restauriert, ohne die Spuren der Zerstörung wegen der Toiletten zu beseitigen, sind die Malreste der einst üppigen Gartenlandschaft seit 2021 Teil des Museumsrundgangs hinter der Abteilung „Moderne Zeiten“. Die Fresken wurden 1826 bis 1830 von Hofbaumeister, später Oberbaudirektor Johann Conrad Bromeis (1788-1855) unter Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel (1777-1847) eingebracht. Künstler war Carl Gregor Greneisen, der unter anderem auch in den Schlössern von Kassel und Fulda wirkte.
Nicht nur mit dem gesicherten Wandschmuck in der “Langen Galerie” von Schloss Philippsruhe hat sich Siegfried Kroh bleibende Verdienste erworben – insbesondere das “Flügelchen” erinnert an ihn.
Hintergrund:
In der Corona-Pandemie fing es an: als die Museen geschlossen waren, überlegte sich Martin Hoppe, Fachbereichsleiter Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen wie „Hanauer Pretiosen“ an die Menschen vermittelt werden können. So begann er im Netz auf www.museen-hanau.de eine Reihe, die seitdem jeden Montag eine Hanauer Besonderheit in Text und Bild vorstellt. Inzwischen sind mehr als vier Jahre vergangen und das 240. „Objekt der Woche“ erblickte die virtuelle Welt.
Die virtuelle Sammlung findet sich auf https://www.museen-hanau.de/digital/objekt-der-woche
Pressekontakt: Ute Wolf
Bild: Wandgemälde / Bildausschnitt
© Stadt Hanau/Fachbereich Kultur/Martin Hoppe
Wandgemälde / Bildausschnitt
Foto: Wandgemälde der Klassizistischen Galerie von Schloss Philippsruhe, Bildausschnitt
Quelle: Redaktion MKK Echo