Montag, September 30, 2024
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Main-Kinzig-Kreis setzt auf das On-demand-System

Gründau. Nahmobilität vor Ort bewegt nicht nur buchstäblich, sondern bewegt oft auch die emotionalen und fachlichen Diskussionen im Zusammenhang mit Öffentlichen Personennahverkehr kreis-, landes-, ja sogar bundesweit. . Dies verdeutlicht die immer wichtiger werdende Rolle, die Fuß- und Radverkehr sowie der öffentliche Personennahverkehr mittlerweile im gesamten Verkehrssystem einnehmen. So auch im Main-Kinzig-Kreis. Und weil vor allem die Nahmobilität für Senioren eine immer bedeutendere Rolle spielt, hat die Senioren Union Main-Kinzig den Kreisbeigeordneten Jannik Marquart (CDU) auf einer ihrer Vorstandssitzung dazu befragt. Denn die Klagen über ein immer dünner werdendes Netz an Busverbindungen vor allem im ländlichen Bereich werden immer lauter und dies trotz Deutschland-Ticket, Senioren-Ticket, Schüler-Tickets oder ähnlichen Vergünstigungen. „Wir kennen die Klagen und nehmen sie auch sehr ernst“, stellte Marquart zu Beginn seiner Ausführungen fest. Gerne würde er das öffentliche Verkehrsnetz dichter spannen. Das Problem dabei seien jedoch die immer höher steigenden Kosten, sei es beim Material, sei es beim Personal. „Hinzu kommt, dass die Busse zeitweise auch nur noch mit weniger als drei Personen auf bestimmten Strecken und zu bestimmten Zeiten verkehrten. Das kann sich nicht rechnen“, so Marquart. Zusammen mit Fachleuten suche er deshalb schon seit einiger Zeit nach Lösungen, um Angebot und Kosten im Einklang zu halten. Beispielsweise im Antriebsbereich der Busse, die nun einmal das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs sind. Doch für einen Umstieg auf ausschließlich Elektro- oder Wasserstoffantrieb reicht auch mittelfristig die Energiebeschaffung im Kreis nicht aus – auch wenn ein europaweites Energiegesetz dafür den zeitlichen Rahmen (2035) bereits gesetzt hat. Die Lösung sieht Marquart deshalb in einem Mix aus Busverkehr über weite Strecken und dem On-demand-Verkehr, ähnlich einem Anruf-Sammeltaxi, im innerörtlichen Bereich. „Dieses On-Demand-Angebot mit seinen flexibelen und kurzen Fahrzeiten in einem abgegrenzten Gebiet macht den öffentlichen Nahverkehr dann wieder attraktiv“, ist sich der Kreisbeigeordnete sicher. Das On-Demand-Angebot ermöglicht gerade den vielen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesenen älteren Menschen eine individuellere Fortbewegung innerhalb der Stadt und erleichtert ihnen viele Wege des täglichen Lebens. Doch wie funktioniert das On-Demand-Verkehrssystem? Im Main-Kinzig-Kreis wird es in zwei Bediengebieten mit jeweils zwei Kommunen, nämlich im Bereich Wächtersbach/ Bad Orb und im Bereich Rodenbach/Freigericht bereits praktiziert. Ähnlich wie bei einem Anruf-Sammel-Taxi werden auch hier mehrere Fahrgäste gemeinsam befördert, in diesem Fall allerdings ohne festen Fahrplan oder Linienweg: Ziel(e), Zeiten und Route bestimmen die Fahrgäste, deren Fahrtbuchungen live und in Echtzeit über einen smarten Algorithmus auf die Fahrzeuge verteilt werden. Je mehr Fahrgäste sich eine Fahrt teilen, desto umweltfreundlicher und nachhaltiger sind sie dann gemeinsam unterwegs. „Der Vorteil dieser Kombination von beiden Verkehrssysteme, Bus – und On-Demand-Verkehr liegt in der Reduzierung der Kosten und in der zielgenaueren Verteilung der Fahrgäste innerorts“, zeigt sich Marquart überzeugt. Und das Deutschland-Ticket und die sonstigen Sondervergünstigungen? Auch die kommen beim On-Demand-System zur Geltung. Denn Inhaber dieser Sonderkarten brauchen dann nur den Zuschlag in Höhe von 1,50 Euro zu zahlen und nicht mehr die Grundgebühr von 2,45 Euro. Im Rhein-Main-Gebiet sind bereits 150 On-Demand-Shuttles im Einsatz. „Mit dem Projekt gehen wir einen wichtigen Schritt voraus in Richtung Mobilität der Zukunft. Denn gerade solche flexiblen, emissionsfreien, bedarfsgerechten Angebote im ÖPNV sind in der Lage, viele private Pkw-Fahrten auch außerhalb der Ballungszentren zu ersetzen, und tragen damit wesentlich zur Mobilitätswende bei“, zeigt sich Marquart abschließend zuversichtlich. Er baut darauf, dass sich demnächst noch mehr Kommunen um die Teilnahme an dem On-Demand-Shuttle-System bewerben werden, zumal schon bald auf autonome Fahrzeuge umgerüstet werden soll und damit die Kapazität erheblich ausgeweitet werden kann.

Zusatz
Das Projekt „CARLOS“ ist Teil des zukunftsweisenden Verkehrsprojekts für das Rhein-Main Gebiet “On-Demand-Mobilität für die Region Frankfurt/RheinMain” (OnDeMo-FRM-Projekt) und wird durch den Rhein-Main-Verkehrsverbund realisiert und von dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie dem Land Hessen gefördert.
Bei „CARLOS“ können Fahrgäste ihren Fahrtwunsch und Standort bequem über eine Smartphone-App mitteilen, wo dann Fahrtwünsche von anderen Fahrgästen mit ähnlichen Reisezielen und -zeiten in Echtzeit zusammengeführt werden. Dies ermöglicht flexible, individuelle Abholungen und Zustiege ohne feste Fahrpläne oder festgelegte Routen.

1 Foto anbei
1. Der Kreisbeigeordnete Jannik Marquart zusammen mit dem Vorstand der Senioren-Union Main-Kinzig

 

Quelle: Jürgen W. Niehoff

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