Nidderau. Busfahren soll in Nidderau schon bald preiswerter werden. Zwar nicht ganz kostenlos, wie es die CDU Senioren Union zunächst für die älteren Mitbürger in Nidderau gefordert hatte, dafür nun aber für alle preisgünstiger. Möglich macht das eine Vereinbarung der Stadt mit dem RMV. Ausgangslage: Zurzeit müssen Nidderauer Bürger, die im Stadtgebiet den Bus nutzen, nach dem bestehenden Tarifzonensystem des RMV unterschiedliche Tarife zahlen, unterteilt in die Preisstufe 1 und Preisstufe 2. Erwachsene Fahrgäste zahlen aktuell noch 2,80 Euro (Heldenbergen & Windecken – Tarifstufe 1) beziehungsweise 3,60 Euro (Eichen, Erbstadt, Ostheim – Tarifstufe 2) für eine Einzelfahrkarte. Der Hauptanteil des Fahrkartenverkaufs liegt dabei bei Einzelfahrscheinen oder Tageskarten für Erwachsene. Ein Tarif für Kurzstrecken existiert aktuell nicht. Vermehrte Rückmeldungen aus der Bürgerschaft lassen nach Ansicht der Stadtverwaltung darauf schließen, dass die hohen Kosten die Nutzung des Busangebotes einschränken. Die Gespräche zur Reduzierung des Fahrpreises haben sich nach Auskunft des 1.Stadtrates Rainer Vogel (Grüne) allerdings als äußerst schwierig erwiesen, weil der RMV Auswirkungen auf seinen gesamten Wirkungskreis befürchtete. Deshalb konnte auch kein einheitlicher Einzelfahrschein für das gesamte Stadtgebiet erreicht werden. Außerdem können auch nicht nur einzelne ÖPNV-Linien herausgegriffen werden und deren Preise gesenkt werden, da Nidderau über ein breites Angebt an Bahnlinien und Regionalbuslinien verfügt. „Also Reduzierung nur für einzelne Buslinien war mit dem RMV nicht zu machen“, berichtete Vogel weiter. So kam es zu dem Kompromiss: Subventionierung der Fahrpreise im Stadtgebiet um 0,60 bis 1,35 Euro je Fahrkarte. Eine Reduzierung auf einen Euro, wie vom Arbeitskreis Nahmobilität gefordert, konnte dagegen nicht durchgesetzt werden und eine kostenlose Nutzung durch Senioren schon gar nicht. Damit reduzieren sich die Fahrten in der Preisstufe 1 nun zukünftig um einen Euro für Erwachsene und 0,60 Euro für Kinder. In der Preisstufe 2 werden die Fahrten für Erwachsene zukünftig mit 1,30 Euro subventioniert und mit 1,35 Euro für Kinder (geschätzte Gesamtkosten der Subventionierung pro Jahr: 7.200 Euro). Diesem Beschlussvorschlag wurde im Ausschuss einstimmig entsprochen.
Dazu ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der CDU-SeniorenUnion Nidderau Klaus Knapp, der sich weiterhin für die kostenlose Nutzung des Busverkehrs in Nidderau für Senioren einsetzt: MKK-echo : Wie sehen Sie die Gefahr, dass ältere Menschen durch die Reduktion des Individualverkehrs und die derzeit unzureichenden Alternativen sozial isoliert werden könnten? Klaus Knapp: Es besteht eine reale Gefahr, dass ältere Menschen in ihren Wohnungen oder sogar in Heimen sozial isoliert werden, wenn sie keinen Zugang zu einem funktionierenden Verkehrssystem haben. Ein selbstbestimmtes und soziales Leben ist so weiterhin nur schwer möglich. Mkk-echo : Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Nidderau hat beschlossen, den motorisierten Individualverkehr um 65 Prozent zu reduzieren. Wie stehdie SeniorenUnion zu dieser Entscheidung, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen auf ältere Menschen? Klaus Knapp: Die Entscheidung, den motorisierten Individualverkehr um 65 Prozent zu reduzieren, hat sicherlich das Ziel, Umwelt und Lebensqualität zu verbessern. Doch bei der Umsetzung solcher Maßnahmen müssen wir sicherstellen, dass die Bedürfnisse aller Bürger berücksichtigt werden, insbesondere der Senioren. Diese Gruppe ist oft auf das Auto angewiesen, da Alternativen wie Fahrrad- oder Lastenradfahren aufgrund des erhöhten Unfallrisikos oder körperlicher Einschränkungen nicht immer möglich sind. Deshalb muss der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) gestärkt werden, um eine echte Alternative zu bieten. MKK-echo : Welche Maßnahmen wären Ihrer Meinung nach notwendig, um den ÖPNV als attraktive Alternative für Senioren zu gestalten? Klaus Knapp: Um den ÖPNV auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten, müssen wir versuchen den künftigen Bedarf zu ermitteln. Mehr Senioren als Nutzer bedeuten eine höhere Nachfrage, die wiederum genauere Erkenntnisse über den Bedarf und die Bedarfsstrukturen liefert. Senioren tragen besonders außerhalb der Hauptverkehrszeiten zu diesem Bedarf bei, was uns zeigt, wie die Nachfrage in diesen Zeiträumen in Zukunft steigen wird. Doch um den ÖPNV wirklich attraktiv zu machen, müssen die Strukturen verbessert werden. Derzeit könnte das nur durch günstigere Fahrpreise kurzfristig ausgeglichen werden. MKK-echo : Welche konkreten Vorschläge haben Sie, um die Servicequalität des ÖPNV zu verbessern? Klaus Knapp: Die Servicequalität des ÖPNV kann nicht allein durch günstigere Preise verbessert werden. Es muss ein umfassender „door to door“-Service etabliert werden. Das bedeutet, dass Senioren von zu Hause aus direkt zum Supermarkt, zum Arzt, zu Freunden oder ins Restaurant gelangen können – und zwar ohne Umsteigen und ohne lange Fußwege. Nur so kann der ÖPNV eine echte Alternative zum Individualverkehr darstellen. MKK-echo: Inwieweit sind kostengünstige Fahrpreise ein entscheidender Faktor für die Attraktivität des ÖPNV? Klaus Knapp: Kostengünstige Fahrpreise sind sicherlich ein wichtiger Faktor, um mehr Menschen, insbesondere Senioren, zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen. Leider wurde die Forderung nach solchen Fahrpreisen von SPD und Grünen in der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Umso mehr freut es uns, dass der Arbeitskreis Nahmobilität sich nun auch für kostengünstigere Fahrpreise einsetzt. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den ÖPNV an die künftigen Anforderungen anzupassen.
Jürgen W.Niehoff
3 Fotos anbei
1. günstiger Busfahrpreis wird es schon bald in Nidderau geben.
2. Die vielen Busverbindungen in Nidderau machen einen noch günstigeren Fahrpreis momentan nicht möglich
3. Klaus Knapp, Vorsitzender der CDU-SeniorenUnion Nidderau strebt für Senioren eine kostenlose Nutzung der Busse in Nidderau an
Quelle: Jürgen W. Niehoff