Die Wirtschaftsstruktur im Main-Kinzig-Kreis – wie auch an vielen anderen Standorten in Deutschland – befindet sich in einem dynamischen Wandel, einer sogenannten Transformation. Energiewende, Digitalisierung, Lieferkettenabhängigkeiten, Ressourcenknappheit, Fachkräftemangel: Darauf stellen sich viele Unternehmen bereits ein. Aber was ist beispielsweise mit kleineren und mittelständischen Unternehmen? Was ist mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, deren Fachgebiet plötzlich unter Druck gerät? Das „Reallabor Main-Kinzig-Kreis“ hat sich zum Ziel gesetzt diesen Transformationsprozess aktiv zu begleiten und passende Unterstützungsangebote zu entwickeln. In der jüngsten Sitzung der Steuerungsgruppe erarbeiteten die Beteiligten ein Modell, wie digitalgestützt Hilfe schneller dort ankommen kann, wo sie benötigt wird.
Das Ziel im Rahmen des Landesprojektes „Regionales Transformationsmonitoring als Grundlage für eine evidenzbasierte Fach- und Arbeitskräftesicherung in Hessen“ ist es, ein Bündel von unterstützenden Maßnahmen zusammenzustellen und zielgerichtet für Betriebe und Beschäftigte zur Verfügung zu stellen. Der Weg dorthin sowie dessen Umsetzung wird durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität in Frankfurt am Main wissenschaftlich begleitet. Gefördert wird das Projekt durch die Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. Letztlich geht es auch darum, übertragbare Erkenntnisse für andere Regionen des Landes zu generieren.
„Für einige Fragen der Transformation könnten wir schon heute ein Dutzend Stellen nennen, die sich damit befassen und ihre Hilfe anbieten. Die Aufgabe ist aber, die Unterstützung passgenau und schnell verfügbar zu machen, und zwar dort, wo sie gebraucht wird“, erklärt Wirtschaftsdezernent Jannik Marquart. „Das kann die Geschäftsführerin sein, die ihr Unternehmen angesichts der Veränderungen in der Wirtschaftswelt neu ausrichten möchte, das kann der Facharbeiter sein, der sich weiterbilden will. Wir haben eine große Anzahl von Maßnahmen identifiziert, mit denen Unternehmen und Fachkräfte vor dem Hintergrund des Transformationsprozesses in der Wirtschaft unterstützt werden können. Diese Maßnahmen wollen wir nun mit allen Beteiligten verknüpfen, ohne Konkurrenz zueinander, sondern orientiert am Ziel, einen starken Wirtschafsstandort zu erhalten.“
Schon die Zusammensetzung der Steuerungsgruppe des Reallabours im Main-Kinzig-Kreis ist entsprechend angelegt: In der Strategierunde bringen Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Städte und Gemeinden im Kreis sowie der Bereiche Jobvermittlung und Qualifizierung sowie der Main-Kinzig-Kreis, auf dessen Initiative hin dieses Forum gegründet worden ist, ihre eigenen Perspektiven und Maßnahmenvorschläge ein. Der Blick geht seit dessen Gründung vor mehr als einem Jahr weit über den jeweils eigenen Tellerrand hinaus.
„Als wir gemeinsam begonnen haben, über die Transformation zu sprechen, waren das Thema und auch die Frage, wie wir mit der Bandbreite an Herausforderungen umgehen sollten, noch sehr abstrakt“, erklärt Claudia Wesner, Leiterin der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. „Mittlerweile sind wir an dem Punkt, dass wir schon eine konkrete Unterstützungsstruktur entwickeln können, mit der wir die drei Bereiche abdecken, in denen wir Unterstützungsbedarf ermittelt haben: Bildung, Beratung und Innovation.“
Für diese drei Stränge hatte die Steuerungsgruppe in den vergangenen Wochen eine Vielzahl an Angeboten und Unterstützungsmaßnahmen zusammengetragen, diese gewichtet und aufeinander bezogen sowie auch speziellen Wirtschaftsbereichen zugeordnet. Die Grundlagenarbeit war damit beendet. Nun geht es darum, für die Arbeitnehmer- wie auch die Arbeitgeberseite schnell und passgenau die gesuchte externe Fachkompetenz im jeweiligen Bereich zu vermitteln. „Wir können uns gut vorstellen, dass eine solche Vermittlung über eine feste Systematik und digital unterstützt, gut gelingen kann“, fasste Dr. Christa Larsen vom IWAK der Frankfurter Goethe-Universität den Stand zusammen. Mit einem „Transformationsökosystem“ könne man ein lebendiges Modell schaffen, das sich kontinuierlich ergänzen und anpassen lässt. Ganz gleich, ob eine erste Information oder Basisqualifizierung gesucht wird, fachliche Begleitung bei der Umsetzung eines Strategiewechsels oder Netzwerke zwischen Firmen genutzt werden sollen: Was sich als leicht verfügbares Format eignet und bewährt, soll breiter genutzt und leichter zugänglich gemacht werden.
Nach den Sommerferien geht es in der Steuerungsgruppe unter anderem mit der Arbeit am Transformationsökosystem weiter. Schließlich leistet der Main-Kinzig-Kreis diese Arbeit beispielgebend für andere Landkreise und kreisfreien Städte. Ein fertiges Modell für erfolgreiche und zielgerichtete Unterstützung soll bis Ende des Jahres vorliegen und für die Erprobungsphase an den Start gehen.
Quelle: Redaktion MKK Echo