Nidderau. Mit knappen Kassen haben derzeit nicht nur Bund, Land und Kommunen zu kämpfen, auch die Senioren müssen den Gürtel immer enger schnallen, um nicht am Ende des Monats möglicherweise vor einem leeren Kühlschrank stehen zu müssen.
Aber es sind nicht nur die außergewöhnlichen Situationen mit dem Krieg in der Ukraine, dem Krieg im Gazastreifen oder der Energiekrise, die zu den Problemen hierzulande beitragen. Es sind auch hausgemachte Dinge, die nach Ansicht der Senioren-Union Nidderau die Sorgen der Rentner im Alltag vergrößern. Dazu zählen beispielsweise die Bemühungen der Ampelregierung in Berlin, ihr grünes Klimaschutzkonzept von heut auf Morgen umsetzen zu wollen – und das trotz der aufgrund der Krisen so stark gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten. Klaus Knapp, der Vorsitzende der Senioren-Union Nidderau, äußerte seine Enttäuschung: “Wir Senioren fühlen uns von der Politik immer mehr im Stich gelassen. Was nützen Ratschläge wie „Zieht doch aus euren großen Einfamilienhäusern in kleinere Wohnung um“, wenn es keine Wohnungen gibt? Was nützen Unterstützungen vom Staat für verteuerte Energien, wenn die Rentner davon ausgenommen sind?“
Im Nidderauer Rathaus scheint man den Weg der derzeitigen Bundesregierung mit der Umsetzung eines eigenen Klimaschutzkonzepts verinnerlicht zu haben. Denn bereits seit Januar 2022 wird das Vorhaben „Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzepts mit Klimaschutzmanagement der Stadt Nidderau “ umgesetzt. Danach strebt die Stadt im Verkehrsbereich bis 2045 (Bezugsjahr 2020) eine Reduktion des motorisierten Individualverkehres um 65 Prozent an. Dadurch soll der Endenergiebedarf in diesem Bereich bis dahin um rund 72 Prozent abnehmen. Doch was nutzen all diese Pläne, wenn sie die Senioren vor immer größere Probleme stellen?
Ein Beispiel: Nidderau besteht aus fünf Ortsteilen. Zwei von ihnen (Eichen und Erbstadt) verfügen heute schon über keine Nahversorgung mehr. Im dritten Ortsteil, Ostheim, ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das letzte Lebensmittelgeschäft seine Tore schließt.
Als Ausweichmöglichkeit weist die Politik auf den Öffentlichen Personennahverkehr hin. Doch ist das eine Alternative, abgesehen davon, dass der sein Angebot kontinuierlich reduziert. So wurde die Stadtbus-Linie wegen zu geringer Auslastung bereits wieder eingestellt. Kann von einem 80jährigen wirklich erwartet werden, dass er mit dem Bus beispielsweise von Erbstadt nach Heldenbergen fährt, um dort einen Kasten Bier oder Wasser einzukaufen? Diese Anforderung würde bedeuten, dass er mehrmals pro Woche solche Fahrten unternehmen müsste, was zu erheblichen steigenden Kosten für die Busfahrten führen und einen erheblichen Zeitbedarf für die Einkäufe mit sich bringen würde. Dabei sind die zusätzlichen Herausforderungen für Menschen mit Gehbehinderungen noch nicht einmal berücksichtigt.
Die Senioren-Union Nidderau setzt sich deshalb für eine kostenlose Nutzung des ÖPNV im Stadtgebiet für Rentner ein. Dies könne mit einem speziellen „Rentner-Ausweis“ umgesetzt werden, der auch nur für das Stadtgebiet gelten soll. Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen, so Knapp: zum einen werden die bestehenden Buslinien dadurch stärker ausgelastet und zum anderen werden die Senioren nicht nur finanziell entlastet, sondern ihnen bietet sich eine größere Mobilität an. „Sie können ohne Fahrkosten zum Schaufensterbummel oder einem Kaffee mit Bekannten von ihrem Wohnort in einen der Randgebiete ins Zentrum fahren und könnten damit ihre Lebensqualität verbessern“, gibt Knapp zu bedenken. Seine Senioren-Union wird deshalb in Kürze ein Vorschlag zur Diskussion stellen mit der Hoffnung, dass er von einer der politischen Parteien im Nidderauer Stadtparlament aufgegriffen und dann auch umgesetzt wird.
Die Förderung bzw. Erhaltung von Mobilität im Alter trägt dazu bei, die soziale Vereinsamung zu bekämpfen, indem sie älteren Menschen ermöglicht, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und soziale Kontakte zu pflegen – ein wichtiges Anliegen der Senioren-Union Nidderau.
Quelle: Klaus Knapp