Info-Tafeln machen auf den ökologischen Wert der Streuobstwiesen aufmerksam
Die Streuobstwiesen sind ein ökologischer Schatz. Die von Menschen geschaffene Kulturlandschaft ist identitätsstiftend für Maintal und die Region und übernimmt vielfältige Funktionen. Einige – wie die landschaftliche Schönheit – sind auf den ersten Blick sichtbar. Andere, wie die Vielfalt regionaler Obstsorten auch als Genpool der Obstsorten, sind weniger bekannt. Zwei Info-Tafeln in Maintal machen nun auf die Bedeutung der Streuobstwiesen für Mensch und Natur aufmerksam.
Seit wenigen Tagen stehen die beiden Tafeln am Ende der Straße Am Felsenkeller in Hochstadt, sowie an der Gerhard-Hauptmann-Straße in Bischofsheim. Sie informieren über die Entstehung und Bedeutung der Kultur-Natur-Landschaft. Ursprünglich zur Versorgung der Menschen mit Obst angelegt, sind die Streuobstwiesen heute vor allem ein wertvoller Lebensraum und bedeutsam für den Naturschutz. Bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter geschützte Vertreter wie Steinkauz und Neuntöter, aber auch Siebenschläfer, Fledermäuse oder Zauneidechsen, leben hier.
„Streuobstwiesen sind ein Hotspot der biologischen Artenvielfalt und seit einigen Jahren auch als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt. Damit diese wichtigen Lebensräume erhalten bleiben, braucht es regelmäßige Pflege“, erläutert Matthias Metzger, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Main-Kinzig-Kreis (LPV). Der Verband engagiert sich für den Erhalt bestehender und die Anlage neuer Streuobstwiesen im Kreis. In Maintal haben LPV-Mitarbeiter*innen in den vergangenen Jahren die Streuobstbestände vollständig erfasst und erforderliche Pflegemaßnahmen ermittelt.
Um vernachlässigte Flächen sanieren, verjüngen und pflegen zu können, fanden zunächst Absprachen mit den Eigentümer*innen statt. Anschließend übernahmen Fachfirmen seit Ende 2021 den Rückschnitt von Altbäumen, die Nachpflanzung junger Obstbäume, die Entbuschung verwilderter Wiesen und die Eindämmung des starken Mistelbefalls. Knapp 200 Obstbäume wurden seit Beginn der Maßnahmen nachgepflanzt, um die Streuobstwiesen zu verjüngen. „Denn auch die Streuobstwiesen brauchen den Generationswechsel, um fortbestehen zu können. Schließlich altern Obstbäume und sterben irgendwann ab. Aber auch dann sind sie Teil eines wertvollen Ökosystems und dienen Vögeln und Insekten als Lebensraum und Nahrungsquelle“, ergänzt Annika Hensel, die nicht nur für den Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis tätig ist, sondern sich ebenfalls ehrenamtlich im Arbeitskreis Streuobst Maintal engagiert.
Finanziert wurden die Nachpflanzungen mit Fördermitteln des Landes Hessen. Die Streuobstwiesen von Maintal bis Frankfurt sind dabei als besondere Schwerpunktgebiete, sogenannte „Hotspots“, im Rahmen der hessischen Streuobststrategie ernannt worden und bekommen eine besondere Förderung für Biotop- und Artenschutzmaßnahmen vom Land Hessen zugewiesen. Voraussetzung für die Förderung ist, dass sich die Grundstücksbesitzer*innen dauerhaft für den Erhalt ihrer Obstwiesen einsetzen und die weitere Pflege übernehmen. Denn eine ein- bis zweimalige Mahd im Jahr ist ebenso unerlässlich wie der Schnitt der Bäume und die Pflege des Unterwuchses.
„Streuobstwiesen sind als Kulturlandschaft von Menschenhand geschaffen und brauchen weiterhin Pflege. Auf den städtischen Flächen wird deshalb künftig wieder ein Stadtschäfer mit seinen Tieren unterwegs sein und kann bei Interesse auch die Beweidung privater Grundstücke übernehmen“, berichtet der Erste Stadtrat und Umweltdezernent Karl-Heinz Kaiser.
„Die Maintaler Streuobstwiesen sind ein wertvolles Kleinod, für das wir uns einsetzen müssen, wenn wir diese einzigartige Landschaft erhalten möchten – als natürlichen Erholungsraum, als Habitat für Tiere und Pflanzen, als Anbaugebiet regionaler Obstsorten und als prägendes Landschaftsbild. Dieser Wert soll mit den neuen Info-Tafeln für alle anschaulich erklärt werden“, betont Bürgermeisterin Monika Böttcher. Die Info-Tafeln fassen den Wert dieser Landschaft anschaulich und kompakt zusammen. Aktuell gibt es fünf davon im Main-Kinzig-Kreis – zwei in der Streuobstkommune Maintal, wo der LPV die Kartierung der Streuobstbestände und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen erstellt und abgeschlossen hat.
Eigentümer*innen, die ihr Grundstück selbst nicht mehr bewirtschaften und pflegen können oder wollen, unterstützten der Landschaftspflegeverband und die Stadt Maintal bei der Vermittlung eines Pächters. Ein Kontakt zum Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis ist möglich unter Telefon 06059 9069601 oder per E-Mail an info@lpv-mkk.de. Dort erhalten Privatpersonen und Kommunen außerdem Beratung zur Sanierung oder Neuanlage von Streuobstwiesen. Ansprechpartnerin seitens der Stadt Maintal ist Freia Klinkert-Reuschling, erreichbar unter Telefon 06181 400-401 oder per E-Mail an umwelt@maintal.de.
Quelle: Stadt Maintal