Abschluss der ACE-Clubinitiative „Kann Deutschland P+R ?”
Main-Kinzig-Kreis/Hanau/Gelnhausen/Landkreis Wetterau, 10.09.2023 700 Ehrenamtliche des ACE haben seit April bundesweit 652 Park-and-Ride-Plätze unter die Lupe genommen. Nach Auskunft von Pressesprecher Anton Hofmann vom ACE-Kreisvorstand Main-Kinzig und Wetterau nahmen 4 Kreisvorstandsmitglieder 10 Park-and-Ride-Plätze von Schlüchtern bis Maintal unter die Lupe. Die Ergebnisse wurden in den örtlichen Medien veröffentlicht und flossen in die bundesweite Auswertung ein. Sie decken sich mit dem bundesweiten Ergebnis. Im Fokus der bundesweiten Tests standen die Kategorien Angebot & Ausstattung, Sicherheit, Barrierefreiheit und zusätzliche Mobilitätsangebote. Gecheckt wurden nur Anlagen, die über mindestens ein ÖPNV-Angebot verfügen, um als Umstiegspunkt zwischen verschiedenen Verkehrsträgern zu fungieren. Mit der diesjährigen Clubinitiative will der ACE die Frage beantworten: „Kann Deutschland P+R?”. Europas Mobilitätsbegleiter kommt zu einem durchwachsenen Urteil.
Mehr als ein Viertel durchgefallen
Bei jedem einzelnen Check im Rahmen der ACE-Clubinitiative wurden insgesamt 27 Kriterien überprüft: Verfügt der P+R Platz über mehr als ein ÖPNV-Angebot? Sind barrierefreie Parkplätze vorhanden? Gibt es eine Videoüberwachung? Wie steht es um weitere Mobilitätsangebote wie Carsharing, E-Scooter oder Leih-Fahrräder? All diese und weitere Kriterien erfüllten gerade einmal sechs Prozent der überprüften P+R-Plätze und wurden mit dem Prädikat „Exzellent” ausgezeichnet.
Darunter fällt die Anlage am Bahnhof Brennerstraße im bayerischen Bamberg. Sie wurde mit 16 Punkten zum besten P+R-Platz Deutschlands gekürt.
68 Prozent der begutachteten P+R-Anlagen liegen im Mittelfeld und haben den P+R Check bestanden. Gleichzeitig konnte mehr als ein Viertel der untersuchten Parkplätze nur weniger als acht Punkte erzielen und ist damit durchgefallen. Gleich zwei P+R Anlagen landen mit lediglich zwei von möglichen 18 Punkten im ACE-Check auf dem letzten Platz: Sowohl der P+R-Platz am Bahnhof Jettingen in Bayern als auch die Anlage Steinberg/ Alm im niedersächsischen Goslar konnten weder in Sachen Sicherheit noch mit weiteren Mobilitätsangeboten einen einzigen Punkt holen. Positiv ist lediglich, dass beide Plätze kostenfrei sind. Insgesamt waren 80 Prozent aller überprüften Anlagen kostenfrei nutzbar. Mit 12 Euro pro Tag waren die Anlagen am Hauptbahnhof Wuppertal in Nordrhein-Westfalen, am Hauptbahnhof Dessau-Rosslau in Sachsen-Anhalt und der D&P Magdeburg in Sachsen-Anhalt die teuersten des gesamten Checks.
Bei Sicherheit & Barrierefreiheit viel Luft nach oben
In der Kategorie Sicherheit wurde überprüft, ob ausreichende Beschilderung und Beleuchtung, eine Video-Überwachung, sichtbare Stellplatzmarkierungen und eine optische bzw. bauliche Trennung zwischen Fahrbahn und Gehbereich vorhanden sind. Der Bundesdurchschnitt liegt hier bei lediglich 65 Prozent. Ein besonders positives Bild zeigt sich in den Stadtstaaten Hamburg (88 Prozent) und Bremen (80 Prozent), während Berlin mit 59 Prozent ebenso wie Schleswig-Holstein und Bayern unter dem Durschnitt bleibt. Schlechter schneiden in punkto Sicherheit nur Niedersachsen mit 52 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 46 Prozent ab.
Noch schlechter sieht es bei der Barrierefreiheit aus: Die getesteten P+R Plätze Deutschlands sind zu 64 Prozent barrierefrei. Platz eins belegt hier Brandenburg mit 75 Prozent, während ein Großteil Westdeutschlands weit unter dem Durchschnitt liegt. Besonders dramatisch ist das Bild in Rheinland-Pfalz, wo nur 36 Prozent in der Kategorie „Barrierefreiheit” erreicht wurden.
Durchwachsenes Bild bei weiteren Mobilitätsangeboten
86 Prozent der überprüften P+R Anlagen bieten mehr als ein ÖPNV-Angebot, was sie als Umstiegspunkt besonders attraktiv macht. Weitere Mobilitätsangebote sind deutlich seltener vorhanden: Taxi-Stände sind mit 40 Prozent noch am weitesten verbreitet. Nur 11 Prozent verfügten hingegen über ein Carsharing-Angebot und lediglich fünf Prozent boten Leih-Scooter an.
Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE: „Auch wenn der Großteil der P+R Plätze unseren Check bestanden hat, ist das kein Grund zur Freude. Insbesondere bei der Sicherheit und der Barrierefreiheit dürfen wir keine Abstriche machen und weniger als 100 Prozent akzeptieren. Mit rund 65 Prozent in diesen Kategorien sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Arbeitswege werden noch zu häufig allein im Auto zurückgelegt. P+R Anlagen sind als Schnittstelle zwischen Städten und angrenzenden Landkreisen die richtige Lösung, müssen aber auch attraktiv und alltagstauglich sein, damit sie genutzt werden. Immer mehr Menschen fahren E-Autos, doch gerade einmal 29 Prozent der überprüften Plätze verfügten überhaupt über eine Ladesäule – leider auch meist mit Blockiergebühr. Sie sind damit für Pendelnde ungeeignet. Auch abseits des Autos gibt es Verkehrsmittel, die nicht vergessen werden dürfen. Teure E-Bikes sind keine Seltenheit mehr. Sie am Bahnhof abzustellen, ist vielen aber häufig zu unsicher: Nur 36 Prozent der geprüften Anlagen waren mit einem sichereren Fahrrad-Parkhaus ausgestattet.”
Als Europas Mobilitätsbegleiter hat der ACE mit der diesjährigen Clubinitiative das Thema der multimodalen Mobilität in den Fokus gerückt. Dafür konnten neben Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) als Schirmherrn auch die Allianz pro Schiene und den Bundesverband der Betrieblichen Mobilität als Partner gewonnen werden. Alle Daten zur Barrierefreiheit werden außerdem der Organisation Wheelmap unter dem Dach der Sozialheld*innen zur Verfügung gestellt.
Weiterführende Informationen
>> Alle Ergebnisse der P+R Checks
>> Ergebnis-Webseite der Clubinitiative
Über den ACE Auto Club Europa:
Klare Orientierung, sichere Hilfe, zuverlässige Lösungen: Der ACE Auto Club Europa ist seit 1965 als starke Gemeinschaft für alle modernen mobilen Menschen da, egal mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind. Als Mobilitätsbegleiter hilft der ACE international, unbürokratisch und unabhängig. Kernthemen sind die Unfall- und Pannenhilfe, Verkehrssicherheit, Verbraucherschutz, Elektromobilität und neue Mobilitätsformen.
Quelle: Anton Hofmann