Donnerstag, November 28, 2024
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„Pflege ist Teil der Daseinsfürsorge“

Nach Curata-Aus in Bad Soden-Salmünster: Landrat Thorsten Stolz sieht Engagement der öffentlichen Hand im Pflegebereich bestätigt

Main-Kinzig-Kreis. – „Wo es um die Schwächsten und Hilfsbedürftigen in unserer Gesellschaft geht, muss die öffentliche Hand wach und aktiv sein. Da ist eine verlässliche Versorgung Teil unserer Verantwortung“, sagt Landrat Thorsten Stolz vor dem Hintergrund der nahenden Schließung der privaten Pflegeeinrichtung Curata in Bad Soden-Salmünster. Dort geht es nun für rund 100 pflegebedürftige Menschen um die Frage, wo sie nach der Betriebsaufgabe Ende März leben können. Der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Bad Soden-Salmünster haben ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, „um vor Ort zu helfen, wo wir können, um im Main-Kinzig-Kreis Pflegeplätze zu organisieren und um eben keinen Betroffenen im Stich zu lassen“.

„Unsere kommunalen Einrichtungen, etwa die Alten- und Pflegezentren, können mithelfen, wo es der Markt alleine nicht schafft“, so Thorsten Stolz. „Damit entlassen wir nicht die aus ihrer Verantwortung, die diese Problemsituation hervorgerufen haben, die Curata Care Holding als Trägerin der Einrichtung. Wir sagen aber auch vor dem Hintergrund dieser Erfahrung selbstbewusst: Der Main-Kinzig-Kreis muss ein starker Akteur im pflegerischen und medizinischen Bereich bleiben. Wo der Markt in diesen Bereichen versagt, geht es unmittelbar zu Lasten von Menschen, die sich nicht selbst versorgen können, die nicht mobil sind, die auf andere angewiesen sind.“

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Bad Soden-Salmünster betont der Landrat auch noch einmal: „Mit mir wird es keine Privatisierung der kreiseigenen Alten- und Pflegezentren oder unserer Main-Kinzig-Kliniken geben. Das aktuelle Negativbeispiel rund um den privaten Betreiber Curata, das Herausziehen aus der Verantwortung und die undurchsichtigen Strukturen rund um die Immobilie bestärken mich in meiner Auffassung, dass es richtig und wichtig ist, dass wir als Landkreis unsere kreiseigenen Gesellschaften nicht nur erhalten, sondern weiter stärken.“

Der Main-Kinzig-Kreis hatte in den 1990er Jahren damit begonnen, Altenheime im Kreisgebiet unter einem gemeinsamen Dach zusammenzufassen und dadurch zu stärken. Es war die Zeit, in der der demografische Wandel noch weit entfernt war und die Idee völlig aus der Zeit gefallen schien, die Zuständigkeit von Alten- und Pflegeeinrichtungen in kommunaler Hand zu halten. Der allgemeine Trend ging hin zu Privatisierung und Auslagerung. „Der Main-Kinzig-Kreis hat sich damals schon klar dazu bekannt, in sensiblen Bereichen wie der Pflege Teil der Daseinsfürsorge zu bleiben und nicht auf die Zuflüsterer zu hören, der Markt regle alles effizienter und besser für die Menschen“, ruft der Landrat in Erinnerung. „Dazu bekennen wir uns bis heute und im Übrigen auch die Fraktionen im Kreistag über Koalitions- und Oppositionsgrenzen hinweg, wofür ich sehr dankbar bin.“

Die Alten- und Pflegezentren Main-Kinzig werden derzeit um neue Einrichtungen erweitert. Nach der Eröffnung des Hauses Spessart in Jossgrund als 13. Standort wird derzeit in Wächtersbach-Waldensberg schon der 14. errichtet. Der Main-Kinzig-Kreis nimmt für den Ausbau wie auch für die Modernisierung der bestehenden Einrichtungen viel Geld in die Hand. Alleine für den Bau des Hauses in Waldensberg investiert der Kreis mehr als 9 Millionen Euro. Auch im Bereich der Kliniken und der medizinischen Versorgung sieht sich der Kreisausschuss in der Verantwortung sowohl für den Erhalt starker Standorte als auch für gesunde Versorgungsstrukturen. ­„Wo es erkennbare Unwuchten im System gibt wie bei der finanziellen Belastung von Kliniken und der enormen Fachkräftelücke derzeit, schalten wir uns ein und halten dagegen, gerade auch politisch“, so Thorsten Stolz. Wo der Kurbereich als solcher auszubluten drohe und sich die Pflegeplatzengpässe aufgrund struktureller Probleme verschärften, werde der Main-Kinzig-Kreis ebenfalls seine Stimme erheben.

„Priorität haben im Moment aber erst mal die hilfs- und pflegebedürftigen Menschen sowie die Vielzahl der Beschäftigten, die noch nicht wissen, wie es für sie nach März weitergeht. Leistungen im Pflegebereich sind Dienste am Menschen und eine Pflege ihrer Menschenwürde. Wir kämpfen dafür, dass das in Bad Soden-Salmünster und in unseren anderen Städten und Gemeinden wieder und weiterhin im Mittelpunkt steht“, so Stolz.

Der Main-Kinzig-Kreis hat für Betroffene und deren Angehörige eine Pflegeplatz-Hotline unter der Nummer (06184) 2052100 eingerichtet. Unter dieser Durchwahl können sich betroffene Menschen oder ihre Angehörigen melden, wenn sie einen Pflegeplatz brauchen. Die kreiseigenen Main-Kinzig-Kliniken und die Alten- und Pflegezentren machen zudem direkte Beschäftigungsangebote für Curata-Mitarbeitende. Sie gehören zum Teilnehmerkreis eines Bewerbertags am Montag und Dienstag, 23. und 24. Januar, im Spessart Forum in Bad Soden-Salmünster, jeweils von 12 bis 15 Uhr. Veranstaltet wird diese Austauschplattform von der Stadt Bad Soden-Salmünster und dem Main-Kinzig-Kreis. Mit dabei sind unter anderem auch die Rehakliniken. Als Anlaufstelle für Arbeitssuchende steht zudem das „Netzwerk für Gesundheit Main-Kinzig“ in Bad Soden-Salmünster vermittelnd zur Seite, dem unter anderem die Rehakliniken in Bad Soden angehören: per Telefon 06056 744128 und per E-Mail an info@nfg-mkk.de.

Quelle: Walzer, Frank

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