Nach deutlichem Rückstand zur Pause die Nerven behalten
Mit einer starken zweiten Halbzeit hat die HSG Hanau am Samstagabend in der 3. Liga Süd-West doch noch zwei wichtige Punkte von der HSG Pohlheim mitgenommen. Beim Auswärtsspiel in Mittelhessen war das Team von Trainer Hannes Geist in der ersten Hälfte mental nicht voll auf der Platte und lag zunächst klar zurück. Am Ende sorgten ein leidenschaftlicher Kampf und die Tore von David Rivic und Dennis Gerst für eine eindeutige zweite Halbzeit und den 25:21 (8:14)-Erfolg gegen den Tabellenvorletzten der Staffel.
„Es ist sehr schwierig für mich, heute dieses Spiel zu beschreiben. Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit alles falsch gemacht haben, was wir diese Woche im Training besprochen hatten“, sagte Geist nach Abpfiff der Partie. „Pohlheim hat hingegen genau das umgesetzt, was sie angekündigt haben, nämlich uns lange zu ärgern. Das ist ihnen gelungen.“
Zuletzt hatte Hanau mit einem wahren Schaulaufen beim 38:24 in Haßloch schnell für klare Verhältnisse gesorgt, doch gegen den unangenehmen Gegner in Pohlheim sollte es schwieriger für das junge Team werden. Vor etwas mehr als 300 Zuschauern in der Sporthalle Holzheim fanden die Grimmstädter zunächst nur schwer in die Partie und leisteten sich gleich zu Beginn mehrere Ballverluste. Pohlheims Stefan Lex ging voran und sorgte mit seinen drei Treffern im Alleingang für einen 3:0-Start seiner Farben (6.). Obwohl Dennis Gerst schnell den 1:3-Anschluss herstellte, blieben die Hausherren zunächst die bessere Mannschaft.
3:2:1-Deckung stellt Hanau vor Probleme
Hanau tat sich zunächst sehr schwer mit der resoluten 3:2:1-Deckung der Gastgeber, auf deren vorgezogenen Position Moritz Lambrecht immer für einen Steal gut war. In der 10. Spielminute präsentierte sich der Kreisläufer am Hanauer Sechsmeter auch einen Schritt schneller als Marc Strohl und verwertete an Can Adanir vorbei – 4:1 für die Gastgeber (10.).
Es blieb in den ersten 30 Minuten ein enges Match auf Augenhöhe, in dem beide Teams ihre Angriffe lange vortrugen. Hanau ließ allerdings beim 6:4 erstmals sein schnelles Konterspiel aufblitzen, als Jan-Eric Ritter mit einem weiten Pass den durchgestarteten Cedric Schiefer bediente und dieser den Ball an Jannik Schlegel im Tor vorbeilegte. In der Folge blieb Pohlheim aber weiter die tonangebende Mannschaft, auch da die Grimmstädter nur wenig Druck auf das Angriffsspiel der Gastgeber bekamen. Nach Maximilian Rühls Treffer zum 11:8 (26.) nahm Geist die Auszeit.
Das Aufbäumen des jungen Hanauer Teams ließ aber zunächst noch auf sich warten. Stattdessen waren es die Blau-Weißen, die mit einem Torlauf noch vor der Pause auf 14:8 stellten. Ein ungewohnter Anblick in dieser Saison, nicht nur für das Publikum des Tabellenvorletzten, sondern auch für die Anhänger des Blauen Blocks, welche mit nach Holzheim gereist waren. So hoch hatte die Geist-Sieben in dieser Saison noch nie zur Pause zurückgelegen und während Pohlheim vielleicht eine seiner besten ersten Halbzeiten in dieser Saison spielte, erreichte im Team der HSG zunächst kaum ein Akteur seine Normalform.
Im zweiten Durchgang große Moral bewiesen
Die Mittelhessen kamen mit viel Schwung aus der Kabine und erzielten direkt das 15:8 (31.). Doch anstatt deswegen die Köpfe hängenzulassen, schien der hohe Rückstand das junge Hanauer Team zur Höchstleistung anzuspornen. Geist schien in der Pause die richtigen Worte gefunden zu haben, doch den nun plötzlichen Leistungsumschwung konnte er sich zunächst auch nicht erklären: „Nach dem 15:8 weiß ich nicht welcher Groschen gefallen ist, aber es muss ein gewaltiger gewesen sein, denn wir waren danach deutlich flexibler, agiler in der Deckung und haben die Schüsse bekommen, die wir wollten“, konstatiere der Hanauer Cheftrainer.
Gestützt auf einige guten Paraden von Can Adanir rannte Hanau nun an und setzte die nach einer intensiven ersten Halbzeit ausgelaugte Pohlheimer Abwehr nun deutlich unter Druck. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff bediente Ritter mit einem herausragenden Pass seinen Kreisläufer David Rivic – 10:15 (37.). Nur wenig später war dieser mit einem Tempogegenstoß erneut erfolgreich – 12:16 (40.).
In der zweikampfintensiven aber dennoch fair geführten Partie, mit nur wenigen Zeitstrafen auf beiden Seiten, schien das Momentum nun deutlich in die südhessische Richtung zu kippen. Nachdem Julian Fulda von Linksaußen auf 14:16 (41.) gestellt hatte, war es nun an Pohlheim-Coach Andreas Lex seine Auszeit zu nehmen. Hanau ließ sich aber nicht mehr stoppen: Ritter und Braun spielten auf Rechtsaußen ein weiteres Mal Dennis Gerst frei, der den vielumjubelten 17:17-Ausgleich erzielte.
Höhere Konsequenz und Durchhaltewillen entscheiden das Spiel
Pohlheim zeigte nun Nerven und Lambrecht flog nach einem Foul an Robin Marquardt mit einer Zeitstrafe von der Platte. Die Überzahl spielte die Geist-Sieben konsequent aus. Nur wenig später war es Rivic, der zur 20:18-Führung der HSG einnetzte. Zwar war Pohlheim beim 20:20 von Stefan Lex (51.) noch einmal dran, doch wer in der Holzheimer Sporthalle dachte, dass sich die HSG Hanau nun noch die Butter vom Brot nehmen lassen würde, der wurde enttäuscht: Dennis Gerst ließ mit seinem 23:20 (52.) die Grimmstädter auf die Siegerstraße einbiegen, ehe Ritter und Strohl mit ihren beiden Treffern zum 24:21 und 25:21 alles klar machten.
„Hintenraus hatten wir scheinbar mehr Puste, haben unsere freien Dinger reingemacht – den einen oder anderen aber auch liegen lassen – und so das Spiel für uns entschieden“, sagte Geist. Einmal mehr bewies sich dabei auch der homogene und breit aufgestellte Kader der Grimmstädter als spielentscheidend, denn so gelang es dem Hanauer Trainer, oft durchzuwechseln und stets das Tempo hochzuhalten.
Nach drei Auswärtsspielen in Serie hat die HSG Hanau in der kommenden Woche nun eine Heimpartie vor der Brust. Am 26. November ist die mHSG Friesenheim-Hochdorf II zu Gast. Anwurf ist bereits um 18:00 Uhr.
Aufstellung HSG Pohlheim: Schlegel, Wüst; Wagner, Johannes Träger (3), Christoph Träger, Gilbert, Lambrecht (1), Weinandt (2), Happel, Neul (2), Niclas (2), Stefan Lex (6), Schier, Rühl (2), Happel (2), Friedel (1).
Aufstellung HSG Hanau: Adanir, Tomm; Fulda (1), Schiefer (1), Ruppert, Bergold (5/2), Rivic (5), Marquardt, Schröder, Braun (3), Ireland, Strohl (1), Ahrensmeier, Gerst (6), Jusys, Jan-Eric Ritter (3).
Zeitstrafen: 4:2 Min. – Siebenmeter: 0/2:2/5. – Zuschauer: 320. – Schiedsrichter: Alexander Ernst / Maximilian Henkel.
Quelle: HSG Hanau Handball GmbH