Private Hilfsinitiative schafft dringend benötigte Güter in ukrainische Kriegsgebiete
Landrat Thorsten Stolz und ukrainischer Generalkonsul Vadym Kostiuk informieren sich in Erlensee über tatkräftige Ukrainehilfe
Main-Kinzig-Kreis. – Seit dem 24. Februar herrscht Krieg in der Ukraine, begonnen vom Nachbarland Russland. Die Menschen dort sind auf vielfältige Weise auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen – und haben diese aus vielen Teilen der Erde und auch aus dem Raum Hanau und Erlensee im Main-Kinzig-Kreis erhalten. Landrat Thorsten Stolz traf nun mit den Initiatoren einer privaten Hilfsinitiative rund um Niko Deeg zusammen, die einen besonderen Gast auf dem Bauhofgelände der Stadt Erlensee begrüßten: den ukrainischen Generalkonsul Vadym Kostiuk aus Frankfurt. Das Bauhofgelände ist ein wichtiger Sammelort für die Hilfsaktion, da dort die Sachspenden gesammelt, gelagert und für den Transport vorbereitet werden.
Der Generalkonsul und der Landrat informierten sich über die Aktion, bei der seit Beginn des Krieges regelmäßig dringend benötigte Hilfsgüter in die Ukraine gebracht werden. Vor Ort waren auch weitere Helferinnen und Helfer, Bürgermeister Stefan Erb, der sofort die benötigten Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hatte, aber auch der Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Main-Kinzig, Jörg Mair und André Kempel, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Hanau.
Der Generalkonsul skizzierte die schwierige Lage in der Ukraine seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland und bedankte sich für das große Engagement der Menschen in Deutschland, die seinen Landsleuten so tatkräftig helfen, sei es in Deutschland bei der Unterbringung der geflüchteten Menschen oder in den Kriegsgebieten, in denen es durch die russischen Angriffe auf Häuser, Kliniken und wichtiger Infrastruktur an vielen wichtigen Dingen des täglichen Lebens mangelt. Durch die Hilfstransporte werden solche Güter in die Ukraine zu den dort verbliebenen Menschen gebracht.
„Im Main-Kinzig-Kreis sind aktuell über 4.600 Menschen untergebracht, die aus den Kriegsgebieten in der Ukraine zu uns in Sicherheit geflohen sind. Ein großer Teil dieser Menschen ist in Privatwohnungen oder Gemeinschaftsunterkünften einquartiert. Fast 40 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche, die hier Schutz suchen“, sagte der Landrat und dankte Niko Deeg und seinen Mitstreitenden für das große Engagement. „Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Krieg keine Sache ist, die schnell erledigt ist, auch wenn wir uns das alle dringend wünschen. Unsere Hilfsbereitschaft wird nach wie vor benötigt und es ist gut zu sehen, wie diese Hilfe von Erlensee aus zuverlässig geleistet wird. Deshalb meine Bitte an alle Beteiligten, hier nicht nachzulassen. Unsere Hilfe ist weiterhin dringend nötig und zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen“, unterstrich Landrat Stolz. Man dürfe auch nicht vergessen, dass fast 40 Prozent der im Kreisgebiet untergebrachten Menschen Minderjährige seien. Auch viele ältere und kranke Menschen seien hierhergekommen, die nicht wissen, ob sie ihre Heimat noch einmal wiedersehen. „Deshalb mein großer Dank an alle, die hier einen Beitrag leisten.“ Stefan Erb betonte, dass diese Menschen alles, was sie im Leben bislang aufgebaut haben, hinter sich gelassen haben, diese Menschen seien stark traumatisiert, wenn sie hier ankommen und seien auf unsere Unterstützung angewiesen.
Vadym Kostiuk betonte, dass die Ukraine ein freies Volk sei, das unermüdlich weiter für seine Freiheit und für die Demokratie kämpfen werde. Ziel sei es, Mitglied der EU zu werden. Die vielfältige Unterstützung anderer Länder in der gegenwärtigen Lage sei enorm wichtig, damit sich die Ukraine gegen den Aggressor Russland zur Wehr setzen könne. Während des Treffens gab es auch eine Live-Schaltung via Laptop in eine westukrainische Stadt.
Bei der Hilfsaktion in Erlensee geht es vor allem um eines: Tatkräftig mit anpacken. „Wir packen Kisten und Kartons, das ist mitunter körperlich anstrengende Arbeit, aber es ist ungemein befriedigend und es sind sehr emotionale Momente, wenn wir erleben, wie dankbar die Menschen in der Ukraine über die Sachen sind“, sagte Niko Deeg. Er bittet die Menschen im Main-Kinzig-Kreis deshalb weiterhin um Sach- und Geldspenden. „Das hilft uns dabei, Hilfe zu leisten“, sagte er. Neben Lebensmitteln sind das wichtige Medikamente, aber auch andere Hilfsmittel. Mittlerweile gebe es auch eine privat organisierte Luftbrücke in die Ukraine. Wer Hilfsgüter spenden wolle, solle sich vorab am besten informieren, was gerade tatsächlich gebraucht werde.
Niko Deeg und sein engagiertes Team haben nicht nur Güter in die Ukraine gebracht, sie haben auch Menschen dabei geholfen, dass sie das vom Krieg gezeichnete Land verlassen konnten: 122 Frauen und Kinder, zusätzlich zwei Hunde. Sie alle seien gut im Main-Kinzig-Kreis aufgenommen worden. In wenigen Tagen startet außerdem wieder ein Transport mit Lebensmitteln und dringend benötigten medizinischen Hilfsgütern Richtung Ukraine.
Wer die Ukrainehilfe Main-Kinzig-Kreis unterstützen möchte, kann mit einer Spende helfen: AWO Main-Kinzig, Kreissparkasse Gelnhausen, IBAN DE18 5075 0094 0000 0282 19, Stichwort „Ukrainehilfe Erlensee“. Weitere Informationen finden sich auf der Facebook-Seite www.facebook.com/hanauhilft. Im Aufbau ist eine Internetseite, die unter www.ukrainehilfe-mainkinzigkreis.de zu finden ist.
Bildunterschrift: Unser Bild zeigt das Treffen zum Thema Ukrainehilfe auf dem Bauhofgelände in Erlensee (von links): Andre Kempel, Bürgermeister Stefan Erb, Niko Deeg von der Hilfsinitiative Erlensee, Generalkonsul Vadym Kostiuk, Landrat Thorsten Stolz und Jörg Mair (AWO).
Quelle: Walzer, Frank