Samstag, November 23, 2024
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Ein Pionier, der andere begeistert

Landrat Stolz überreicht Dr. Karl-Heinz Schmidt das Bundesverdienstkreuz

Main-Kinzig-Kreis. –  Es ist schon etwas Besonderes, wenn das Bundespräsidialamt von sich aus anregt, einen Bürger mit dem Bundesverdienstkreuz zu ehren. Landrat Thorsten Stolz jedenfalls hat so etwas in seiner Amtszeit bislang nur sehr selten erlebt, wie er vor einigen Tagen bei einer Feierstunde im Barbarossasaal sagte. In eben jenem Saal in eben jener Feierstunde nämlich verlieh der Landrat gemeinsam mit Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller Dr. Karl-Heinz Schmidt auf Anregung aus Berlin und in Vertretung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Bewegt, ja überwältigt nahm der Geehrte die Auszeichnung entgegen.

Landrat Thorsten Stolz gratulierte Dr. Karl-Heinz-Schmidt auch im Namen des Kreisausschusses zu der Ehrung. „Sie zeigt die hohe Anerkennung und den großen Respekt vor Ihrem Lebenswerk“, sagte er an den seit langen Jahrzehnten aktiven Naturschützer gewandt. Dr. Karl-Heinz Schmidt sei ein ermutigendes Beispiel dafür, dass es sich lohne, vor Ort anzupacken und den Blick auf das Ganze nicht zu verlieren. Seit Gründung der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern e.V. im Jahr 2003 sei er deren Vorsitzender und Leiter. „In dieser Zeit hat er gemeinsam mit seinen Mitstreitenden 500.000 Vögel beringt und 30 Millionen Einzeldaten aufgenommen. Dieser Datenschatz ist Grundlage für wissenschaftliche Publikationen, für Doktor- und Diplomarbeiten“, so Thorsten Stolz. Bereits seit über 45 Jahren läuft unter der Leitung des Geehrten ein Langzeitmonitoring, bei dem nisthöhlennutzende Singvögel wie Meisen, Trauerschnäpper und Kleiber, aber auch Siebenschläfer, Haselmäuse, Insekten und Fledermäuse untersucht werden. Sein besonderer Schwerpunkt gilt den höhlenbrütenden Singvögeln und alten Obstsorten. Kein Wunder, dass Dr. Karl-Heinz Schmidt nicht nur in Deutschland, sondern auch international in Fachkreisen hohe Anerkennung genießt.

„Ich ziehe meinen Hut vor dieser Lebensleistung. Karl-Heinz Schmidt ist ein Pionier, der andere begeistert. Er weckt in Kindern wie Erwachsenen das Bewusstsein für die Heimat und die Auswirkungen unseres Handelns für die nächste Generation. Das Bundesverdienstkreuz hat er mehr als verdient“, sagte der Landrat, bevor er die Lebensstationen des 80-Jährigen Revue passieren ließ. Nach seinem Abitur am Ulrich-Hutten-Gymnasium absolvierte Karl-Heinz Schmidt ein Lehramtsstudium für Grund-, Haupt- und Realschulen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Nach seinem 1. Staatsexamen trat er in den Schuldienst ein und legte 1969 sein 2. Staatsexamen ab. Von 1973 bis 1979 war er als pädagogischer Mitarbeiter im Fachbereich Biologie und Didaktik der Biologie an eben diese Universität abgeordnet. Parallel dazu absolvierte Karl-Heinz Schmidt ein Biologiestudium, erlangte 1978 sein Diplom und promovierte 1979 mit einer Untersuchung zur Jahresdynamik der Kohlmeisen-Population. „Vielleicht geht auf diese Arbeit der Titel ‚Meisen-Kaiser‘ zurück, unter dem viele im Bergwinkel ihn kennen“, sagte Thorsten Stolz. 1980 kehrte Karl-Heinz Schmidt in den Schuldienst zurück. Ab 1981 bis zum Eintritt in den Ruhestand war er als Lehrer an der Integrierten Gesamtschule in Bad Soden-Salmünster tätig. 23 Jahre – von 1980 bis 2003 – hatte er einen Lehrauftrag an der Ökologischen Außenstelle Schlüchtern der Goethe-Universität. Als diese Außenstelle geschlossen wurde, gründete er gemeinsam mit anderen die Ökologische Forschungsstation Schlüchtern, die die Langzeitstatistiken und Forschungen in Schlüchtern fortführt – und zwar auf ehrenamtlicher Basis. Darüber hinaus war Karl-Heinz Schmidt in seiner Heimatstat kommunalpolitisch aktiv – unter anderem von 1985 bis 2004 als Stadtverordnetenvorsteher beziehungsweise stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Für sein großes Engagement wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet, so etwa im Jahr 1980 mit dem Umweltschutzpreis der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. Im Jahr 2005 erhielt er den Umweltpreis des Main-Kinzig-Kreises; 2018 wurde die Forschungsstation mit diesem Preis ausgezeichnet.

Glückwünsche überbrachte auch Bürgermeister Möller. „Heute ist ein ganz besonderer Tag für Schlüchtern“, sagte er: „Es ist beeindruckend, was Karl-Heinz Schmidt alles für geleistet hat. Doch er macht es nicht für den Preis oder für Preise. Es ging ihm stets um etwas Anderes.“ Dem Geehrten liege die Natur am Herzen. Er mache Menschen jeden Alters deutlich, vor welchen Herausforderungen auch die Region aufgrund des Klimawandels stehe. Die Ökologische Forschungsstation sei eine Institution, deren Bedeutung über die Region hinausgehe und die Daten, die über die Jahrzehnte gesammelt worden seien, ein Schatz, den es nun zu digitalisieren gelte. „Die Stadt Schlüchtern wird dazu einen Beitrag leisten“, so der Bürgermeister.

Zu den Festrednern gehörten neben Landrat Thorsten Stolz und Bürgermeister Möller auch Dr. Sebastian Schaub, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Hessen, Günther Koch, Vorsitzender des Ortsverbandes Schlüchtern von Bündnis 90/Die Grünen, und Olaf Henseler, stellvertretender Vorsitzender der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern.

Quelle: Main-Kinzig Kreis

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