Main-Kinzig-Kreis. – Im Main-Kinzig-Kreis haben sich mittlerweile rund 1.500 Flüchtlinge aus der Ukraine registriert, und das binnen drei Wochen nach Beginn des Angriffskriegs. „Die Millionen Menschen, die innerhalb der Ukraine oder im europäischen Ausland Schutz suchen, zeigen die Ausmaße des Schreckens und der Zerstörung von Heimat der Ukrainerinnen und Ukrainer“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. „Die Bilder aus der Ukraine machen uns nach wie vor fassungslos. Hilfe ist da selbstverständlich und eine humanitäre Verpflichtung für uns in Deutschland und in Europa.“
Wichtigster erster Schritt der Hilfe im Kreisgebiet ist das geschützte Dach über dem Kopf und die Versorgung mit den nötigen Dingen des Alltags. Aufgrund der hohen Zahl an Geflüchteten nutzen der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau bereits größere Einrichtungen, darunter das Jugendzentrum Ronneburg oder einzelne Hotels. Doch auch diese Kapazitäten könnten in Kürze ausgeschöpft sein, wenn neben den direkten Einreisen in die Region auch zusätzlich das Land Hessen jede Woche größere Gruppen von Menschen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen zuteilt. Hessen beginnt damit noch in dieser Woche, wie den Landkreisen und kreisfreien Städten mitgeteilt worden ist. Alleine für die kommende Woche werden im Main-Kinzig-Kreis mindestens 250 ukrainische Geflüchtete aus der Einrichtung in Gießen erwartet, und in diesen Größenordnungen werde es laut Land Hessen wöchentlich zunächst einmal weitergehen.
Auf das Vorgehen der zentralen Zuteilung über die Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder haben sich die Innenministerien von Bund und Ländern kürzlich geeinigt.Damit müssen sich Einreisende, die noch keine definitive Unterkunftsmöglichkeit wie bei Freunden oder Verwandten haben, zunächst an die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung wenden.
Für eine gute Versorgung der Menschen in einer größeren Dimension bereiten der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau nun erste Hallen für die Unterbringung vor. In Hanau-Mittelbuchen und in der Sporthalle der Haupt- und Realschule Birstein klären Hanau und Kreis derzeit die letzten Details und richten in Kürze auch die Schlaf- und Wohnbereiche her. Ab der kommenden Woche werden dort die ersten Geflüchteten einziehen.
Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler dankt in dem Zusammenhang den Kommunen, sowohl der Stadt Hanau mit Oberbürgermeister Claus Kaminsky und seiner städtischen Koordinierungsstelle als auch der Gemeinde Birstein um Bürgermeister Sebastian Fehl. „Die Situation ist eine außergewöhnliche, vor allem für die Menschen aus der Ukraine, die vor Bomben und Zerstörung fliehen. Und natürlich ist auch die Bewältigung dieser Situation eine außergewöhnliche, für die wir das Mittun aller Ebenen unseres Zusammenlebens brauchen, von den Verwaltungen über die Bürgerschaft bis hin zur Wirtschaft“, sagt Susanne Simmler, zuständige Dezernentin für Sicherheit und Ordnung.
Als hilfreiche Unterstützung erachtet die Kreisspitze das Engagement des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands(DEHOGA). Nach einem Aufruf des Verbands hatte eine Reihe von Hotels in Hanau und im Kreisgebiet Kapazitäten zur Verfügung gestellt. Das wiederum erleichterte die Erstaufnahme Ende Februar, Anfang März. Von längerer Dauer wird dabei die Unterbringung von Menschen im Hotel Spessart in Bad Orb sein. Der Kreis und der Hotel-Betreiber haben sich auf eine zwölfmonatige Kooperation geeinigt. Das Deutsche Rote Kreuz Gelnhausen-Schlüchtern wird dort die Betreuung der Ankommenden und eine ständige Erreichbarkeit vor Ort gewährleisten können, auch hier beginnt die Belegung in der kommenden Woche.
Landrat Thorsten Stolz findet diese zusätzlichen Möglichkeiten als „äußerst entlastend mit Blick auf die ersten Tage nach der Ankunft“. „Wir haben parallel dazu begonnen, Wohnungen zu belegen, die uns angeboten worden sind. Im Moment wird aber die Zahl derer, die in ihr festes Quartier umziehen, bei weitem noch übertroffen von der Zahl derer, die sich neu melden und eine Bleibe suchen“, erläutert Stolz. Daher brauche es die größeren Hallen, die derzeit eingerichtet werden. Möglicherweise brauche es auch mehr als diese beiden. „Wir können nicht in die Glaskugel gucken, wir wissen nicht, wie sich der Krieg in den nächsten Wochen entwickeln wird. Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass der russische Angriffskrieg die Heimat von vielen weiteren Menschen vernichten wird.“
Bildunterschrift: In der Sporthalle der Haupt- und Realschule wird derzeit die Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten vorbereitet.