Stehender Applaus für ein Weltklassetrio
Stehen sie am Anfang einer Weltkarriere? Hanna Ponkala-Nitsch, Larissa Nagel und Rie Kibayashi bilden seit 2020 mit dem „Trio Hannari“, ein Klaviertrio, das sich nicht hinter den frisch gekürten Klaviertrio-Gewinnern des ARD-Musikwettbewerbs verstecken muss. Auf dem Programm des derzeit an der Frankfurter Musikhochschule beheimateten Ensembles stand im 4. Büdesheimer Schlosskonzert der Saison 2023 neben dem „Trio Es-Dur op. 100 D929“ von Franz Schubert (1797-1828) „Between Tides“ des japanischen Komponisten Tōru Takemitsu (1930-1996).
Das Trio Hannari gewann im Februar 2021 den Lenzewski Stiftungspreis und im September desselben Jahres den renommierten 1. Preis des Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs in Berlin. Wenig später folgten der Gerhard Blaurock-Gedächtnispreis sowie ein erster Preis beim Wettbewerb um den Kammermusikpreis der Polytechnischen Gesellschaft. An der HfMDK Frankfurt studieren die drei Musikerinnen in der Klasse von Prof. Angelika Merkle und sind ab 2022 aspirant ensemble der European Chamber Music Academy. Sie werden von mehreren Stiftungen gefördert, u.a. vom Deutschlandstipendium, PE Förderungen, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt und der Finnischen Kulturstiftung.
Mit großer Empathie wurden die Künstlerinnen im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses Oberdorfelden begrüßt, ist Cellistin Larissa Nagel doch eine Ehemalige der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden. Ihr zur Seite die finnische Geigerin Hanna Ponkala-Nitsch und die japanische Pianistin Rie Kibayashi. Alle drei zeigten sich in Topform, spielten wie aus einem Guss und rissen die begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer im ausverkauften Saal von den Sitzen.
Das erste Werk stammte von Tōru Takemitsu, der als erster japanischer Komponist zu wirklichem Weltruhm gelangte. Er komponierte hauptsächlich autodidaktisch Filmmusik und schrieb Arrangements beliebter Popsongs. Sein Klaviertrio „Between Tides – Zwischen den Gezeiten“ – als Auftragswerk der Berliner Festspiele 1993 uraufgeführt, klingt meditativ und atmosphärisch, ausdrucksstarke Dissonanzen unterbrechen. Takemitsu malt eine lebhafte Klanglandschaft, die an die Ruhe zwischen den wechselnden Gezeiten und die Spannung der Strömungen erinnert. Die Interpretinnen verstanden es, das Publikum sogleich mitzunehmen und eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen.
Franz Schubert komponierte mit dem Es-Dur-Trio op. 100 das wohl monumentalste Werk der gesamten Klaviertrioliteratur. Monumental in der Ausdehnung und dem Reichtum des thematischen und gedanklichen Materials. Unisono setzt das Allegro ein, vielfarbig und durchbrochen in der Aufteilung auf die Instrumente. Das gedämpfte Pathos eines Trauermarsches liegt über dem Hauptthema des langsamen Satzes. Als zweistimmiger Oktavkanon beginnt das Scherzo. Der nicht enden wollende vierte Satz fasst die vorherigen zusammen und bildet den krönenden Abschluss. Immer wieder brachen orchestral klingende Passagen durch das reiche thematische Material, das mit romantischer Verspieltheit die volle Konzentration und höchstes technisches Können verlangte. Man war überrascht, was der Flügel im Dorfgemeinschaftshaus unter den genialen Händen von Rie Kibayshi leistete. Mal zartestes Pianissimo und danach aufbrausendes Fortissimo aller drei Instrumente, die klanglich absolut homogen spielten. Stehender, kaum endender Applaus für das Trio Hannari, von dem sicher noch viel zu hören sein wird, war hochverdient. Das nächste Konzert der Büdesheimer Schlosskonzerte findet am 5. November 2023 um 17 Uhr statt. Der Dürener Kantor Max Deisenroth, ebenfalls ein Ehemaliger der Musikschule, wird dann an der Orgel der ev. Andreaskirche Büdesheim zu hören sein. www.musikschule.online
Quelle: Inga Stutzke