Landrat a.D. Karl Eyerkaufer mahnt weitere Hilfe für Beruwala an
Main-Kinzig-Kreis. – Zahlreiche Hilfsprojekte sind in den zurückliegenden 20 Jahren, seit die Aktion „Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala“ ins Leben gerufen wurde, umgesetzt worden. Die Gründung der Hilfsaktion war eine Reaktion auf die Tsunamikatastrophe in Sri Lanka am 26. Dezember 2004. Damals wurde die gesamte Küstenregion zerstört, 35.000 Menschen verloren ihr Leben. Neben den Aufbauarbeiten, die in der Zeit nach der Katastrophe im Mittelpunkt standen, wurde 2013 auch ein Freundschaftsvertrag zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und Beruwala unterzeichnet. Darin wurde als Ziel auch eine Schulpartnerschaft vermerkt. Seit 2016 gibt es deshalb einen jährlichen Austausch zwischen dem Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) Maintal und dem Wisdom International College Beruwala. Zur Vorbereitung des nächsten jährlichen Austausches in Beruwala im November waren die Lehrkräfte des AEG, Sandra Grösser-Pütz und Marcus Pothoff, zusammen mit Landrat a.D. Karl Eyerkaufer, seiner Frau Marion und dem ehemaligen Kreisbeigeordneten Matthias Zach sowie weiterer Sponsoren zur 33. Hilfsreise nach Sri Lanka seit Beginn der Hilfsaktion aufgebrochen. Ziel der beiden Lehrkräfte war es, den geplanten Aufenthalt mit den Lehrkräften des Wisdom vorzubereiten und den gesamten Programmablauf vor Ort zu besprechen. Der Geschäftsführer der Kreiswerke Main-Kinzig, Oliver Habekost, der seinen Urlaub zeitgleich in Sri Lanka verbrachte, war bei dem Gespräch ebenfalls mit dabei. Schließlich unterstützen die Kreiswerke von Beginn an diesen Schüleraustausch.
Seit einigen Jahren unterstützt der Main-Kinzig-Kreis die Region Beruwala auch bei der Einführung einer geordneten Müllabfuhr, die allerdings nur mit dem Kauf von Traktoren mit Anhängern umsetzbar war. „Diese konnte und kann sich die Stadt Beruwala aber nicht leisten, deshalb haben wir mit Spenden vieler Menschen aus dem Main-Kinzig-Kreis nun schon das dritte Gespann angeschafft, die Kosten liegen bei 16.000 Euro. Durch die Beseitigung des Abfalls in den Straßen kann die Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria, Denguefieber und andere vermieden werden, wie uns die Ärztin unserer Maradanklinik berichtete“, erklärt Karl Eyerkaufer. Darüber hinaus sei der Verwaltung von Beruwala ein gebrauchtes TukTuk zur Verfügung gestellt worden, damit der Außendienst nicht mehr mit dem Fahrrad bei den tropischen Wetterverhältnissen unterwegs sein müsse.
„Auch wenn Sri Lankas Wirtschaft zwei Jahre nach dem Staatsbankrott und der Flucht des Präsidenten wieder langsam wächst, die Industrietätigkeit an Fahrt gewinnt, steht das Land weiter vor einer großen Herausforderung“, stellt Karl Eyerkaufer nach seiner Rückkehr fest. Rohöl und Flüssiggas liefere inzwischen Russland über Indien nach Sri Lanka, sodass es keine Warteschlangen mehr vor den Tankstellen gebe und wieder mit Gas gekocht werden könne, wenn auch zu sehr hohen Preisen. „Das scheint der Dank zu sein, dass sich Sri Lanka bei der Verurteilung des russischen Einmarsches in die Ukraine in der Vollversammlung der Vereinten Nationen im März 2022 der Stimme enthalten hat“, stellt Karl Eyerkaufer ernüchtert fest. Russische Staatsbürger dürften inzwischen ohne Visum nach Sri Lanka einreisen und stünden im Bereich der Touristen mit 32.000 Urlaubsgästen in den ersten zwei Monaten 2024 an erster Stelle vor Indien und China, wie der Minister für Tourismus Harris Fernando am 10. März in Daily Mirror berichtet habe. „Die lediglich 16.000 deutschen Touristen mussten zu den Reisekosten noch 50 Euro Visagebühren bezahlen“, erklärt Karl Eyerkaufer.
Auch wenn die Inflation, die vor Jahresfrist noch bei 70 Prozent gelegen haben, nun unter 10 Prozent gesunken sei, hätten nach einem Pressebericht 60 Prozent der Bevölkerung Probleme, die tägliche Ernährung ihrer Familie sicherzustellen. Grund seien vor allem die hohen Lebensmittelkosten. „Deshalb stand auch bei dieser Hilfsreise die Übergabe von Nahrungsmittelpaketen in den Armenvierteln der Region im Mittelpunkt unserer Hilfe“, erklärt der ehemalige Landrat.
„Nach wie vor können wir durch die Spenden der Bürgerinnen und Bürger und der Unternehmungen aus dem Main-Kinzig-Kreis für arme Familien, die auch 20 Jahre nach dem Verlust ihrer Häuser durch den Tsunami noch in Verschlägen hausen, ein menschenwürdiges Haus errichten. So haben 17 Familien während unseres Aufenthalts ein neues Zuhause erhalten. Vanessa und Stefan Erb aus Erlensee und Monika Sachs-Heldmann aus Wächtersbach, die zeitgleich in Beruwala ihren Urlaub verbrachten, konnten persönlich die von ihnen gespendeten Häuser an dankbare Familien übergeben. Insgesamt wurden durch die Hilfsaktion in den vergangenen 20 Jahren 388 Häuser gespendet. „Das bedeutet, dass zirka 2000 Menschen dadurch ihre Elendshütten verlassen konnten“, macht Karl Eyerkaufer deutlich.
Matthias Zach und seine Frau Ursule Conen übergaben während der Hilfsreise auch die von Zahnarzt Dr. Maximilian Klee aus Schöneck gespendeten 20 Matratzen an das Mama-Papa-Home, einem Waisenhaus für schwer beeinträchtigte Kinder und Jugendliche. Mit den 22 Mädchen des Waisenhauses in Beruwala machten die beiden drei Tage lang eine Tour zu den kulturellen Höhepunkten Sri Lankas in Dambulla und Anaradhapura und dem heiligen Berg Sigeriya. Am dritten Tag ging es noch in den Wilpattu Nationalpark. Die Fahrt, die den Kindern sehr viel Freude bereitete, wurde ermöglicht durch die Spenden von Familie Krucker aus Maintal und Familie Conen/Zach aus Niederdorfelden.
Ein ebenso wichtiger Teil der Hilfsreise war die Versorgung der von der Hilfsaktion betreuten fünf Waisenhäuser mit Lebensmittel und der Main-Kinzig-Kindergärten mit Lehr- und Lernmittel. Die Maradana-Frauenklinik und die Naleem-Zahnklinik erhielten medizinische Ausstattung. In den Schulen „Colors of Islam“ und Wisdom International Panadura konnten die Auszeichnungen zum Schuljahresabschluss an alle Schülerinnen und Schüler mit übergeben werden.
Weitere Projekte, die gerade laufen, sind die Baumaßnahmen an der Sirisangabo Special School und es gibt ein Ausbildungsprojekt an der Berufsschule des Technical Instituts. Familie Lutz aus Maintal-Hochstadt übernimmt seit vielen Jahren die Kosten für je vier Jugendliche, die aus armen Familien stammen und dort zum Gesellen ausgebildet werden. Eine weitere Station war die Übergabe von 1500 Brillen im Vorort Anandagama, die von der Arbeiterwohlfahrt in Rodenbach, Ronneburg, Schöneck gesammelt worden waren. Auch Einzelpersonen hatten Brillen beigesteuert. „Fest steht: Die Umsetzung aller Projekte von Main-Kinzig-Kreis hilft Beruwala wäre ohne die Spendenbereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger des Main-Kinzig-Kreises und darüber hinaus nicht möglich. Dafür bedanke ich mich recht herzlich bei allen, die uns in den zurückliegenden 20 Jahren so wunderbar unterstützt haben“, erklärt Karl Eyerkaufer. Dank gebühre aber auch den Koordinatoren vor Ort, Mr. Irsan und Mr. Rila für die erfolgreiche Projektarbeit. „Ihr Einsatz trägt dazu bei, dass Menschen, die dringend Hilfe benötigen, wieder mit Würde am Leben der Gesellschaft teilnehmen können“, erklärt Karl Eyerkaufer. Worte des Dankes kommen auch von Landrat Thorsten Stolz, der Eyerkaufer und allen am Projekt Beteiligten ebenfalls seinen Dank ausspricht: „Die aus dem Main-Kinzig-Kreis koordinierte Hilfe ist ein schönes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, dass dringend benötigte Unterstützung direkt bei den Menschen ankommt. Karl Eyerkaufer hat vor 20 Jahren dieses Hilfsprojekt gestartet und versteht es, immer wieder Menschen zu begeistern und sie zum Mitmachen zu bewegen“, erklärte der Landrat.
Wer die Hilfsaktion „Main-Kinzig-Kreis hilft Berufwala“ unterstützen möchte, kann auf folgende Konten spenden, entsprechende Sonderkonten sind bei allen drei Sparkassen im Main-Kinzig-Kreis eingerichtet (Stichwort „Beruwala“):
Sparkasse Hanau:
BIC HELADEF1HAN, IBAN DE47 5065 0023 0000 0999 94
Kreissparkasse Gelnhausen:
BIC HELADEF1GEL, IBAN DE56 5075 0094 0000 0999 94
Kreissparkasse Schlüchtern:
BIC HELADEF1SLÜ, IBAN DE27 5305 1396 0000 0999 94
095 Ber TukTuk: Unser Bild zeigt ein motorisiertes Dreirad, in Sri Lanka Tuk Tuk genannt, das dem Außendienst der Verwaltung von Beruwala zur Verfügung gestellt wurde, damit dieser bei den tropischen Wetterverhältnissen nicht mehr mit dem Fahrrad unterwegs sein muss.
Quelle: Redaktion MKK Echo