Niederdorfelden. Nach 28 Jahren und 358 Tagen endete am vergangenen Sonntag mit der Rückgabe des Zepters an den Ideengeber und Vater der ländlichen Monarchie Georg Schuch durch die bis dahin amtierende Kürbiskönigin Juli I (Bauscher) die Regentschaft der Niederdorfelder Kürbisköniginnen. Der Grund: das Haus der Niederdorfelder Königinnnen hat Personalsorgen. Viele Bedienstete sind in die Jahre gekommen, darunter auch Georg Schuch mit inzwischen 81 Jahren, und jüngere Mitarbeiter sind auf dem katuellen Arbeitsmarkt leider nicht mehr zu finden. Auch in dem rund 130 zählende Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins (OGV), dem Ausrichter des königlichen Spektakels. In den vergangenen Monaten hatte Schuch auf der Suche nach einer neuen Kürbiskönigin und einem Nachfolger für sich selbst als Königinnenvater unzählige Kandidaten angesprochen, doch vergebens. Zwar hatte sich nach langem Bitten und Betteln Kandidatinnen für das Königsamt finden lassen, aber für seine Position war beim besten Willen kein Interessent auffindbar. „Meine Aufgabe war die Begleitung der Königinnen zu den verschiedenen Veranstaltungen. Und das hieß meist Rückfahrt in den Nachtstunden. Und das wurde mit zunehmenden Alter immer schwieriger“, räumte Schuch ein. Seine Augen machen in dem Alter einfach nicht mehr mit.
Das war alles noch ganz anders als ihm Mitte der 1990er Jahre die Idee mit der Kürbis-Königin kam. Die Idee entsprang aus einer Bierlaune, weil die Festivitäten im Ort in den Jahren zuvor spürbar zurückgegangenen waren. So veranstaltete Schuch mit seinem OGV 1995 im Bürgerhaus eine Tanzveranstaltung mit der Wahl einer Kürbiskönigin. Die war auf der Veranstaltung bei mehreren Geschicklichkeitsspielen ermittelt und dann mit viel Gaudi auch feierlich gekrönt worden „Ich weiß es noch wie heute. Die erste Königin hieß Ute Stern und wurde als Ute I. feierlich gekrönt. Sie regierte ein Jahr“, erinnert sich Schuch. Zu Anfang betrug die Regentschaft immer nur ein Jahr, weil damals noch genug Kandidatinnen zur Auswahl standen und die Krönung immer wieder ein Grund zum Feiern war. Seither haben 14 Frauen aus Niederdorfelden die Krone und das Zepter sowie anfangs ein mit Kürbis und Vereinswappen geschmücktes Cape getragen. Bereits Ende der 1990er wurde die Regentschaft schon auf zwei Jahre verlängert, es hatte sich mittlerweile nämlich herum gesprochen, dass „Ehrenamt“ auch mit sehr viel Arbeit, sprich abendliche Termine, verbunden war. Am längsten regiert hat schließlich Carolin Heinemeyer. Ihre Amtszeit dauerte (wegen Corona) von 2018 bis 2022. Als Schuch auf der Suche nach einer Nachfolgerin schon fast verzweifeln wollte, gab sie den entscheidenden Tipp: „Sprechen sie doch einfach mal meine Fraktionskollegin Juli Bauscher an“. Und die willigte ein. „ Es waren zwei schöne Jahre mit vielen schönen Erinnerungen aber auch mit viel Zeiteinsatz. Und deshalb ist es so schwierig, Nachfolger zu finden. Das Ehrenamt steht nicht mehr so hoch im Kurs. Das merken auch die Vereine überall“. Auch der Beigeordnete Karl Markloff, der den Bürgermeister an diesem Nachmittag vertrat, stimmte in das Lied ein. „ In der Tat wird es mit dem ehrenamtlichen Engagement in unserer Gesellschaft immer schwieriger“. Deshalb dankte er der scheidenden Julia I. umso mehr für Engagement als Kürbis-Königin in den vergangenen zwei Jahren und bedauerte, dass die schöne Tradition damit nach fast drei Jahrzehnten ihr Ende findet. Den Abschied feierte Julia I. Anschließend mit mehreren „Königinnen“ aus dem Umland und rund 75 Besuchern.
Jürgen W.Niehoff
3 Fotos anbei
1. zum Abschied im Kreis vieler Königinnen aus dem Umland die Niederdorfelder Kürbis-Königin Julia I. (Bauscher ) , braunes Kleid hinter dem Kürbsi mit Georg Schuch (re.) und dem OGV-Vereinsmitglied Dieter Beck.
2. die Kürbis-Königin Julia I. erhält von Kürbis-Königinnen-Vater Georg Schuch ihre Entlassungsurkunde aus dem königlichen Amt
3. für den Bürgermeister dankt der Beigeordnete Karl Markloff (re.) der scheidenden Kürbiskönigin Julia I. (Bauscher) für ihre zweijährige Regentschaft. In der Mitte der Erfinder der Tradition Georg Schuch
Quelle: Jürgen W. Niehoff