Riesiges Interesse an Bürgerversammlung zur Zukunft der Spessart Therme
Es geht um eine Entscheidung von historischer Bedeutung für Bad Soden-Salmünster: Wie soll es mit der Spessart Therme weitergehen? Die Stadt hatte jetzt zur Bürgerversammlung geladen – und mehr als 300 Leute waren ins Spessart Forum geströmt. Über den Livestream hatten sich gut weitere 500 Interessierte zugeschaltet. Deutlich wurde: Die Gäste hatten zwar auch kritische Fragen, wünschen sich aber einen Erhalt der Therme.
Dass etwas geschehen muss, das war allen im Saal von Beginn an klar: Denn die Therme ist bereits 50 Jahre alt, sie muss saniert werden. Die Frage ist nur, was genau geschehen soll.
Bürgermeister Dominik Brasch betonte: „Wir wollen heute aufzeigen, warum ein Neubau der Therme aus unserer Sicht die beste Option ist. Kühl, faktenbasiert, unterfüttert mit Zahlen.” Ihm sei bewusst, dass es hierbei um eine Entscheidung gehe, „die unsere Stadt auf Jahrzehnte prägen wird. Ich blicke auf dieses Thema also nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Familienvater, der hier sein ganzes Leben verbringen möchte.”
In einer knapp eineinhalbstündigen Präsentation zeigten Brasch und Kurdirektor Stefan Ziegler auf, welche Möglichkeiten überhaupt bestehen. Sie stellten und beantworteten zahlreiche Fragen, die verdeutlichten, wie intensiv sich die Stadtverordneten, die Kurkommission und die Kurdirektion bereits mit dem Thema beschäftigt haben: Warum sind Kur und Tourismus wichtig für Bad Soden-Salmünster? Warum werden sie es auch in Zukunft sein? Was bedeuten die verschiedenen Möglichkeiten für Arbeitsplätze, Kaufkraft, Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit der Stadt?
Dabei stützten sich die beiden auf Expertenanalysen unter anderem vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif). Und diese Zahlen waren deutlich: Am Kur- und Tourismusbetrieb in Bad Soden-Salmünster hängen mehr als 67 Millionen Euro Umsatz, und gut 1300 Arbeitsplätze sind direkt mit diesem Wirtschaftszweig verbunden.
Der Planungsprozess laufe bereits seit 2017, nach einigen Verzögerungen wegen der Pandemie ging es im Herbst 2024 in die heiße Phase. Zur Unterstützung hatten die Verantwortlichen seit Beginn einige Experten an ihrer Seite, darunter Architekten, Planer, Unternehmensberater und Ingenieure.
Brasch betonte: „Ganz am Anfang dieser Entscheidung stehen die Bürgerinnen und Bürger. Denn Sie haben die Vertreterinnen und Vertreter gewählt, die sich in der Stadtverordnetenversammlung seit dieser Zeit sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.” Jetzt, wo alle Fakten auf dem Tisch lägen, sei der richtige Zeitpunkt gekommen, alle Menschen mit ins Boot zu holen. Brasch drückte den Stadtverordneten seinen Dank aus: „Dieses Engagement ist ehrenamtlich, und alle sind mit extrem viel Leidenschaft dabei.”
Zunächst wurden drei Möglichkeiten betrachtet, die alle einen einmaligen Invest sowie eine anschließende Jahresbelastung bedeuten.
Die erste Option (Aufgabe des Prädikats und Schließung der Therme) kostet 10 Millionen Euro einmalig und führt zu einer Jahresbelastung von 2,5 Millionen Euro. Die zweite Option (Erhalt des Prädikats und Schließung der Therme) fordert einen Invest in Höhe von 17 Millionen Euro und führt zu Jahreskosten von 1,5 Millionen Euro. Die dritte Möglichkeit (Erhalt des Prädikats und Neubau der Therme) kostet einmalig bis zu 50 Millionen Euro und führt zu einem Jahresdefizit von 2,3 Millionen Euro.
Brasch: „Im Ergebnis gibt es eine Differenz zwischen dem Erhalt des Prädikats ohne Therme und einem Neubau der Therme von gut 700.000 Euro.” Klar sei damit: „Das unternehmerische Risiko ist bei der dritten Option höher, sie bietet uns aber laut Experten eine Zukunftsperspektive für Kur und Tourismus und damit für die Entwicklung der Stadt, die bei den anderen beiden Varianten nicht besteht.”
Kurdirektor Stefan Ziegler machte keinen Hehl daraus, welche Option die Verantwortlichen favorisieren: „Auf Basis der Fakten wünschen wir uns den Erhalt des Prädikats und den Neubau der Therme.”
Und dann ging es ans Eingemachte: die Vorstellung der unterschiedlichen Varianten für diese Option. Ziegler: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht, sondern akribisch gearbeitet und insgesamt elf Varianten erstellen lassen, wie wir das Prädikat erhalten und die Therme neu bauen können.” Favorisiert wird ein Thermalsole-Bad mit Vollangebot für circa 51 Millionen Euro, das sogar ein besseres Jahresergebnis als heute erzielen würde.
Ziegler betonte: „Alle unsere Zahlen sind konservativ gerechnet. Wir haben als vorsichtiger Kaufmann agiert. Dies ist die ehrlichste und beste Entscheidungsgrundlage, bietet zusätzlich große Potenziale, um Geld bei der Investition zu sparen sowie die Jahreseinnahmen zu erhöhen.” Ziegler meinte damit Fördertöpfe, mögliche höhere Besucherzahlen, ein Hotel unmittelbar an der neuen Therme, der Einsatz erneuerbarer Energien, eine geringere Zinsbelastung als vier Prozent bei der Tilgung. All dies sei nicht in den Kalkulationen enthalten.
Steffen Reith von der Agentur Bensing & Reith moderierte die Veranstaltung, lobte die Transparenz und Bürgernähe seitens der Stadt und leitete die anschließende Fragerunde. Hier wurde deutlich: Den Menschen ist das Ausmaß dieser Entscheidung bewusst. Es gab viele Fragen, darunter auch kritische Anmerkungen. Doch es wurde klar: Das Vertrauen in die Verantwortlichen ist da, der Wunsch nach dem Erhalt der Therme ebenfalls.
Wie geht es jetzt weiter? Am Montag treffen die Stadtverordneten den Grundsatzbeschluss, ob es auf Basis der Option „Thermalsole-Bad mit Vollangebot” in die Planungsphase gehen soll oder nicht. „Wir wünschen uns natürlich, dass die Stadtverordneten diesen Beschluss treffen”, sagte Dominik Brasch. Dann aber gehe die Arbeit erst richtig los, es gebe noch viele Hausaufgaben zu erledigen. Sollte es zu einem Thermen-Neubau kommen, ist der schnellstmögliche Baubeginn im Jahr 2028 und dürfte frühestens Ende 2030 fertiggestellt sein.
Stadtverordnetenvorsteher Erwin Faulstich hatte die Bürgerversammlung eröffnet, und er schloss sie auch: „Die Diskussion ist hier nicht beendet, und ich freue mich auf den weiteren Prozess zur Zukunft unserer Spessart Therme.”
Quelle: Redaktion MKK Echo