Zukunftsorientierte Planungen und Sanierungsarbeiten im Beirat vorgestellt/ Flexible und agile Projektsteuerung als Erfolgsfaktor
Dank umfangreicher und fortlaufender Planungen, Untersuchungen und Ergebnisse stehen für den Stadthof Hanau absehbar wichtige Entscheidungen in den Bereichen Sanierung und künftige Nutzung an.
„Für die Entwicklung unserer Innenstadt ist der Stadthof Hanau ein ganz wichtiger Faktor. In den kommenden Tagen und Wochen stehen Entscheidungen und Aufgaben an, welche die Richtung definieren werden, in die sich das Haus künftig entwickeln wird. Mit guter Vorbereitung, einem kühlen Kopf, starken Partnern an unserer Seite und unseren Zielen der Stadtentwicklung im Visier, werden wir diese in typisch Hanauer Manier mutig und gemeinsam angehen“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) aus Hamburg, die Ende 2024 als Generalplaner für die Grundsanierung ausgewählt wurden, „haben hervorragende erste Ideen für die Zukunft des Gebäudes“ entwickelt. Erstmals vorgestellt wurden diese kürzlich bei einer Sitzung des Stadthof-Beirats.
Vorfreude bereiten dem Oberbürgermeister vor allem die Pläne für die künftige Nutzung des obersten Stockwerkes, wo ein öffentlicher Dachgarten und ein gastronomisches Angebot vorgesehen sind. Der Zugang wird über einen neuen, repräsentativen Eingang im Innenhof des Gebäudes Richtung Salzstraße erfolgen. „Der Stadthof ist ein Gebäude für die gesamte Stadtgesellschaft. Der großartige Ausblick von der Dachterrasse über den Marktplatz und das Neustädter Rathaus soll allen Menschen zur Verfügung stehen“, formuliert der OB die städtische Grundlinie. Die Bevölkerung wird sich allerdings noch gedulden müssen – die Grundsanierung des Dachgeschosses kann erst dann starten, wenn die dort derzeit beheimatete Brüder Grimm Berufsakademie ins ebenfalls noch zu sanierende 2. Obergeschoss umgezogen ist.
Nach den erfolgreichen Eröffnungstagen sei die Frequenz der Stadthof-Besuche erwartbar zurückgegangen, habe sich mittlerweile allerdings auf einem stabilen Niveau eingependelt, erklärt Martin Bieberle, Stadtentwickler und Geschäftsführer der projektverantwortlichen BauProjekt Hanau GmbH. Besonders erfreulich – und gegen den allgemeinen Trend – sei, dass seit Eröffnung des Stadthofs die Frequenzen in den umliegenden Einkaufsstraßen gestiegen seien. So verzeichnete die Hammerstraße im Vergleich Mai 2024 zu Mai 2025 eine Steigerung von acht Prozent, die Nürnberger Straße von 3,5 Prozent. Der Hanauer Marketing Verein (HMV) berichtete, dass die Umsätze der Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr bei zahlreichen Mitgliedern gestiegen seien, teilweise um mehr als zehn Prozent. „Diese Zahlen belegen deutlich den Effekt des Stadthofs.
Dabei sehen die Verantwortlichen das Potenzial des Stadthofs noch lange nicht ausgereizt. Eine Besucherumfrage, die über die Website und vor Ort jederzeit genutzt werden kann, zeige, dass die Atmosphäre im Gebäude als sehr gut eingestuft werde; das Angebot an Geschäften indes nur als mittelmäßig attraktiv angesehen wird. „Hier gilt es anzusetzen“, erklärt Daniel Freimuth, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH (HMG). „Wir haben zu Beginn ein spitzes Angebot in den Stadthof gebracht. Bei den nächsten, bewusst anstehenden Wechseln der Ladenflächen wird das Angebot nun aber deutlich breiter aufgestellt werden“, erklärt er.
Wichtige Grundlagen werden in den kommenden Wochen im Bereich der Gebäudesubstanz und der Sanierung geschaffen. Gemeinsam mit gmp wurden in zwei umfangreichen Workshops sogenannte „Nutzungscluster“, also verschiedene Varianten für den Nutzungsmix der einzelnen Geschosse, erstellt. Diese dienen als Grundlage für die weiteren Planungen für die rund 12.000 zur Verfügung stehenden Quadratmeter. In der folgenden Leistungsphase drei soll ein Planungsstand erreicht werden, der eine Kostengenauigkeit aufzeigt, mit der die Stadtverordnetenversammlung eine Entscheidung für die Umsetzung der Grundsanierung treffen kann – geplant ist dieser nächste Meilenstein in der Projektentwicklung für Ende dieses Jahres.
„Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, Begrünungsmaßnahmen und moderne Regenwassernutzung – all das sind Bausteine, mit denen wir die Nachhaltigkeit des Gebäudes deutlich steigern werden“, sagt gmp-Partner Jan Stolte. Hinzu kommt eine denkmalschutzgerechte, energetische Erneuerung der Außenhülle mit Hilfe einer zweiten, innenliegenden Glasfassade. “Wir wollen den optischen Charakter des Gebäudes in seiner Ursprünglichkeit bewahren“, so Stolte. Insgesamt lautet das Ziel, den Energieverbrauch des Gebäudes um mehr als die Hälfte zu senken.
„Die Zusammenarbeit mit gmp hat sich bereits auf vielen Ebenen bewährt. Durch die professionelle Kooperation sind wir in vielen Bereichen vor dem Zeitplan und können unsere Kräfte auf neue Herausforderungen richten. Alles läuft auf den Punkt hin, dass wir im November zur Stadtverordnetenversammlung wissen, mit welchen Nutzungen wir weitermachen und was die Sanierungen kosten. Wenn die Stadtverordneten zustimmen, könnte die Grundsanierung, nach Abschluss der Genehmigungsverfahren und Ausschreibungen, im dritten Quartal des kommenden Jahres beginnen“, so Bieberle. Dabei sei noch offen, mit welcher Etage die Grundsanierung beginnen würde, dies hänge von zahlreichen Faktoren ab, die sich in den nächsten Monaten entscheiden würden.
Eine erste, konkrete Empfehlung der Untersuchungen und Planungsarbeiten von gmp lautet, dass eine öffentliche Tiefgarage im Untergeschoss wirtschaftlich aufgrund dafür notwendiger umfassender Umbaumaßnahmen an der Lüftung keine verfolgenswerte Nutzung sei. Somit fokussiert sich die Planung für das Untergeschoss auf zwei Varianten: Weiterhin ist der Komplex Entertainment, Sport und Familien-Kind-Angebote eine Option. Gleichzeitig stehen die Projektverantwortlichen „in sehr guten Gesprächen mit zwei großen, bekannten Einzelhandelsunternehmen, die Interesse an der Nutzung der gesamten Fläche des Untergeschosses bekundet haben.“, so Freimuth. Im Herbst soll eine Entscheidung für die künftige Nutzung des Untergeschosses getroffen werden. „Dass sich große Handelsunternehmen aktiv bei uns melden, belegt aber eindrucksvoll, dass wir grundsätzlich mit dem Stadthof auf dem richtigen Kurs sind“, unterstreicht der Oberbürgermeister.
Umgesetzt oder in aktueller Bearbeitung befinden sich zahlreiche weitere Teilprojekte des technischen Gebäudemanagements. So werden bei einer umfassenden Sprinklerprüfung mehr als 1000 Sprinklerköpfe ausgetauscht. Der provisorische Öltank, durch den das Gebäude in den vergangenen Monaten beheizt wurde, ist abgebaut. Der Anschluss an das Fernwärmenetz soll noch vor der kommenden Heizperiode erfolgen.
Das erste Obergeschoss bleibt kurz- und mittelfristig Ausstellungen vorbehalten. So gibt es für die Nachfolge der Körperwelten-Ausstellung, die bis Mitte Januar 2026 in Hanau bleiben wird, bereits fortgeschrittene Gespräche für eine nachfolgende, ebenfalls sehr reichweiten- und publikumsstarke Ausstellung, die ab Februar das erste Obergeschoss beziehen könnte. Ein Designer- und Secondhand-Flohmarkt wird am 30. August noch vor dem Start der Körperwelten den Stadthof im ersten Obergeschoss beleben. Langfristig war für die Fläche eine Gesundheits-Etage vorgesehen, die aufgrund der aktuellen Untersuchungen durch gmp genauer auf den Prüfstand gestellt werden muss. Die Versorgung mit notwendigen Wasserleitungen für die einzelnen Bereiche erschwert das Nutzungsszenario aus wirtschaftlicher Sicht.
Länger als erhofft dauern indes die Baumaßnahmen für ein Café mit Bäckerei zur Nürnberger Straße raus („Pausenhof“). Neben der Tatsache, dass aus einer reinen Verkaufs- eine Gastronomiefläche wird, wird dort die gesamte Fassade neu gemacht – und zwar so, wie sich die Außenhülle im Erdgeschoss künftig auch in der Gesamtheit zeigen wird. „Der Pausenhof wird dann ein vorgezogenes Muster dafür, wie sich der Stadthof nach der abgeschlossenen Grundsanierung nach Außen darstellen wird“, so Bieberle. Die Grundlinie bei der Sanierung sei es, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude in der Anmutung zum Ursprungsbaujahr 1957 zurückzuführen. Wegen der umfangreichen Arbeiten werde der „Pausenhof“ zwar erst Anfang 2026 eröffnen können, sei dann aber langfristig nutzbar und quasi die Blaupause für die weiteren Schritte bei der Fassadensanierung.
„Der Stadthof bleibt deutschlandweit ein großes Thema und wird sehr genau beobachtet. Durch die umfangreiche Berichterstattung rücken wir immer wieder in den Fokus von Unternehmen und Personen, die dann auf uns zukommen und Interesse an einer Zusammenarbeit bekunden. Bei allen Planungen und Schritten, die wir vornehmen, bewahren wir ein hohes Maß an Agilität und Flexibilität. Gleichzeitig gilt es, Zwischennutzungen und endgültige Nutzungen im Blick zu behalten. Gemeinsam mit unserem Partner gmp schichten wir die verschiedenen Nutzungsszenarien ab, um nach Abwägung der Untersuchungsergebnisse und unserer Ziele im Rahmen der Innenstadtentwicklung das bestmögliche Ergebnis zu erzielen“, so Freimuth.
Dass dabei die mittlerweile bundesweit beachtete „Hanauer Tempohärte“ zum Tragen kommt, verdeutlichen verschiedene Untersuchungen. Im Durchschnitt vergingen an anderen Standorten vom Zeitpunkt der Schließung bis zur Wiedereröffnung zwölf Jahre, in Hanau waren es gerade mal 13 Monate. Eine Geschwindigkeit, welche die „Immobilien-Zeitung“ jüngst dazu veranlasste, Hanau zum „inoffiziellen Weltrekordhalter für die Agilität einer Stadtverwaltung“ zu küren.
„Immer wieder werden wir gefragt, wie wir das in Hanau mit der hohen Geschwindigkeit anstellen. Der wesentliche Schlüssel ist und bleibt die politische und gesellschaftliche Geschlossenheit. Das Wohl der Stadt wird von allen Beteiligten an erste Stelle gesetzt“, so Oberbürgermeister Kaminsky.
Pressekontakt: Thomas Nawrath
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Bild: Stadthof Hanau
© Gerkan, Marg und Partner (gmp)
Stadthof Hanau
So könnte die neue Fassade des Erdgeschosses in Zukunft aussehen.
Quelle: Redaktion MKK Echo