Donnerstag, November 21, 2024
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Traditionelle Totengedenkfeier Spessartbundes am Pollasch bei „Königswetter“

Wie in jedem Jahr hat der Spessartbund, der 1913 gegründet wurde, am Wochenende seine traditionelle Totengedenkfeier für verstorbene Mitglieder am Pollasch bei Heigenbrücken begangen. Verstorben waren in den letzten zwölf Monaten196 Mitglieder aus 53 Ortsgruppen. Maria Weidert und Herbert Arnold verlasen die Namen aller Verstorbenen. An der Veranstaltung nahmen rund 500 Mitglieder aus zahlreichen Ortsgruppen des Spessartbundes mit Wimpeln teil.

Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Spessartbund-Vorstand Kultur, Wolfgang Beyer, der auch durch die Feierlichkeiten moderierte. Offiziell eröffnet wurde die Gedenkfeier vom Präsidenten des Spessartbundes, Prof. Dr. Winfried Bausback bei „Königswetter“, wie er sagte. In der Tat ergab sich vom Gedenkplatz mit Ehrendenkmahl ein herrlicher Blick über die herbstlich gekleideten Bergrücken Richtung Laufachtal. Der Spessartbund sei in Krisenzeiten wichtiger denn je. Er sei die wichtigste länderübergreifende Klammer für die Menschen in der Spessartregion und bringe diese über Grenzen hinweg immer wieder zusammen. In diesem Zusammenhang bedankte er sich bei den engagierten Mitgliedern und ihren Ortsgruppen für diese wertvolle Arbeit. „In dieser schönsten Jahreszeit“ würde mit der Pollasch-Gedenkfeier das Wirken der Verstorbenen zu deren Lebzeiten bewahrt.

In einer Gedenkrede betonte der Landrat des Kreises Miltenberg, Jens Marco Scherf, der auch Vorsitzender des Tourismusverbandes Spessart-Mainland ist, das Bild der „Weg-Gemeinschaft“ sei den Wanderinnen und Wanderern vertraut. Unabhängig von Länge und Dauer des gemeinsamen Weges komme es bei Wanderungen oft zu einem echten Austausch“, fuhr er fort. Gemeinsame Wegstrecken „verbinden und öffnen die Türen“ in der Kulturlandschaft Spessart. Der Spessartbund schaffe in seiner Organisation täglich eine solche Verbundenheit. Bezogen auf die Totengedenkfeier zitierte Scherf den großen deutschen Dichter Hermann Hesse, der das Wandern sehr geliebt habe: „Jeder Weg führ nach Hause, jeder Schritt ist Geburt, jeder Schritt ist Tod.“

Nach Scherf ist es falsch, den Tod nur negativ zu betrachten und ausschließlich in Trauer zu verharren. Die verstorbenen Wanderinnen und Wanderer würden dies auch nicht wollen. Sie würden uns ermuntern, weiterzuwandern und neue Wege im Gedenken an die Verstorbenen zu gehen. Schließlich dankte Scherf dem Spessartbund für die gepflegten Wanderwege, die Ausbildung von Wanderführerinnen und Wanderführern, das Engagement für Naturschutz und das Organisieren von gemeinsamem Erleben.

Als Gast nahm auch der Landrat des Landkreise Aschaffenburg, Alexander Legler, teil. Am Rande der Veranstaltung merkte ein Teilnehmer aus Rottenberg, Rudi Lippert, an, er sei 45 Jahre Vorsitzender in seiner Ortsgruppe gewesen und habe rund 60 Jahre lang an fast allen Pollaschfeiern teilgenommen. Undenkbar sei für ihn, dass er das in seinem Leben nicht immer wieder tun würde. In einem Gespräch sagte Beyer, er hoffe sehr, „dass wir in Frieden weiterleben können.“ Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der „Fidelen Wanderlust“ unter Leitung von Hugo Bergmann aus Hösbach. Das gemeinsame Singen des Spessartbundliedes nach der Kranzniederlegung und ein Gebet rundeten den Tag ab.

In einem Beitrag zur Chronik anlässlich des 100jähirgen Bestehens des Spessartbundes mit dem Titel „Miteinander für die Heimat“ schrieb die Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte im Main-Kinzig-Kreis, Christine Raedler, Totengedenkfeiern nach dem Muster der Pollaschfeier formten neben dem konkreten Gedenken an die Toten auch einen kulturellen Heilungsprozess. Das Pollasch-Totengedenken des Spessartbundes erfülle diese Voraussetzungen im besten Sinne „im schönen Spessart, wie in einem ‚heiligen Hain‘ aus Urväterzeiten und quasi im Schoß von Mutter Natur“. Dies geschehe im Spessartbund in einer offenen der Vergangenheit wie Zukunft zugewandten Form.

Quelle: Peter Völker

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