„Konkrete Perspektive für die Eltern und die gesamte Schulgemeinde in Birstein“: Landrat Thorsten Stolz antwortet Birsteiner Elternbeiratsmitgliedern
Main-Kinzig-Kreis. – Landrat Thorsten Stolz hat auf einen in den Medien publizierten Offenen Brief von Elternbeiratsmitgliedern aus Birsteiner Schulen reagiert. „Die Eltern wenden sich an die Abgeordneten des Bundes- und des Landtags, um die aktuelle Situation an ihrem Schulstandort deutlich zu machen, wo genau wie in Langenselbold und Wächtersbach und im Übrigen auch in vielen anderen Kommunen deutschlandweit derzeit Schulturnhallen als Notunterkünfte genutzt werden. Ich verstehe den Wunsch der Eltern, dass so schnell wie möglich für ihre Kinder, die Schülerinnen und Schüler, wieder Normalität einkehren möge. Das wollen wir als Kreis auch, weil die Unterbringung von Asylsuchenden und Geflüchteten in Notunterkünften in Sport- und Mehrzweckhallen für alle unbefriedigend ist Und genau diese Normalität wird in Kürze einkehren, wenn wir spätestens im Frühjahr, und zwar definitiv, mit dem Rückbau erster Notunterkünfte in Schulturnhallen beginnen“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. „Aber das ändert nichts an der Situation, in der sich der Main-Kinzig-Kreis und die Kommunen befinden. Wir haben alleine in diesem Jahr über 9.000 Menschen aus der Ukraine und anderen Krisenländern aufgenommen, registriert und betreut. Mit allen unkonventionellen Entscheidungen und Einschränkungen in der Fläche, die eine solche nie dagewesene und kurzfristige Kraftanstrengung mit sich bringt.“
Die Eltern hatten auf den Verzicht auf Teamsport in Hallen während der Coronazeit hingewiesen. Daran habe sich kurz darauf, im März dieses Jahres, die Umnutzung der Birsteiner Turnhalle als Notunterkunft angeschlossen. Mittlerweile werden dort seit neun Monaten Menschen erstuntergebracht und -versorgt. Der Kreis hatte im Sommer auf Grundlage der Prognosezahlen, die seinerzeit für die zweite Jahreshälfte vorlagen, einen früheren Rückbau des Notunterkunfts-Standorts angegeben; die Halle stand sogar zeitweise nur auf „Stand-by“, ohne Belegung. Allerdings überholte die tatsächliche Fluchtsituation sämtliche Planungen des Landes, des Landkreises und der Kommunen.
Im Offenen Brief werden die heimischen Abgeordneten im Bundes- und Landtag gefragt, „welche Maßnahmen Sie gedenken einzuleiten, um bei anhaltenden Flüchtlingszahlen dem Schulträger und den Schulen in Birstein trotzdem eine Nutzung der Großsporthalle für den Schulsport schnellstmöglich zu ermöglichen oder ob der Schulstandort Birstein weiterhin die Halle seiner originären Nutzung entzogen bekommt?“
„Die Frage der Elternschaft an die Bundes- und Landesregierung ist durchaus berechtigt. Denn sie rührt am Kern des Themas. Die Frage ist nämlich, welche Unterstützung und zusätzliche Kapazitäten die kommunale Ebene erhalten kann, um Menschen erstzuversorgen und dauerhaft unterzubringen, und zwar über das hinaus, was sie im Moment weitgehend auf sich alleine gelassen in wöchentlichen Kraftanstrengungen schultert“, erklärt Landrat Stolz. Derlei Fragen habe auch der Main-Kinzig-Kreis bereits vor Monaten ans Land Hessen gestellt, ohne bis heute eine konkrete und individuelle Antwort zu erhalten. Stolz weiter: „Was wir als Main-Kinzig-Kreis für ein Ende der Hallen-Notunterkünfte unternehmen, kommunizieren wir transparent und die Ergebnisse sind sichtbar. Wir schaffen Notunterkünfte und dauerhafte Wohneinheiten außerhalb von Hallen. Die Leichtbauhalle in Gelnhausen an der Kreissportanlage ist eine davon, die sich bereits im Betrieb befindet. In Bad Soden-Salmünster wird derzeit eine weitere vorbereitet, ebenso in Erlensee. Ganz entscheidend wird der Aufbau einer größeren Notunterkunft mit zwei Leichtbauhallen auf dem Hanauer Underwood-Kasernengelände, für den der Kreisausschuss in dieser Woche grünes Licht gegeben hat.“
Diese lange vorbereiteten neuen Notunterkunft-Projekte, die jeweils enormen personellen und finanziellen Aufwand bedeuten, stellt der Main-Kinzig-Kreis im Winter und kommenden Frühjahr fertig. In diesen neuen Notunterkünften entstehen letztlich Kapazitäten von der Größe wie in den vier belegten Turn- und Mehrzweckhallen. Hinzu kommen Bauprojekte für dauerhaftes Wohnen, etwa in Freigericht und Maintal.
„Ich sage es ganz deutlich: Große Teile der Verwaltung machen seit einem Dreivierteljahr nichts anderes mehr als für Geflüchtete ein Obdach zu suchen und deren Betreuung sicherzustellen. Und seit Sommer schaffen wir noch einmal mit hohem Tempo Zusatzkapazitäten, um trotz der neuen Fluchtdynamik, die wir seither erleben, auf Turn- und Mehrzweckhallen für die Unterbringung so bald wie möglich zu verzichten. Das haben wir immer klar und deutlich gesagt und an diesem Punkt sind wir jetzt auch endlich. Ich bitte aber um das Verständnis, dass solche Ersatzbauten nicht mal eben so, per Fingerschnippen in der Größenordnung von 500 bis 600 Schlafplätzen aufgebaut werden können“, sagt Landrat Stolz.
An keinem der vier Hallenstandorte werde es so sein, dass nach dem Auszug der letzten Bewohnerinnen und Bewohner gleich ein Normalbetrieb stattfinden kann, stellt Thorsten Stolz klar. Es schließen sich der Rückbau und notwendige Handwerksarbeiten an, um die Hallen wieder in den Ursprungszustand zu versetzen. In Birstein wird zudem die ohnehin geplante Sanierung umgesetzt. Um kurzfristig eine Hallen-Alternative zu bieten, hat der Main-Kinzig-Kreis allen betroffenen Schulstandorten übergangsweise eine beheizte Leichtbauhalle für den Sport angeboten. In Birstein und Wächtersbach werden sie im neuen Jahr errichtet, Langenselbold überbrückt die verbleibende Notunterkunftszeit mit den gefundenen Lösungen und Absprachen.
Landrat Thorsten Stolz hat sein Angebot zu einem direkten Gespräch mit der Elternschaft erneuert. Terminangebote des Landrats noch vor Weihnachten waren seitens der Eltern nicht mehr einzurichten; ein Termin soll im Januar stattfinden. „Der Main-Kinzig-Kreis kennt die Sorgen der Eltern hinsichtlich der Einschränkungen beim Sport, hinsichtlich der Sicherheit und der Aufsicht und hinsichtlich der Mensa. Wo wir konkrete Hinweise zur Verbesserung oder Aufklärung erhalten, schauen wir, dass wir das schnellstmöglich und allgemeinverträglich umsetzen. Ich bitte aber wirklich um Geduld. Wir arbeiten mit Hochdruck an einem Rückbau der Hallen-Notunterkünfte, denn auch für uns sind sie nur eine Ausweichlösung auf Zeit und keine dauerhafte Perspektive. Aber alle vier belegten Hallen, in Birstein, Hanau-Mittelbuchen, Langenselbold und Wächtersbach, haben durch die Errichtung zusätzlicher Not- und Gemeinschaftsunterkünfte durch den Kreis und vor allem durch die jüngste Kooperation mit der Stadt Hanau hinsichtlich der Underwood-Kaserne nun eine konkrete Perspektive, endlich wieder für Schul- und Vereinssport genutzt zu werden. Diese Perspektive ist für die Eltern und die gesamte Schulgemeinde in Birstein wichtig“, so Landrat Stolz.
Quelle: Walzer, Frank