„Kontrovers“ – Thomas L. Kemmerich bei Europa Akademie Schlüchtern
In der Formatreihe „Kontrovers“ der Europa Akademie Schlüchtern war Ministerpräsident aD. Thomas L. Kemmerich den strittigen Fragen des Gastgebers, Akademieleiter Thomas-Otto Schneider keine Antwort schuldig geblieben. Robustheit gehöre zur Grundausstattung eines streitbaren Politikers, zu denen Kemmerich unzweifelhaft gehört. Selbst nach 15 Jahren im Landtag, Bundestag und als Landesvorsitzender der thüringer FDP stellte er sich selbstbewusst den provokantesten Fragen mit klaren Ansagen, Praxisbeispielen und unverblümten Lösungen. Niemand habe etwas von Beschönigungen und Politiker sollten eine verständliche Sprache wählen, wenn sie Wählerschaften wieder zurück gewinnen wollen. Die liberale Kraft im Parlament fehle schlicht und müsse sich aus der Deckung ihrer Gruppentherapie bewegen, Lösungen anbieten, die solidarisch sind und zugleich der Selbstbestimmung der Menschen dienen. Freiheit und Selbstbestimmung seien primär das höchste Gut, die nur dann ende, wenn sie die Rechte und Würde des anderen verletze. So sei auch das Verhältnis von Staat und Individuum zu beschreiben: nicht Bevormundung und bürokratische Gängeleien seien der Selbstzweck von Verwaltung und Politik bei einer Staatsquote von 49%, sondern Unterstützung der gesellschaftlichen Innovationen, die das Land, das Europa aus der Krise führe.
Nach der Eröffnung durch Bürgermeister Möller richtete Dr. Joachim Fetzer im Namen des hessischen Landesverbandes der FDP einige Grußworte an das Publikum. Thomas-Otto Schneider führte in den Gesprächsabend thesenhaft ein, daruf folgte ein kurzes Staement von Thomas L. Kemmerich. Die „Kontroverse“ fand im Stile des TV bekannten „Lanz-Formates“ statt, wobei Kemmerich gleich mehrere Antworten auf eine Frage gab, so dass die Themenbereiche von der Rente, dem neuen OECD Bericht, der Wehrpflicht und der Innen-, Migrations- und Fiskalpolitik sich ineinander verwoben. Applaus erntete der Gast mit seinen klaren Bekenntnissen, wie rechts- und Linkspopulismus, Extremismus jeglicher Couleur zu bekämpfen sei. Nur mit einer guten, breit akzeptierten und klar kommunizierten Politik seien die Wähler von den politischen Rämdern zurück zu holen. Und das müsse schnell und überzeugend passieren, sonst gewännen diese Gruppen immer mehr Einfluss, ohne selbst Antworten auf die brennenden gesellschaftlichen Probleme geben zu müssen. Und deren Lösungen seinen für Kemmerich mehr als inakzeptabel. Er warnte eindringlich vor Figuren wie Höcke, denn deren Worte seien exakt so gemeint, wie sie gesagt würden. Remigration sei für den ihm ja bekannten Populisten keine Wahlkampfparole, sondern Überzeugung. Und eine solche politische Landschaft gälte es zu verhindern, Protestwählerstimmen müssten durch best practice unbedingt zurück gewonnen werden. Deshalb werde er sich weiterhin unvermindert auch dem politischen Druck auf ihn und seine Familie widersetzen und für eine mündige Politik der praktischen Vernunft einsetzen. Der Schluss klang fast wie ein Glaubensbekenntnis, Bei einem Sektempfang im Anschluss klang die gut besuchte Veranstaltung im KUBE aus. In Erinnerung blieb den Teilnehmern ein streitbarer und hoch motivierter Landes- und Bundespolitiker, der die weite Anfahrt nicht bereute.
Quelle: TO.Schneider