Mit kurzfristigen Maßnahmen will die Stadt dringend benötigte Betreuungsplätze schaffen
Kita-Plätze sind unverzichtbar. Es ist das Ziel jeder Kommune, ausreichend Plätze bereitzustellen. Schließlich besteht ein gesetzlicher Rechtsanspruch. Doch zwischen diesem und der Wirklichkeit klafft eine Lücke – der Fachkräftemangel. Dieser führt zu Engpässen im Betreuungsalltag, etwa bei den Öffnungszeiten oder der Anzahl an Kita-Plätzen. Die Stadt Maintal ergänzt ihre vielfältigen Anstrengungen in diesem Bereich jetzt um weitere Maßnahmen, die zusätzliche Kita-Plätze schaffen sollen.
Bürgermeisterin Monika Böttcher hatte bereits im letzten Jahr einen dringenden Appell an die Landesregierung gerichtet, mit dem Ziel, bürokratische Hürden abzubauen, die aufgrund des Fachkräftemangels nicht mehr in die Zeit passen. Kita-Plätze und Fachpersonal sind bundesweit knapp. Vor allem in Ballungsräumen praktizieren Kommunen wie Maintal eine Mangelverwaltung. Eine Situation, die durch die gesetzlichen Vorgaben darüber, welche Qualifikationen in Hessen zur Leitung einer Gruppe befähigen, zusätzlich verschärft wird. Hier verhindert das Kinder- und Jugendhilfegesetzbuch des Landes Hessen die Übernahme von erfolgreichen Ansätzen aus benachbarten Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern.
In Bayern dürfen beispielsweise Arbeitskräfte eine Kindergartengruppe leiten, die in Hessen lediglich als unterstützende Zweitkraft zugelassen sind. „Warum wird daran festgehalten? frage sicherlich nicht nur ich mich. In der aktuellen krisenhaften Situation kann es doch wohl nicht richtig sein, dass wenige Kilometer von Maintal entfernt etwas zulässig ist, was uns weiterhelfen würde, aber bei uns gesetzlich verboten ist“, so Böttcher. „Als zuständige Dezernentin für die Kinderbetreuung darf, will und kann ich nicht hinnehmen, dass es in Maintal Kinder im Vorschulalter gibt, denen der Kita-Besuch verwehrt ist, und dass es Familien gibt, in denen mindestens ein Elternteil seiner Berufstätigkeit nicht nachgehen kann“, begründet die Bürgermeisterin den Vorstoß des Magistrats.
Dessen jüngster Beschluss umfasst vier Punkte, um in Maintal kurz- und mittelfristig mit vorhandenen Ressourcen zusätzliche Kita-Plätze zu schaffen – auch wenn dies mit Einschnitten für diejenigen verbunden ist, die bereits einen Betreuungsplatz haben. Doch angesichts der personell angespannten Situation braucht es die Solidarität aller betroffenen Eltern – und zwar mit den Familien, deren Kinder bislang noch keine Chance hatten, von frühkindlicher Bildung in einer Kita und der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen zu profitieren. „Als Bürgermeisterin ist es meine Aufgabe, gerade die Interessen der Schwächsten zu vertreten, die keinen Betreuungsplatz haben“, betont Böttcher.
Die schrittweise Umwandlung von Hortplätzen in städtischen Einrichtungen in Kita-Plätze würde kurzfristig dringend notwendige Kapazitäten schaffen. Die Schulkindbetreuung soll stattdessen an den Grundschulen erfolgen, wie es die Rechtslage („Pakt für den Ganztag“) ohnehin vorsieht. In Maintal betrifft dies in erster Linie den Hort Berliner Straße, in dem 80 Schulkinder betreut werden. Dort könnte bereits nach den Sommerferien eine Kita-Gruppe mit 20 Plätzen starten – wenn jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden.
In der Berliner Straße sind ein städtisches Gebäude und die erforderlichen pädagogischen Fachkräfte vorhanden. Mit dem Main-Kinzig-Kreis als Aufsichtsbehörde und Schulträger ist man dazu bereits im Gespräch. Denn bis zur Umsetzung sind noch Fragen wie zur Betriebserlaubnis zu klären und alle beteiligten Akteure einzubinden. „Diese Schritte erfordern einen zeitlichen Vorlauf. Deshalb war es so wichtig, mit dem Magistratsbeschluss die Voraussetzung dafür zu schaffen“, erklärt Böttcher die Dringlichkeit. Die wenigen Schulkind-Betreuungsplätze in der Kita Bücherweg, sowie in den Familienzentren Ludwig-Uhland-Straße und Schillerstraße sind im kommenden Schuljahr noch belegt.
Außerdem soll die Gruppengröße im Ü3-Bereich an die Vorgabe des Landes Hessen angepasst werden. Hier hatte Maintal in der Vergangenheit von 25 auf 24 Plätze reduziert – eine Maßnahme, die früher darstellbar war, aber aufgrund des Betreuungsplatzmangels nicht mehr weiter aufrecht erhalten werden kann, ohne Kinder zu benachteiligen, die keinen Betreuungsplatz haben.
Ein weiteres Instrument, um kurzfristig Kita-Plätze bereitzustellen, ist die Festsetzung der Betreuungszeit auf 40 statt 50 Wochenstunden. „Seit Monaten ist das Betreuungspaket von 50 Wochenstunden aufgrund der Personalengpässe und -ausfälle eher die Ausnahme denn die Regel. Stattdessen stehen kurzfristige Gruppenschließungen und deutlich reduzierte Betreuungszeiten auf der Tagesordnung. Für berufstätige Eltern ist das eine belastende Situation. Mit dem 40-Stunden-Paket, das auch andere Kommunen bereits umgesetzt haben, sorgen wir für eine planbare, verlässliche Betreuung“, erläutert die Dezernentin.
Dies stellt natürlich einen Einschnitt für Eltern dar, die bereits einen Ganztags-Kitaplatz für ihr Kind haben. Aber es ist ein Ausblick für jene Familien und Kindern, die dringend einen Betreuungsplatz benötigen. „Die Not der Kinder, die bis dato keinen Betreuungsplatz erhalten konnten, muss Priorität haben – für uns als Träger und als Gesellschaft“, ist Böttcher überzeugt und versichert, dass man alle Möglichkeiten ausloten werde, um für betroffene Familien eine Lösung zu finden. So wird es bei den Eltern Abfragen geben, welches Zeitfenster, beispielsweise von 7 bis 15 Uhr oder von 8 bis 16 Uhr, eher ihren Bedarfen entspricht.
„In einer Zeit der Mangelverwaltung gibt es keine Lösungen, die allen Beteiligten gleichermaßen gefallen – hier braucht es klare Prioritäten: Im zeitlichen Umfang etwas weniger Betreuung für diejenigen, die einen Platz haben, und dafür überhaupt eine Kita-Betreuung für jene noch ohne einen Betreuungsplatz. Deshalb ist es so wichtig, dass die Landesregierung die Not des Fachkräftemangels erkennt und endlich bürokratische Hürden abbaut“, fordert Böttcher.
Mit der Reduzierung der Wochenstunden wird eine weitere Option erst möglich, nämlich das Platz-Sharing. Das Modell sieht vor, dass ein Betreuungsplatz auf zwei Kinder für drei bzw. zwei Tage aufgeteilt werden kann. „Es gibt Familien, denen bereits mit einem tageweisen Betreuungsplatz geholfen ist“, weiß die Bürgermeisterin aus Gesprächen mit betroffenen Eltern auf der Warteliste. Daher sei auch dies ein Lösungsansatz, um zusätzliche Platzkapazitäten zu gewinnen.
„Wir sind verpflichtet, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz zu erfüllen – nicht nur aus gesetzlicher, sondern ebenfalls aus pädagogischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht. Kinder müssen mit Gleichaltrigen spielen und von frühkindlicher Bildung profitieren können, während Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht wird. Und genau das ist in akuter Gefahr. Deshalb muss jetzt, in der Krise, beherzt und pragmatisch gehandelt werden“, so Böttcher abschließend.
Bild: Kita-Plätze
© Stadt Maintal
Kita-Plätze
Die Stadt Maintal ergreift weitere Maßnahmen, um kurzfristig zusätzliche Kita-Plätze für Familien auf der Warteliste zu schaffen.
Quelle: Redaktion MKK Echo