Main-Kinzig-Kreis/Hanau/Gelnhausen/Landkreis Wetterau, Wer mit dem Fahrrad oder Pedelec kleine Kinder mitnehmen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten – vom klassischen Kindersitz über den Anhänger bis hin zum Lastenrad. Der Pressesprecher vom ACE, Europas Mobilitätsbegleiter, im Kreis Main-Kinzig und Wetterau, Anton Hofmann erläutert die Vorteile der verschiedenen Transportformen und wie Radfahrende mit Kindern sicher unterwegs sind.
Generell gilt: Um ein Kind auf dem Fahrrad mitnehmen zu können, müssen Radfahrende mindestens 16 Jahre alt sein. Zudem schreibt die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) vor, dass der Nachwuchs nicht älter als 7 Jahre alt sein darf, wenn er in für den Kindertransport vorgesehenen Kindersitzen und Anhängern mitfährt. Prinzipiell muss sichergestellt sein, dass die Füße der Mitfahrenden vor den Speichen geschützt sind. Der ACE empfiehlt zudem einen Fahrradhelm für Fahrerin oder Fahrer sowie alle Mitfahrenden.
Bewährter Klassiker: Der Kindersitz
Ein Kindersitz ist in der Regel für ein Kind zwischen 9 und 22 Kilo ausgelegt. Der ACE empfiehlt Modelle, die hinter dem Fahrenden angebracht werden. So ist das Kind weniger dem Fahrtwind und Verkehrsrisiken ausgesetzt. Um es trotzdem im Blick zu behalten, kann ein Rückspiegel montiert werden. Bei Sitzen für die Montage am Rahmen, schwingt das Gestell mit und bietet dadurch mehr Federungskomfort. Achtung beim Pedelec: Ist der Akku im Weg oder hat der Rahmen eine ungewöhnliche Geometrie sind solche Kindersitzmodelle nicht kompatibel. Hier kann alternativ auf ein Modell gesetzt werden, das am Gepäckträger montiert wird. Dabei ist die Traglast des Gepäckträgers zu beachten. Generell gilt es, bei der Wahl des Kindersitzes immer die Gebrauchsanweisungen zu beachten und zu prüfen, ob Rad und Sitz kompatibel sind.
Beim Kauf gibt die DIN EN 15433 einen Hinweis auf die wichtigsten Sicherheitskriterien. Der ACE empfiehlt darüber hinaus auf eine ausreichend hohe Rückenlehne mit seitlichen Wangen zu achten, damit der Kopf sicher abgestützt ist. Polster und Fünfpunktgurte sorgen für noch mehr Komfort und Sicherheit. Damit die Kinderfüße nicht in die Speichen geraten können, sind möglichst anpassbare Fußstützen mit Fußriemen empfehlenswert. Hinweis: Wer keine Übung hat, mit dem Kindersitz Fahrrad zu fahren, muss sich auf veränderte Fahreigenschaften einstellen – gerade das Auf- und Absteigen sowie das Anfahren sind gewöhnungsbedürftig. Auch muss die Kippgefahr beim langsamen Fahren sowie beim Reinsetzen und Rausnehmen des Kindes aufgrund des höheren Schwerpunkts berücksichtigt werden. Beides ohne Hektik ein paar Mal geübt werden.
Komfortabler Zweisitzer: Der Anhänger
Im Anhänger, der für die Beförderung von Kindern eingerichtet ist, finden bis zu zwei Kinder Platz: Ausgelegt sind sie in der Regel für 40 Kilogramm. Gerade auf längeren Touren und bei schlechtem Wetter sind Fahrradanhänger für Kinder bequemer als Kindersitze. Im Vergleich zum Rad mit Kindersitz zeigen Räder mit Anhänger ein stabileres Fahr- und Bremsverhalten und auch die Sturzgefahr ist geringer. Voraussetzung dafür ist laut ACE, beim Beladen auf eine gleichmäßige Gewichtsverteilung achten. Zu beachten sind zudem der große Wendekreis beim Rangieren und der größere Kraftaufwand durch das höhere Gewicht, was Pedelec-Fahrende anders als Fahrradfahrende kaum bemerken. Meist sind zwei Sitze mit Gurten vorhanden. In entsprechenden Babyschalen können auch schon sehr kleine Kinder transportiert werden.
Aus Sicht des ACE ist beim Anhängerkauf neben der DIN EN 15918, welche wichtige Sicherheitsanforderungen bündelt, auf eine gute Federung zu achten. So können nicht nur Stöße abgedämpft und Haltungsschäden vermieden werden – auch die Fahrstabilität wird deutlich verbessert. Achtung: Neben der Anleitung des Anhängers selbst unbedingt die Herstellervorgaben zum Fahrrad oder Pedelec berücksichtigen. In der Regel finden sich in der Bedienungsanleitung Angaben dazu, ob ein Anhänger genutzt werden darf und wo die Anhängerkupplung am Fahrrad angebracht werden sollte. Falls möglich, ist zugunsten der Fahrdynamik ein System zu wählen, das im Bereich der Hinterachse angekuppelt wird. Damit das Gespann für Autofahrende gut sichtbar ist, ist auch für Anhänger bei schlechten Lichtverhältnissen mindestens eine Rückleuchte vorgeschrieben. Zudem sind Reflektoren an den Rädern des Anhängers wie beim Fahrrad Pflicht. Wie viele zusätzliche Reflektoren am Anhänger vorgeschrieben sind, hängt von dessen Breite ab. Der ACE empfiehlt prinzipiell zwei weiße Reflektoren vorne und zwei rote hinten. Helle Farben und ein Signalwimpel an einer langen Stange sorgen für eine noch bessere Sichtbarkeit des Anhängers.
Vielseitiges Kraftpaket: Das Lastenrad
Verschiedene Lastenradtypen lassen unterschiedliche Transportarten für mehrere Kinder zu, die dementsprechend unterschiedlich sicher sind. Generell gilt: Bei der Beladung und Nutzung eines Lastenrades müssen immer die Herstellerangaben berücksichtigt werden. Ein Lastenfahrrad, welches der DIN 79010 entspricht, besitzt einen geprüften, stabilen Rahmen und ist somit eine solide Grundlage. Sitzplätze von Kindern sollten außerhalb der Reichweite der Räder und vor hochschleudernden Steinen geschützt sein. Für ein sicheres Ein- und Aussteigen sowie Hinein- und Herausheben empfiehlt der ACE, immer die Parkstütze zu nutzen. Achtung: Um sicher mit dem Lastenfahrrad unterwegs zu sein, sollte die Nutzung unbedingt in einem geschützten Umfeld geübt werden.
Die klassische Ausführung des Lastenrads – ein zweispuriges Dreirad mit Transportbox zwischen den Vorderrädern – eignet sich besonders für den Transport von Babyschalen. Teils ist sogar eine Isofix-Vorrichtung vorhanden. In der Theorie ist der Transport von bis zu sechs Kinder möglich. Der ACE empfiehlt, jedes Kind ohne Babyschale immer auf einem eigenen Sitzplatz mit Anschnallgurt zu sichern. Achtung: Durch viel Bewegung in der „Kiste” werden die Fahreigenschaften instabil. Gerade in Kurven ist immer besondere Vorsicht geboten, da zumindest Modelle ohne Neigetechnik schlagartig kippen können.
Nicht zu empfehlen sind aus Sicherheitsgründen Kisten aus Holz, die bei einem Aufprall splittern können, sowie starre geschweißte Gitterrohrrahmen. Empfehlenswert sind hingegen Aufbauten auf Basis technischer Schaumstoffe, da sie fest und stoßsicher zugleich sind. Für den „Long John” – ein einspuriges Lastenrad mit Ladefläche zwischen Lenker und dem meist kleinen Vorderrad – gilt Ähnliches: Aufbauten sind ebenfalls mit Isofix-Haltebügeln und Anschnallvorrichtungen zu haben und bestehen idealerweise aus schlagsicherem, technischem Schaumstoff.
Der „Long Tail” oder „Backpacker” – ein einspuriges Lastenrad mit verlängertem Gepäckträger hinten – kann beispielsweise zwei Kindersitze hintereinander tragen. Es kommt einem herkömmlichen Fahrrad am nächsten und lässt sich dadurch von geübten Radfahrenden besonders einfach und sicher fahren. Zweirädrige Lastenräder sind in der Regel für ein bis zwei, selten drei Kinder ausgelegt. Achtung: Bei langsamen Fahrten sowie im Stand besteht Kippgefahr – durch den hohen Schwerpunkt besonders beim Backpacker.
Über den ACE Auto Club Europa:
Klare Orientierung, sichere Hilfe, zuverlässige Lösungen: Der ACE Auto Club Europa kümmert sich seit 1965 um alle mobilen Menschen, egal mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind. Die Kernthemen des Autoclubs mit rund 630.000 Mitgliedern sind die klassische Unfall- und Pannenhilfe sowie Verkehrssicherheit, Elektromobilität, neue Mobilitätsformen und Verbraucherschutz.
Bildunterschrift: Archiv-Fotos von „Kinzigtal total”
Quelle: Anton Hofmann