Freitag, März 21, 2025
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Historische Funde bei Neugestaltung des Johanneskirchplatzes

Zusammenarbeit mit Unterer Denkmalschutzbehörde und Landesamt für Denkmalpflege Hessen
„Die Baumaßnahme am Johanneskirchplatz ist in vielerlei Hinsicht besonders: Am nahegelegenen Schloßplatz läutet die Umgestaltung den letzten Schritt des Innenstadtumbaus ein, sie trägt zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität bei und wir gewinnen am Johanneskirchplatz wichtige Erkenntnisse zur Stadtgeschichte“, so Stadträtin Isabelle Hemsley.

Seit dem 3. Februar laufen die Ausbauarbeiten zur Umgestaltung des Johanneskirchplatzes und der umliegenden Straßen. Im Zuge dessen wurden kulturhistorisch relevante Artefakte gefunden. Bereits beim Abräumen des Straßenbelages kamen Mauern und eingebrochene Gewölbe sowie ein 15 Quadratmeter großes Pflaster aus Flusskieseln und Wackersteinen zum Vorschein. „Die Funde haben uns nicht verwundert, denn wir befinden uns mitten in der Altstadt von Hanau“, erklärt Projektleiter Armin Beck des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS). Bei der Baumaßnahme werden insgesamt rund 800 Quadratmeter Asphaltfläche mit neuem, hellerem Material gestaltet. Auf rund 2.500 Quadratmetern wird neues Pflaster eingebaut, zudem werden von der Hanau Netz GmbH Arbeiten an Gas-, Wasser- und Stromleitungen ausgeführt. Und in dem Bereich rund um den Johanneskirchplatz werden 23 Baumstandorte neugestaltet, unter anderem mit Magnolien, Purpurerlen, Ginkgos und Winterlinden. Eines der Ziele der Neugestaltung des Johanneskirchplatzes, die im Rahmen des Bund-Land-Förderprogramms „Aktive Kernbereiche“ erfolgt, ist die eine gesteigerte Aufenthaltsqualität des Areals. „Wir wollen den Bereich vor der weiterhin zugänglichen Pestalozzischule attraktiver gestalten “, so Stadträtin Hemsley.

„Für die Neugestaltung des Platzes greifen wir nur an den Stellen tiefer ein, wo wir Leitungen verlegen müssen oder Pflanzgruben für Bäume geplant haben. Im Übrigen bleiben die historischen Relikte im Boden erhalten,“ so Armin Beck. Längs der Ramsaystraße, parallel zur Turnhalle der Pestalozzischule, ist ein 36 Meter langer und drei Meter breiter Bereich geöffnet. Die Bagger graben dort etwa 1,5 Meter tief unter das zukünftige Straßenniveau und schaffen Raum für die kommenden Baumpflanzungen.

„Wir haben in diesem Bereich bereits zwei Gebäude dokumentieren können“, sagt Sabine Küppers von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Hanau über Arbeiten des Archäologen-Teams. Mithilfe alter Fotos und gut aufbereiteter Schriftquellen konnte eines der Gebäude als lutherische Schule identifiziert werden. „Aufgrund der nun gemachten Funde wissen wir, dass die Lutherische Schule nur teilunterkellert war. Es gab zwei symmetrisch angeordnete Kellerräume mit Gewölbedecken und jeweils einem Treppenabgang aus Sandstein. Auch können wir mehrere Bauphasen erkennen. Die letzten Umbaumaßnahmen stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Eines der Kellerfenster war mit Ziegelsteinen ummauert und diente vermutlich als Notausstieg. Es scheint so, dass der Gewölbekeller als Schutzraum bei Fliegerangriffen genutzt wurde“, so Sabine Küppers.

Das Archäologen-Team vom Büro Concluterra setzt moderne Techniken ein, um die vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen geforderte Dokumentation schnell und exakt bewerkstelligen zu können. „Wir haben viel Handarbeit zu leisten, um die Mauerstrukturen und das Pflaster für die Drohnenaufnahmen vorzubereiten, damit die Details gut zu erkennen sind,“ verdeutlich die Archäologin Pia Rudolf.

Die lutherische Schule wurde zeitgleich mit der Lutherkirche, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Johanneskirche umbenannt wurde, vom Landesherrn Friedrich Kasimir von Hanau-Lichtenberg (1623-1685) in den 1650er Jahren gegründet. Einem zur Schule umfunktionierten Ochsenstall folgte um 1700 „ein sehr wohl eingerichtetes Gebäude für Lehrer und Lernende“ schreibt der Hanau Stadtchronist Heinrich Bott (1896-1973) in seiner Publikation „Altstadt Hanaus“ von 1953. Er berichtet weiter, dass im Erdgeschoss vier Klassenräume eingerichtet waren. Mittig im Obergeschoss befand sich ein Saal, in dem unter anderem Gebetsstunden, lateinisch Orationes, und wöchentlich eine Lehrerversammlung, lateinisch Konsistorium, abgehalten wurde. Daneben lagen zwei geräumige Wohnungen für den Konrektor und den Kantor.

Dank der jetzt durchgeführten archäologischen Dokumentation sind nun die Koordinaten des nicht mehr existierenden Gebäudes bekannt. Es bleibt abzuwarten, welche Informationen die Kleinfunde wie Keramik und Knochen sowie die Untersuchung der Bauteile noch bereithalten. Nach der vollständigen Dokumentation aller vorgefundenen Strukturen, der Aufnahme der Örtlichkeit aus der Luft und der Verarbeitung der Daten zu einem 3-D-Modell, wird in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen über den möglichen Verbleib der Strukturen bei gleichzeitiger Wahrung der Ausbauinteressen in der Platzfläche und den umliegenden Straßen entschieden. „Hanau war und ist eine spannende Stadt mit Geschichte und Geschichten“, so Stadträtin Isabelle Hemsley.

Pressekontakt: Dominik Kuhn

Bild: Hanau, Johanneskirchplatz 1
© Büro Concluterra / Pia Rudolf
Hanau, Johanneskirchplatz 1
Historische Funde gibt es bei der Umgestaltung des Johanneskirchplatzes in der Hanauer Innenstadt.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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