Sigrid Bergmann ist seit 2016 ehrenamtlich als Schiedsperson in Bischofsheim tätig
Wo Grundstücke aneinandergrenzen und Menschen zusammenleben, kann es Konflikte geben. Auslöser können die laute Musik aus der angrenzenden Wohnung, der Grillgeruch vom Balkon, das Laub vom Nachbarbaum oder Büsche sein, die über die Grundstücksgrenze ragen. Doch nicht jeder Streit muss vor Gericht enden. Schiedsämter erlauben, Streitigkeiten außergerichtlich zu lösen. Möglich macht dies das Engagement ehrenamtlicher Schiedspersonen wie Sigrid Bergmann.
Mit viel Fingerspitzengefühl, Geduld, rechtlichem Sachverstand und Erfahrung setzt sich die 71-Jährige dafür ein, Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen und einvernehmliche Lösungen zu finden. Dabei profitiert Bergmann von einem wertvollen Erfahrungsschatz als Justizbeamtin. Mit Eintritt in den Ruhestand war sie zudem ehrenamtliche Richterin am Jugendschöffengericht in Hanau. Seit 2011 ist sie Ortsgerichtsvorsteherin im Bezirk Bischofsheim/ Wachenbuchen. Als die Stelle im Schiedsamt vakant war, musste sie nicht lange überlegen. „Durch meine Tätigkeit als Schiedsperson kann ich zu einem guten nachbarschaftlichen Zusammenleben beitragen, indem aus dem Gegeneinander wieder ein Miteinander wird“, beschreibt sie ihre Motivation. Dabei geht es ihr auch darum, die Belastung zu vermeiden, die juristische Verfahren bedeuten. „Das sind Prozesse, die sich aufgrund der Überlastung der Gerichte über Monate und Jahre ziehen. Das kann für die Betroffenen körperlich und seelisch sehr anstrengend sein“, weiß sie aus ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung.
Mit den Schiedsgerichten gibt es bundesweit die Möglichkeit, Streitigkeiten außergerichtlich zu klären. Die Schiedsperson fungiert dabei als Mediator und bringt die Konfliktparteien an einen Tisch, um gemeinsam einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss auszuhandeln. „Dazu gehört, sich Zeit zu nehmen, um beide Seiten anzuhören, Verständnis für die jeweiligen Anliegen aufzubringen, eine distanzierte Sicht auf den Streitpunkt zu haben und Geduld bei der Suche nach einer Einigung mitzubringen“, erklärt Bergmann.
Das ist ihr schon häufig gelungen. Denn oft sind es nur Kleinigkeiten, die ursächlich sind für den Konflikt. Doch mit den Jahren festigen sich die Vorbehalte, der Ton wird rauer, das einst gute nachbarschaftliche Verhältnis ist zerrüttet. „Wenn dann gemeinsam eine Lösung gefunden wird und die beiden Kontrahenten plötzlich wieder vom distanzierten Sie zum persönlichen Du übergehen, sich grüßen und plaudern, dann ist das mein Lohn“, erzählt die Bischofsheimerin. Sie empfiehlt allerdings, nicht zu warten, bis sich ein Konflikt derart gefestigt hat, dass er unlösbar scheint.
Seit sie 2016 das Amt übernommen hat, bearbeitet Bergmann etwa fünf Fälle pro Jahr, die sie überwiegend erfolgreich und dauerhaft regeln kann. Die Anfragen nach einer Konfliktlösung sind dabei deutlich höher, lassen sich aber schon oft während des ersten unverbindlichen Telefonats und damit ohne ein förmliches Schiedsgerichtsverfahren klären. „Tür-und-Angel-Fälle“ sagt Bergmann dazu.
Wird im Schiedsverfahren keine Einigung erzielt, folgt der Gang zum Gericht. Der ist jedoch mit hohen Anwalts- und Gerichtskosten verbunden. Hinzu kommt der nervenaufreibende Prozess. Die Kosten für ein Schiedsverfahren betragen hingegen nur zwischen 30 und 50 Euro. Viel wichtiger jedoch ist, dass dieser Weg der Schlichtung erlaubt, dass eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden wird. „Das ist eine bessere gemeinsame Zukunftsperspektive als ein Gerichtsurteil“, ist Bergmann überzeugt.
Bild: Schiedsfrau Sigrid Bergmann
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Schiedsfrau Sigrid Bergmann
Sigrid Bergmann ist in ihrer zweiten Amtszeit ehrenamtlich als Schiedsperson tätig und übernimmt die außergerichtliche Lösung von nachbarschaftlichen Streitigkeiten.
Quelle: Redaktion MKK Echo