Montag, November 24, 2025
StartBlaulichtFachtag des Polizeipräsidiums Südosthessen: Aufarbeitung der Jugoslawienkriege als Beitrag zu demokratischer Resilienz...

Fachtag des Polizeipräsidiums Südosthessen: Aufarbeitung der Jugoslawienkriege als Beitrag zu demokratischer Resilienz und bürgernaher Polizeiarbeit

Offenbach (ots) – (lei) Am 30. Jahrestag der Unterzeichnung des Dayton-Abkommens
wurde im Polizeipräsidium Südosthessen am 21.11.2025 ein Fachtag zu den
gesellschaftlichen Folgen der Jugoslawienkriege – insbesondere dem Krieg in
Bosnien und dem Völkermord von Srebrenica 1995 – sowie deren Bedeutung für die
heutige Polizeiarbeit ausgerichtet.

Durch die Impulse von Dr. habil. Thorsten Gromes (PRIF) und Prof. Dr. Armina
Omerika (Goethe Universität Frankfurt am Main) haben die teilnehmenden
Polizistinnen und Polizisten historische und gegenwärtige Einblicke in die
Entstehungsgründe sowie die bis heute wirkenden politischen Konsequenzen des
Jugoslawienkriege erhalten.

In dem von der Kommunikationswissenschaftlerin Merima Dzaferovic; moderierten
abschließenden Podiumsgespräch, konnten die akademischen Impulse weiter vertieft
werden.

Gleichermaßen konnte durch die Ausführungen von Advija Ibrahimovic, einer
Zeitzeugin und Überlebenden von Srbrenica, verdeutlicht werden, wie wichtig
Erinnerungskultur für die kollektive und persönliche Aufarbeitung wichtig ist.

Marco Weller, Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Südosthessen,
machte darauf aufmerksam, dass für die polizeiliche Arbeit zwei Wissensebenen
relevant sind. Einerseits ist Wissen um die vergangenen Geschehnisse wichtig, um
auch die polizeilichen Kontexte zu verstehen, sie einzuordnen und zielgerichtet
handeln zu können. Andererseits sei es essentiell zu akzeptieren, dass Menschen
sehr unterschiedliche Geschichten mit sich tragen, die auch ihre Entscheidungen
beeinflussen.

Die Veranstaltung setzte ein deutliches Zeichen für historische
Sensibilisierung, demokratiefördernde Bildung und eine vertrauensstiftende
Zusammenarbeit mit vielfältigen Communities im eigenen Dienstbezirk.

Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien bleibt eines der dunkelsten Kapitel der
europäischen Nachkriegsgeschichte. Mehr als 8.000 muslimische Bosnier wurden im
Juli 1995 in Srebrenica ermordet. Viele Menschen, die heute in Deutschland
leben, tragen die Auswirkungen dieser Gewalt bis heute in sich. Sei es durch
Fluchterfahrungen, familiäre Verluste, Traumatisierungen oder Identitätsfragen.

Auch im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen spielen diese Erfahrungen
eine Rolle. Allein in Offenbach stammen viele Menschen aus Staaten des
ehemaligen Jugoslawiens. Konflikterfahrungen und psychische Belastungen sind im
Alltag häufig unsichtbar – wirken jedoch in zwischenmenschlichen Begegnungen,
Motivlagen und Konflikten fort. Die Polizei begegnet diesen Menschen täglich und
setzt daher verstärkt auf historisches Wissen, Empathie und Sensibilität. Der
Fachtag soll Polizistinnen und Polizisten dabei unterstützen, die
Lebensrealitäten von Bürgerinnen und Bürgern mit Bezug zum ehemaligen
Jugoslawien besser zu verstehen. Ein solches Verständnis ist essenziell für
deeskalierendes, bürgernahes und kultursensibles polizeiliches Handeln. Darüber
hinaus ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte Südosteuropas ein wichtiger
Bestandteil einer modernen Erinnerungskultur und trägt zur politischen Bildung
innerhalb der Polizei bei.

Die Jugoslawienkriege zeigen exemplarisch, wie gesellschaftliche Spannungen
eskalieren können, wenn Zusammenhalt verloren geht. Vor dem Hintergrund
aktueller europäischer Herausforderungen – etwa des russischen Angriffskriegs
gegen die Ukraine – betont der Fachtag die Bedeutung demokratischer Werte,
internationaler Kooperation und einer resilienten Sicherheitsarchitektur. Damit
unterstützt die Veranstaltung zentrale Ziele der “Resilienten Polizei”-Strategie
des Landes Hessen.

Text: Regierungsrat Erdogan Karakaya / Fotos: Polizeihauptkommissar Jan
Henninger (Polizeipräsidium Südosthessen)

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

Ähnliche Artikel
- Advertisment -

Am beliebtesten