Mittwoch, November 27, 2024
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Engagement, das einem Baum gleicht

Ehrung im Maintaler Frauenhain für Ilona Eschelbach, Cornelia Griebel und Agnes Rumrich

Die Klänge von „What a wonderful world“ tanzten über den Maintaler Frauenhain und verpackten musikalisch die zentrale Botschaft des Tages: Dass es eine wunderbare Welt ist, die Frauen durch ihr Engagement in Beruf, Familie und im Ehrenamt gestalten. Die jährliche Ehrung im Maintaler Frauenhain macht diese Tatkraft hör- und sichtbar. Zum 23. Mal wurden ehrenamtliche engagierte Maintalerinnen am vergangenen Sonntag dort mit einem Baum ausgezeichnet.

Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Weltfrauentag. Er steht für die Forderung, die Rechte von Frauen zu stärken. In Deutschland wird der Internationale Frauentag in diesem Jahr am 8. März gefeiert. Rund um dieses Datum hat das Maintaler Frauen- und Gleichstellungsbüro wieder eine Vielzahl an Veranstaltungen organisiert, um die Leistungen von Frauen zu würdigen und mit der Forderung nach echter Gleichberechtigung zu verbinden. Die Baumpflanzung im Frauenhain gehört traditionell dazu.

In diesem Jahr erhielten dort Ilona Eschelbach, Cornelia Griebel und Agnes Rumrich ihren Baum. „Wir ehren heute drei herausragende Frauen für ihr unermüdliches ehrenamtliches Engagement“, stellte die Maintaler Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Annika Frohböse die drei Maintalerinnen einleitend vor, die „Kraft und Herzblut“ in ihre Ehrenämter zugunsten einer vielfältigen, offenen Stadtgesellschaft investierten. Die Baumpflanzung macht dieses Engagement sichtbar. Denn: Während Frauen in Führungspositionen oder auch in der Maintaler Stadtverordnetenversammlung unterrepräsentiert seien, seien sie es im Ehrenamt nicht, hob Bürgermeisterin Monika Böttcher in ihrem Grußwort hervor. „Frauen sind leider immer noch nicht gleichberechtigt. Deshalb müssen wir uns auf allen Ebenen weiter dafür einsetzen“, so Böttcher und betonte, dass die Forderung nach Gleichberechtigung kein Gegeneinander der Geschlechter bedeute, sondern ein Miteinander anstrebe, von dem die Gesellschaft insgesamt profitiere.

Schließlich ist es auch das Miteinander in der Stadtgesellschaft, für das sich die drei geehrten Frauen einsetzen. Ilona Eschelbach engagierte sich als junge Mutter zunächst in einer Krabbelgruppe und später in verschiedenen Vereinen in Bischofsheim. Seit 2015 ist sie im Arbeitskreis „Asyl“ tätig, begleitet und unterstützt junge Geflüchtete beim Start in ein selbständiges Leben in Deutschland – so wie schon Mitte der 90er Jahre Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. „Nach der Vereinsgründung des AK Asyl – Vielfalt in Maintal e.V., die Ilona tatkräftig begleitet hat, ist sie Mitglied im Vorstand und seither eine der wichtigsten Stützen des jungen Vereins“, sagte Laudatorin Christine Mayer-Simon und listete beispielhaft die Einsatzgebiete von Eschelbach auf: Deutschkurse, Kleinkinder-Betreuungsteam, Lernhilfe, Begleitung bei Bewerbungen oder der Wohnungssuche, Grünpflege im Garten des Begegnungshauses und Spendenprojekte. „Du bist eine von den Frauen, für die der Frauenhain angelegt wurde, eine Frau, die über Jahre und Jahrzehnte viel Zeit, Engagement und Energie in ehrenamtliche Arbeit steckt und dabei selbst immer im Hintergrund bleibt“, fasste Monika Vogel als weitere Laudatorin zusammen.

Cornelia Griebel ist seit 1995 im Vorstand des 1. Maintaler Tanzsport-Clubs (1. MTSC). Seit zehn Jahren lenkt sie die Geschicke des Vereins als dessen Vorsitzende. Ihre Laudatorinnen Edith Katzbach und Carola Mix fanden den Baum als Symbol für das Wirken Griebels äußerst passend. Sie sprachen vom Wachstum der Mitgliederzahlen, einem weit verzweigten Tanzangebot und nachhaltigem Engagement. Griebel dachte den Tanzsportverein immer wieder neu. So entstanden im Laufe der Jahre verschiedene neue Breitensport- und Turniergruppen, Workshops oder themenbezogenen Veranstaltungen, wie Salsa, Hochzeitstanz, Lady Latein oder seit neuestem Boogie-Woogie. Auch das Bembel-Turnier und der Silvesterball fallen in ihre Amtszeit, ebenso wie der „Tanzwunschbaum für Kindergartenkinder“ oder das Angebot „Wir tanzen wieder“ für Demenzkranke. Dafür erhielt der Verein 2018 den Ehrenamtspreis des Main-Kinzig-Kreises.

Sportlich ist auch Agnes Rumrich – immer noch, trotz ihrer 83 Jahre. Bei der Turnerschaft Bischofsheim (TSB) führte sie Generationen von Kindern ans Turnen heran und gründete 1973 die erfolgreiche Abteilung „Sportakrobatik“. Ihre Person war so selbstverständlich mit dem Verein verknüpft, dass Kinder, denen sie in Bischofsheim auf der Straße begegnete, sie verwundert anschauten, weil sie annahmen, Agnes Rumrich lebe in der Turnhalle, wie die Söhne Klaus und Jörg Rumrich in ihrer Laudatio erinnerten. Für alle Altersgruppen betreute Rumrich als Übungsleiterin Kurse – vom Mutter-und-Kind-Turnen, über Kinderturnen, Sportakrobatik, Lauftreff und Linedance, bis hin zu Frauengymnastik, Beckenbodengymnastik und „Er-und-Sie-Gymnastik“, die sie bis heute leitet. Und so sind es in der Summe stolze 196 Jahre, auf die sich ihr jahrelanges Engagement summiert.

Mit den drei Bäumen – einer Hainbuche, einem Feldahorn und einer Sumpfeiche, um der Ausbreitung des Lindenprachtkäfers im vorwiegend mit Linden bepflanzten Frauenhains vorzubeugen – wird dieses außergewöhnliche Engagement sichtbar. „Der Frauenhain ist etwas Besonders, genau wie die Frauen, die sich hier verewigt haben“, so Frohböse. Ihre Namen und Kurzbiographien werden zeitnah über eine neue Schautafel am Eingang zum Frauenhain sichtbar gemacht. Auf der Webseite der Stadt Maintal sind sie schon jetzt abrufbar unter www.maintal.de/frauenhain.

 

Bildhinweis:

Bürgermeisterin Monika Böttcher (rechts) und Maintals Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Annika Frohböse (links) mit Ilona Eschelbach, Cornelia Griebel und Agnes Rumrich, für die in diesem Jahr Bäume im Maintaler Frauenhain gesetzt wurden, um deren ehrenamtliches Engagement zu würdigen. Foto: Stadt Maintal

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