Samstag, September 7, 2024
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Ein Leben für die Pflege des Sohns

Landrat Thorsten Stolz überreicht Brigitta Wagner aus Maintal Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens für die langjährige Pflege von Bernd Wagner

Main-Kinzig-Kreis. – Die Maintalerin Brigitta Wagner hat aus den Händen von Landrat Thorsten Stolz die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. „Tiefe Mutterliebe und eine lebenslang dauernde Verantwortung sind die Motivation für Brigitta Wagner, die Pflege ihres Sohns alleine beziehungsweise im Familienkreise zu übernehmen, mit großem persönlichen Einsatz, unter Zurückstellung eigener Interessen“, erklärte Landrat Stolz im Main-Kinzig-Forum. „Dieses eigene Erleben war zudem Verpflichtung und Antrieb, die Situation von anderen pflegebedürftigen Menschen zu verbessern. Der Dank, den die Bundesrepublik Deutschland mit dieser Ehrung ausspricht, darf ich stellvertretend und insbesondere für die Menschen vorbringen, denen diese Arbeit unmittelbar geholfen hat.“

Die hohe Auszeichnung wurde der 85-jährigen Maintalerin für die aufopferungsvolle, beständige und zugewandte Pflege von Bernd Wagner zuteil. Seit rund 65 Jahren ermöglicht die Geehrte ihrem Sohn, in seinem gewohnten Umfeld zu leben. Sie kümmert sich mit der Unterstützung ihrer Tochter Iris Kunde sowie ambulanter Pflegekräften rund um die Uhr um den Schwerstbehinderten. Im Laufe der Zeit übernahm sie auch die Pflege ihres Onkels und ihrer Mutter. In der geringen Freizeit, die Brigitta Wagner neben der Pflege und Betreuung blieb, engagierte sie sich ehrenamtlich seit dem Jahr 1966 für den Personenkreis von Menschen mit Behinderung und deren betroffenen Familien beziehungsweise Angehörigen. So war sie Gründungsmitglied des Vereins „Lebenshilfe Hanau“ und von Oktober 1996 bis 2000 Vorsitzende des VdK-Ortsverbands Maintal-Dörnigheim.

Im Jahr 1956 hatte sich Brigitta Wagner mit ihrem Ehemann Heinrich in Dörnigheim eine eigene Existenz aufgebaut und ein Mehrfamilienhaus in der Stadt errichtet. Aus der Ehe gingen Sohn Bernd und Tochter Iris hervor. Im Säuglingsalter wurde der 1958 geborene Sohn gegen die Pocken geimpft und leidet seitdem an Krampfanfällen und spastischer Lähmung der rechten Körperhälfte. Die Schädigungen machen sich durch geistige, sprachliche und motorische Entwicklungsstörungen und –verzögerungen bemerkbar und sind irreparabel. Er ist auf einen Rollstuhl angewiesen und braucht bei Alltagsdingen eine permanente Betreuung und Hilfe.

„Frau Wagner war und ist bestrebt, für ihren Sohn ein möglichst normales und selbstbestimmtes Leben auszurichten. Ihr Sohn Bernd nimmt trotz der Einschränkungen seine Umgebung wahr und erfreut sich am Leben und an der Gesellschaft. Für diese Teilhabe setzt sie sich unter Aufbietung sämtlicher Kraft, die ihr gegeben ist, bis zum heutigen Tage ein“, sagte Thorsten Stolz.

Das gesamte Familienleben von Brigitta Wagner ist auf die Situation des Sohnes ausgerichtet. Auch der Onkel wurde durch sie gepflegt, bis zu dessen Tod im Jahr 1978, sowie die Mutter bis zu ihrem Lebensende 2001. Seit 2021 ist Brigitta Wagner nun selbst auf einen Rollstuhl angewiesen, übernimmt aber weiterhin große Teile der Pflege ihres Sohns. Ihre Tochter Iris ist in diese Pflegearbeit von klein auf bis heute integriert.

Im Jahr 2019 wurde Brigitta Wagner die Pflegemedaille des Landes Hessen verliehen. Ihr unermüdlicher Einsatz und die jahrzehntelange herausragende pflegerische Leistung sind nun auch mit einer Auszeichnung durch den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt worden. Neben dem Landrat, der Familie und Freunden gratulierte auch Maintals Erster Stadtrat Karl-Heinz Kaiser in Gelnhausen zu dieser Ehrung.

„Der Begriff häusliche Pflege ist abstrakt, die tatsächliche Arbeit dahinter ist oft kräftezehrend, kleinteilig und emotional. Etwa vier Millionen pflegebedürftige Menschen gibt es in Deutschland, die in der Familie und nicht in stationären Einrichtungen betreut werden. Ihre pflegenden und betreuenden Personen tun dies aus Liebe und persönlichem Verantwortungsgefühl. Sie stehen nicht unter dem aufmerksamen Blick der Öffentlichkeit, sondern wirken leise und beständig im Hintergrund, und trotzdem tun sie es mitunter nachhaltig und situationsverbessernd wie Brigitta Wagner. Sie steht stellvertretend für die Gruppe der pflegenden Angehörigen und das seit nunmehr 65 Jahren“, sagte Landrat Thorsten Stolz.

Bildunterschrift: „Für Teilhabe setzt sich Brigitta Wagner unter Aufbietung sämtlicher Kraft, die ihr gegeben ist, bis zum heutigen Tage ein“: Landrat Thorsten Stolz verlieh der Maintalerin, im Beisein des Ersten Stadtrats Karl-Heinz Kaiser, die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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