Dienstag, Juni 17, 2025
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Ein Leben für die Kinder der Kita Gänsseestraße

Erzieherin Bärbel Seifert verabschiedet sich nach 46 Jahren in den Ruhestand
Eigentlich hätte im November 2024 Schluss sein können. Eigentlich. Doch für Bärbel Seifert war nicht das Datum auf dem Rentenbescheid entscheidend, sondern das Ende des Kita-Jahres. Denn Bärbel, wie sie liebevoll von Kolleg*innen, Kindern und Eltern genannt wird, lebt ihren Beruf mit Leidenschaft und Herzblut. Seit ihrem ersten Arbeitstag im Jahr 1979 ist sie mit der Kita Gänsseestraße in Bischofsheim verbunden. Mitten im Kita-Jahr in den Ruhestand gehen? Unvorstellbar!

Schon früh wusste Bärbel Seifert, dass sie Erzieherin werden wollte. „Bereits in der dritten Klasse“, erinnert sie sich schmunzelnd. Obwohl sie selbst als Kind nur wenige Tage in einer Kita gewesen war, fühlte sie sich berufen, mit Kindern zu arbeiten. „Ich war eine begeisterte Puppenmutti. Meinen Puppenwagen schob ich noch mit elf Jahren stolz umher“, erzählt sie mit ansteckendem Lachen.

Trotz der damals wenig vielversprechenden Berufsaussichten für Erzieher*innen ließ sie sich nicht beirren und begann 1979 ihr Jahrespraktikum in der Kita Gänsseestraße. Damals umfasste die Einrichtung sechs Gruppen mit je 24 Kindern. „Maintal war schon damals fortschrittlich: große Räumlichkeiten, feste Fortbildungsangebote, Eltern-Partizipation und der Situationsansatz, der die Lebenswelt der Kinder in den Mittelpunkt stellt“, erklärt sie.

Nach dem Vorpraktikum, das sie bei der Stadt Hanau absolvierte, folgte die Ausbildung zur Erzieherin bei der Diakonie in Frankfurt. Rhythmik, Theaterspiel und Bewegungserziehung wurden ihre Schwerpunkte, die sie bis heute in die Arbeit mit den Kindern einbringt. „In meinem Kopf sprudeln immer viele Ideen. Am liebsten tanze ich mit den Kindern, wir spielen Theater, erfinden Geschichten oder erleben die Natur im Wald“, berichtet sie begeistert.

Nach Abschluss ihrer Ausbildung bleibt sie in der Gänsseestraße. Seitdem ist sie mit der Kita und den Kindern gewachsen – mittlerweile betreut sie bereits die dritte Generation. „Meine ersten Kita-Kinder sind heute 50 Jahre alt.“ Ihre Liebe zu ihrem Beruf ist ungebrochen. „Kinder sind neugierig, offen und begeisterungsfähig. Sie verstellen sich nicht. Man weiß immer, woran man ist“, schwärmt sie. Und so begleitete Wehmut so manches Event des letzten Kita-Jahres: die letzten Schulanfänger, die letzte Adventszeit, das letzte Sommerfest und bald der letzte „Rausschmiss“ – eine lieb gewonnene Tradition, bei der die künftigen Erstklässler von zwei Erzieher*innen durch die Eingangstür auf eine weiche Matratze geworfen werden. Und kurz darauf dann der Abschied von Bärbel.

Mit einem Koffer voller Erinnerungen wird sie gehen und auf viele besondere Momente zurückblicken. Eine ihrer eindrucksvollsten Erfahrungen war eine einwöchige Kinderfreizeit auf der Ronneburg. „Bei meiner ersten Fahrt war ein Dreijähriger dabei, der erst seit wenigen Tagen in der Kita war. Das Vertrauen der Eltern in ihr Kind und in mich hat mich tief beeindruckt.“ Dieses Zutrauen vermisst sie heute manchmal. Die Gründe dafür sind vielfältig. Tatsache ist, dass heute das einzelne Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen stärker im Mittelpunkt steht – auch in der pädagogischen Arbeit einer Kita.

„Früher hatte man vor allem die Gruppe im Blick. Es gab einen geschlossenen Gruppenverband und eine feste Raumgestaltung. Dieses starre Konzept hat sich längst weiterentwickelt, ebenso die Sicht auf die Kinder. Heute richtet sich der Blick auf das einzelne Kind“, berichtet Seifert. Dies ist eng verknüpft mit der besseren Fachlichkeit, die Erzieher*innen heute mitbringen. Damit hat sich Wissen um die Entwicklung und Bedürfnisse erweitert. Sicher auch ein Grund, dass Inklusion heute selbstverständlich gelebt wird. „Früher wurde abgewogen, ob das überhaupt möglich ist. Diese Frage stellt sich heute gar nicht mehr. Diese Entwicklung finde ich erstaunlich“, sagt Seifert.

Das lebendige, fröhliche Treiben in der Kita wird sie vermissen. „Wenn mich die Kinder morgens mit strahlenden Gesichtern begrüßen – das ist unbezahlbar“, sagt sie. Doch auch die Zukunft hält neue Abenteuer bereit: mehr Zeit für sich, längere Reisen, ein Besuch bei ihrer ältesten Tochter in England, vielleicht eine neue ehrenamtliche Aufgabe. Bis dahin wird sie sich von den Kindern und Familien verabschieden und die letzten Tage in „ihrer“ Kita Gänsseestraße intensiv genießen.

„Fast fünf Jahrzehnte im Dienst für unsere Jüngsten, in ein und derselben Einrichtung, mit unermüdlichem Einsatz und großer Hingabe – es ist eine Biographie, die zeigt, wie bereichernd, wertvoll und sinnstiftend die pädagogische Arbeit mit Kindern ist. Dass Frau Seifert ihr gesamtes Berufsleben in der Kita Gänsseestraße verbracht hat, ehrt nicht nur sie, sondern spricht auch für die Qualität der Einrichtung und für die Stadt Maintal als Arbeitgeberin. Für diese 46 Jahre voller Begeisterung, Einfühlungsvermögen, Kreativität, Fürsorge und echter Leidenschaft danke ich Bärbel Seifert von Herzen“, sagt Bürgermeisterin Monika Böttcher.

Abschied von Bärbel Seifert
© Stadt Maintal
Abschied von Bärbel Seifert
Barbara Seifert lebt und liebt ihren Beruf als Erzieherin. Seit ihrem ersten Ausbildungstag ist sie in der Kita Gänsseestraße tätig. Jetzt geht sie nach 46 Jahren in den Ruhestand.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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