Bunker sind wichtige Gestaltungselemente einer Golfanlage. Zum einen soll die Spielstrategie der Golfer durch die Bunker beeinflusst werden, zum anderen werden entsprechend gestalteter Bunker oder auch ganze Bunkeransammlungen zur Erhöhung der Schwierigkeit, zur optischen Eingrenzung einzelner Spielbahnen oder gar zur Gestaltung ganzer Golfplätze genutzt.
Sandbunker in Form einer besonders hergerichteten Sandfläche stellen ein Hindernis nach den Golfregeln (Regel 12) dar, wohingegen Grasbunker, Waste-Bunker bzw. Waste-Areas zwar Erschwernisse sind, aber im golferischen Sinn keine Hindernisse sind, auch wenn diese gewisse Anteile an Sand enthalten.
Bunker hat jeder Golfplatz in irgendeiner Ausprägung, aber der GC Bad Orb Jossgrund hat noch einen ganz anderen Bunker – im Regelsinn ein besonderes Hindernis.
Dieser Bunker war Teil des Bombenabwurfplatzes Lettgenbrunn-Villbach im 2.Weltkrieg und bildet mit noch 3 anderen Bunkern in Villbach, von denen noch 2 – allerdings nur teilweise – erhalten sind, Teil einer Gesamtanlage.
Diese wurde in den unsäglichen Zeiten des 2. Weltkrieges von der deutschen Luftwaffe für Übungsabwürfe mit Zementbomben, aber auch mit scharfer Munition genutzt.
Ziel der Abwürfe war eine große Kennzeichnung an der Stelle, wo heute unser beliebtes Halfway-House errichtet ist. Also aufpassen was von oben kommt, auch wenn es wahrscheinlich nur eine verlorene Last von Vögeln sein wird.
Wegen der damaligen Geheimhaltungsvorschriften sind kaum Informationen auffindbar; sicher ist aber, dass der Bunker (Bild 1) den Abwurfbeobachtern als Schutz vor Fehlabwürfen und/oder umherfliegenden Explosionsgut diente.
Aber auch heute dient der Bunker weiterhin als Schutz und zwar als Schlafstätte für eine genauso kleine wie seltene Fledermausart, deren Population mindestens 1x jährlich durch den NABU überprüft wird.
Für uns Golfer sollte das bedeuten, auf keinen Fall die lieben Insektenfresser – keine menschenblutsaugenden Vampire – tagsüber durch Betreten auf der Suche nach fehlgeleiteten Bällen – bei ihrem wohlverdienten Schlaf zu stören.
Dieser Hinweis erscheint ausgesprochen notwendig, sieht man doch dem Bunker an, was das immerwährende Bombardement – um in der Wortwahl zu bleiben – durch Golfbälle anrichten kann (Bild 2). Real wurde der Bunker nach dem Krieg allerdings gesprengt, ist aber standhaft geblieben.
Vielleicht sollten bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Fördermittel beantragt werden, um den Bunker in seinen Ursprungszustand zu versetzten – bevor die Golfer ihn weiterhin attackieren und vielleicht dem Erdboden gleich machen.
Dann wäre er ein echter Bunker und kein Hindernis mehr – im golferischen Sinne.
Der Verfasser richtet seinen besten Dank an Herrn Holger Heinemann, ohne dessen Hilfe die Historie hätte unerwähnt bleiben müssen.
Auf seine Initiative hin, gibt es aktuell Überlegungen, Tafeln mit historischen Zusammenfassungen im Laufe dieses Jahres rund um den Golfplatz anzubringen.
Die ganze Golffamilie des GC Bad Orb Jossgrund freut sich schon darauf, denn wir können nicht nur Natur, sondern auch Kultur.