Samstag, Juni 14, 2025
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Stadt Maintal zeichnet drei außergewöhnliche Persönlichkeiten aus

Maintal-Nadel in Gold für Herbert Begemann, Prof. Raimer Jochims und Hans Ticha
Eine Stimme für die Verfolgten des NS-Regimes, einzigartige Illustrationen und Grafiken und ein außergewöhnliches Leben für die Kunst. Die Biographien von Herbert Begemann, Prof. Raimer Jochims und Hans Ticha mögen sich unterscheiden. Doch die drei Maintaler eint ein außergewöhnliches Engagement, das Spuren hinterlassen hat.

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Für dieses besondere Wirken zeichneten Bürgermeisterin Monika Böttcher, der Erste Stadtrat Karl-Heinz Kaiser und Stadtverordnetenvorsteher Martin Fischer die drei Persönlichkeiten mit der Maintal-Nadel in Gold aus.

Manchmal sind uns außergewöhnliche Persönlichkeiten näher, als wir denken. Oft unbemerkt leben und wirken sie in unserer Nachbarschaft. So haben mit Prof. Raimer Jochims und Hans Ticha gleich zwei namhafte zeitgenössische Künstler ihre Ateliers in Hochstadt. Auch für Herbert Begemann ist Maintal der Ort seines engagierten ehrenamtlichen Wirkens, um vergessene Schicksale sichtbar zu machen und damit einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der jüngeren Geschichte zu leisten.

„Ihr Lebenswerk und ihr unermüdliches Engagement für die Erinnerungskultur in Maintal sind von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft“, würdigte Monika Böttcher in ihrer Laudatio Herbert Begemann. Der war ab 1977 fast 35 Jahre lang Amtsleiter für Jugend, Kultur und Sport der Stadt Maintal. Bereits in dieser Zeit setzte er sich für die Aufarbeitung und das Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus ein. Zu diesem Zweck gründete er 1997 das Brüder-Schönfeld-Forum.

Als „leidenschaftlichen Hüter der Erinnerung“ beschrieb Böttcher den Dörnigheimer, der sich besonders der Pflege und Dokumentation der 77 Stolpersteine widmet, die in Maintal vor Häusern verlegt sind, in denen einst jüdische Mitbürger gelebt hatten, die im Dritten Reich vertrieben, deportiert oder ermordet wurden. „Sie kennen die Geschichten hinter jedem einzelnen Stein und geben den Verfolgten eine Stimme, die gehört werden muss“, so Böttcher. Dazu forscht Begemann unermüdlich in Archiven, sichtet historische Dokumente über NS-Oper und rekonstruiert deren Biographien. „Sie tragen dazu bei, dass wir aus der Vergangenheit lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten“, betonte die Bürgermeisterin.

Sein Leben der Kunst gewidmet hat Prof. Raimer Jochims. Prägend für das Schaffen des heute in Hochstadt lebenden Künstlers ist die chromatische Malerei, die sich durch eine besondere Intensität durch die Verwendung von leuchtenden und reinen Farben auszeichnet. Aus dem Schüler, der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Philosophie, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie studierte und promovierte, wurde ein Lehrender. Als Professor für Freie Malerei und Kunsttheorie wirkte Jochims an der Frankfurter Städelschule, deren Rektor er von 1971 bis 1985 war. In dieser Zeit holte er renommierte Künstler als Lehrende an die Städelschule. „Sie schufen ein Umfeld, das bis heute nachwirkt“, so Böttcher.

Bekannt sind vor allem seine Spanplattenbilder, mit denen er die eckige Form von Leinwänden aufbrach zugunsten freier Bildformen, sowie seine intensive Auseinandersetzung mit Farbe und Struktur. Jochims Werke sind in zahlreichen renommierten Sammlungen vertreten. In der Stiftung Eliashof, die gegründet wurde, um seine Werke zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wird sein Gesamtwerk systematisch erfasst. „Ihre Leidenschaft für die Kunst lehrt uns, die Welt durch die Linse der Kunst zu betrachten und die Schönheit in der Wahrnehmung von Farbe und Form zu entdecken“, so Böttcher.

Auch der Grafiker und Illustrator Hans Ticha nutzt Kunst als Sprache, vor allem als gesellschaftskritische Sprache. Zunächst als Lehrer für Kunsterziehung und Geschichte tätig, folgte er seiner Berufung und studierte Malerei und Gebrauchsgrafik an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin Weißensee. Als freischaffender Künstler in Ost-Berlin illustrierte er zahlreiche Bücher, darunter Werke von Autoren wie Bertolt Brecht, Erich Kästner und Heinrich Heine. „Ihre Illustrationen sind nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern auch tiefgründig und oft sozialkritisch“, führte Böttcher aus.

Tichas Werke zeichneten sich „durch klare geometrische Formen, überzeichnete Figuren und eine ironische Bildsprache aus, die gesellschaftliche und politische Themen hinterfragen“. Dabei seien besonders seine Buchillustrationen hervorzuheben, die nicht nur die Texte der Autoren bereicherten, sondern eigenständige Kunstwerke seien. Tichas Werke sind heute in bedeutenden Museen wie der Nationalgalerie Berlin und dem Städel zu sehen. „Ihr Werk hat Brücken geschlagen und Menschen zum Nachdenken angerecht, eine Fähigkeit, die in der heutigen Zeit von unschätzbarem Wert ist“, so Böttcher.

Als Würdigung ihrer außergewöhnlichen Lebenswerke, die bleibende Spuren hinterlassen, Generationen geprägt und nachhaltige Wirkung entfaltet haben, erhielten Herbert Begemann, Prof. Raimer Jochims und Hans Ticha die Maintal-Nadel in Gold mit Urkunde, sowie einen Flasche Wein, die Stadtverordnetenvorsteher Martin Fischer überreichte. Zum Abschluss eines kleinen feierlichen Empfangs im Rathaus trugen sie sich in das Goldene Buch der Stadt Maintal ein.

Bild: Ehrung mit goldener Maintal-Nadel
© Stadt Maintal
Ehrung mit goldener Maintal-Nadel
Für ihr außergewöhnliches Lebenswerk und ihr engagiertes Wirken erhielten Prof. Raimer Jochims (Zweiter von links), Hans Ticha (Dritter von links) und Herbert Begemann (Zweiter von rechts) die Maintal-Nadel in Gold. Die besondere Auszeichnung verliehen Bürgermeisterin Monika Böttcher, Erster Stadtrat Karl-Heinz Kaiser (rechts) und Stadtverordnetenvorsteher Martin Fischer.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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