Samstag, Juni 7, 2025
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„Hessisches Zensus-Desaster geht leider weiter“: Seit einem halben Jahr keine Reaktion auf Widerspruch der Stadt Hanau

Die Stadt Hanau übt scharfe Kritik am Umgang des Hessischen Statistischen Landesamts (HSL) mit dem Zensus 2022.

Vor einem halben Jahr, am 5. Dezember 2024, hatte die Stadt formell Widerspruch gegen den Bescheid (Az. IIIA-ZEN06/0002/090/1) des HSL eingelegt. Bis heute – sechs Monate später – liegen weder eine inhaltliche Reaktion noch ein Widerspruchsbescheid vor. Auch eine schriftliche Eingabe an Hessens Ministerpräsident Boris Rhein, in dessen Zuständigkeit das HSL als obere Landesbehörde im Ressort der Hessischen Staatskanzlei fällt, ist bisher unbeantwortet geblieben.

Bisher hatte das HSL lediglich mitgeteilt, dass sich die Prüfung verzögern würde. „Dieses anhaltende Schweigen zu den Inhalten ist ein trauriges Beispiel für intransparentes Verwaltungsgebaren gegenüber Kommunen. Das hessische Zensus-Desaster dauert nun ein halbes Jahr an“, sagt Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, der sich für den hauptamtlichen Magistrat in Absprache mit Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadträtin Isabelle Hemsley dem „Fall Zensus“ angenommen hat. Die Stadt Hanau zweifelt die vom HSL festgestellte Einwohnerzahl von 93.632 Personen zum Zensus-Stichtag 15. Mai 2022 massiv an. Laut Hanauer Melderegister lebten zu diesem Zeitpunkt 102.943 Menschen in der Stadt – also 9.311 mehr. Zum 30. April 2025 sind es sogar 106.799.

Selbst wenn man mit 100.307 Einwohnern zum Stichtag im Mai 2022 rechne, also die durch das HSL selbst mittels der Zu- und Abgänge des Einwohnermeldeamts fortgeschriebene Zahl des Zensus aus dem Jahr 2011 heranzieht, bleibe eine deutliche Differenz.

„Auch in dieser Variante gibt es bis heute keine nachvollziehbare Erklärung dafür, wie der drastische Rückgang von dann immer noch 6.675 Personen – ein Minus von 6,65 Prozent – zustande kommen konnte“, so Dr. Bieri, Bürgermeister von Hessens kleinster Großstadt. Sofort nach Bekanntwerden der HSL-Zahlen hatte die Stadt Hanau eine interne Plausibilitätsprüfung vorgenommen, sich mit dem ausgewiesenen Fachmann, Prof. Dr. Rainer Schnell, externe Expertise eingeholt und Akteneinsicht beantragt sowie dem HSL Fragen gestellt. „Die bereitgestellten Unterlagen waren unvollständig und enthielten größtenteils bereits bekannte Dokumente, die wir zur Verfügung gestellt hatten. Es steht der Verdacht im Raum, dass selbst das Statistische Landesamt die Grundlagen seiner Hochrechnung nicht offenlegen kann oder will. Unsere Fragen sind noch nicht beantwortet“, so Dr. Bieri.

In einem offenen Brief hatte sich Bürgermeister Dr. Bieri am 27. März 2025 direkt an Ministerpräsident Boris Rhein gewandt. Darin forderte er transparente Informationen und die Möglichkeit zur unabhängigen Prüfung der Zensusergebnisse. Doch auch aus der Staatskanzlei blieb eine Rückmeldung bislang aus. Das Gesprächsangebot wurde nicht angenommen.

Die fehlende Transparenz hat weitreichende Folgen, betont Bieri: „Die Einwohnerzahl bildet die Grundlage für zentrale finanzielle Entscheidungen – etwa beim kommunalen Finanzausgleich. Ebenfalls schwer wiegt der Vertrauensverlust, den diese Intransparenz verursacht – sowohl bei uns als Kommune als auch bei unseren Bürgerinnen und Bürgern.“

Die Stadt Hanau fordert deshalb weiterhin vollständige Offenlegung der Berechnungsmethoden, nachvollziehbare Antworten auf die offenen Fragen – und endlich eine inhaltliche Reaktion. Dem Widerspruch der Stadt Hanau haben sich bereits etwa zehn Prozent der hessischen Kommunen angeschlossen.

Pressekontakt: Dominik Kuhn

Bild: Hanau, Rathaus
© Stadt Hanau / Moritz Göbel
Hanau, Rathaus
Seit einem halben Jahr gibt es vom Hessischen Statistischem Landesamt keine inhaltliche Reaktion auf den Zensus-Widerspruch der Stadt Hanau.

 

Quelle: Redaktion MKK Echo

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