Stadt ehrt Marion Herpich, Katharina Lüer und Marianne Pitsch im Frauenhain am Mainufer
Es kann kein meteorologischer Zufall sein, dass die Baumpflanzaktion im Maintaler Frauenhain seit vielen Jahren bei herrlichem Frühlingswetter stattfindet. Vielmehr ist der Sonnenschein leuchtendes Sinnbild für das Wirken der geehrten Frauen. So wie ihr Engagement das vielfältige Leben der Stadtgesellschaft erhellt, stehen sie an diesem besonderen Tag im Licht der Öffentlichkeit. In diesem Jahr wurden Marion Herpich, Katharina Lüer und Marianne Pitsch mit je einem Baum im Frauenhain geehrt.
Seit 2001 werden im Maintaler Frauenhain ehrenamtlich engagierte Maintalerinnen geehrt. Deren freiwilliger, unentgeltlicher Einsatz für das Gemeinwohl „wird noch immer viel zu wenig gesehen und gewürdigt, auch, weil sie oft im Hintergrund wirken. Dabei wäre unsere Welt ohne diesen unermüdlichen Einsatz eine völlig andere. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass wir trotz aller Krisen, die wir erleben, ein stabiles soziales Fundament in unserer Stadtgesellschaft erleben können“, dankte Maintals Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Annika Frohböse in ihrer Begrüßung Herpich, Lüer und Pitsch.
Bürgermeisterin Monika Böttcher hob in ihrem Grußwort hervor, wie wichtig es sei, Frauen sichtbarer zu machen, zu unterstützen und zu stärken – gerade in einer Zeit, in der traditionelle Geschlechterrollen wieder an Einfluss gewinnen und geschlechtsspezifische Gewalt zunimmt. Dies müsse politisch – etwa durch das jüngst verabschiedete Gewalthilfegesetz – als auch gesellschaftlich geschehen. „Deshalb freue ich mich, heute drei starke Maintalerinnen zu ehren, die auf ganz unterschiedliche Weise und in vielfältigen Bereichen wirken“, so Böttcher.
Für diese drei Maintalerinnen wachsen nun drei Ahornbäume in dem Wäldchen am Mainufer. Damit sorgen die drei jungen Bäume auch für eine Durchmischung der ursprünglich mit Linden bepflanzten Anlage, die allerdings durch den Lindenprachtkäfer bedroht werden. Noch sind die Äste der jungen Bäumchen kahl, doch schon bald werden sie austreiben und wachsen – so wie das Engagement der drei Frauen, das sich im Laufe der Jahre verzweigt hat, gewachsen und längst nicht mehr wegzudenken ist.
So ist Marion Herpich eine unverzichtbare Größe der Freien Turnerschaft Dörnigheim (FTD). Vor allem in der Karnevalsabteilung Blau-Weiß hat sie kurz nach ihrem Eintritt in den Verein 1982 „ein zweites Zuhause gefunden“, wie ihre Kinder Jill und Dennis Herpich in der Laudatio erinnerten. Auch für die Handball- und Basketball-Abteilung engagierte sie sich. Letztere entstand auf ihre Initiative hin. Mit der Geburt ihrer beiden Kinder, die selbstverständlich ab dem ersten Lebenstag Mitglied im Verein wurden, baute sie eine Kindertanzgruppe auf – die mit den Kindern „wuchs“ und bis heute besteht.
Bis heute steht die Showtanzgruppe „Moskitos“ unter der Leitung von Herpich, ebenso wie das Männerballett „Los Kilos“. Auch die beliebte Kultfigur „Edda Milestone“ erschuf die Dörnigheimerin und verkörpert sie jährlich auf der Fastnachtsbühne. Und wenn Karten für die Hexennacht an Weiberfasching reißenden Absatz finden, dann ist auch das ihr Verdienst, denn für die Karnevalsveranstaltung ausschließlich für Frauen ist ihr „Baby“. Und selbstredend wirkt Herpich bei der Organisation der vielfältigen Veranstaltungen mit. „Mamas Kopf ist ein Kessel voller Ideen und ihr Herz das Feuer, das ihn zum Kochen bringt“, zeichneten ihre Kinder mit der liebevollen Laudatio das Bild einer Persönlichkeit, die ihr Hobby mit einer Leidenschaft lebt, die ansteckt, begeistert und bereichert.
Das gilt auch für Katharina Lüer, die sich ganz dem Theater verschrieben hat. Das gab es in Wachenbuchen allerdings noch nicht, als sich Lüer vor 38 Jahren zunächst im Besuchsdienst der evangelischen Kirchengemeinde engagierte. Erst 1993 hob sich erstmals der Vorhang für eine Vorstellung des „Wachenbücher Weltbühnchens“, das Lüer gemeinsam mit weiteren Gründungsmitgliedern aus der Taufe hob. Seitdem spielt die Laientheatergruppe jährlich sechs Vorstellungen – und Katharina Lüer ist bis 2018 mittendrin.
„Sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Mitspieler und ein feines Gespür für Charaktere“, zeichnete Laudatorin Petra Arnhofer das Bild einer Theaterbegeisterten, die ihre Rollen und das Theater (be)lebt und liebt. Damit hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass das „Wachenbücher Weltbühnchen“ seit mehr als drei Jahrzehnten eine feste Größe des städtischen Kulturlebens ist. Als Katharina Lüer 2019 in Rente ging, weitete sie ihr ehrenamtliches Engagement aus: als Helferin bei den Hanauer Märchenfestspielen, als Lesehelferin an der Fritz-Schubert-Schule, als Schöffin beim Amtsgericht Hanau und als Vorsitzende der Volksbühne Maintal. „Es ist ein Fulltime-Job, vor allem für die Liebe zum Theater“, so Arnhofer, die mit einem gereimten Finale ihre Laudatio schloss und mit Blick auf Lüers Energie feststellte, dass „gelebtes Ehrenamt jung hält“.
Dafür ist auch Marianne Pitsch ein leuchtendes Beispiel. In ihrer Laudatio beschrieb Lydia Chaudhary eine Frau, die sich vor allem der Nächstenliebe verschrieben hat, um jenen Menschen zu helfen, die Unterstützung benötigen. Ob es die Schwiegereltern waren, für deren Pflege sie ihren Beruf aufgab, oder die Nachbarschaftshilfe. „Für sämtliche Nachbarn stand sie zur Verfügung – für Einkäufe, Fahrten zum Arzt, Gänge zum Amt und alles, was anfiel. Marianne war da“, so Chaudhary.
Auch den Senior*innen im Hanauer Martin-Luther-Stift schenkte sie Zeit: zum Vorlesen, Spielen, Musizieren oder Zuhören. „Marianne hat immer ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen, war immer bereit zuzuhören und fand immer ein tröstendes Wort“, berichtete die Laudatorin. In der katholischen Kirche St. Bonifatius in Hochstadt kümmerte sich Pitsch mehr als 25 Jahre um den Altar- und Blumenschmuck, die Raumvermietung und die Pflege des Außengeländes, was ihr den liebevollen Beinamen „Blumenfrau“ einbrachte. „Liebe Marianne, du warst immer da, wo du gebraucht wurdest und helfen konntest“, würdigte Chaudhary das jahrzehntelange Engagement, das die 89-Jährige mittlerweile aus Altersgründen abgegeben hat. „Aber deine Hände, die immer bereit waren zu helfen, werden sehr vermisst“, so die Laudatorin.
Sinnbild für dieses leidenschaftliche und jahrzehntelange Engagement der drei Frauen sind die drei jungen Bäume, die auch in ferner Zukunft an diese die Stadtgesellschaft prägenden Persönlichkeiten erinnern werden. Dafür sorgen die Namensplaketten in Form eines Blattes, die Annika Frohböse gemeinsam mit den Geehrten anbrachte, begleitet von Rafael Lukjanik am Piano und Sängerin Alina Helmel von der Jugend-Musik-und Kunstschule Maintal, die den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestalteten.
„Wenn auch Sie Frauen kennen, deren Ehrenamt wir mit einem Baum im Maintaler Frauenhain sichtbar machen können, melden Sie sich gerne bei uns“, lud Frohböse ein. Das städtische Frauen- und Gleichstellungsbüro ist unter Telefon 06181 400-233 oder per E-Mail an frauen.gleichstellungsbuero@maintal.de erreichbar.
Bild: Ehrung im Frauenhain
© Stadt Maintal
Ehrung im Frauenhain
Ein Gruppenbild der geehrten Maintalerinnen und ihrer Laudator*innen vor einem der frisch gepflanzten Bäume im Maintaler Frauenhain.
Quelle: Redaktion MKK Echo