Nidderau. Der Anstoß, sich mehr Gedanken über den Zustand der eigenen Immobilien zu machen, worunter auch die Bürgerhäuser und Hallen der Stadt zählen, kam von der CDU bereits Mitte des Jahres. Die war durch die vertrackte Geschichte um die Vermietung der Gaststätte `Erbstädter Wirtshaus´ in der Erbstädter Mehrzweckhalle auf das eigentliche Problem, nämlich den allgemeine Zustand städtischer Immobilien, aufmerksam gemacht geworden. Obwohl die Gaststätte sich nur in einem Anbau an die Mehrzweckhalle befindet, versprach der Erste Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) Mitte April aufgrund der CDU-Anfrage „für den kommenden Haushalt für die Bewertung und Planung zur Erhaltung der Gebäudesubstanz entsprechende Mittel einplanen zu wollen“. Für allzu drängend hielt Vogel das Problem im Übrigen aber nicht, denn nach dem baulichen Zustand der Mehrzweckhalle befragt, antwortete er schriftlich (ebenfalls am 17.04.24), dass die Undichtigkeiten am Dach zwischenzeitlich behoben worden seien, ansonsten die Verwaltung in engem Kontakt mit dem Pächter stehe und Mängel umgehend beseitigt würden.
Für die CDU jedoch steht das Problem mit der Gaststätte in der Erbstädter Mehrzweckhalle und der Halle an sich nur am Anfang einer langer Versäumniskette. „Wir bekommen immer wieder Klagen über die Mängel an den städtischen Bürgerhäuser, seien es bauliche Mängel oder hinsichtlich der Sauberkeit“, berichtet der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Warlich. „Außerdem sehen wir die Mängel ja selber, wenn wir mit unseren Gremien in den verschiedenen Hallen tagen“. Auf Mängellisten, eingereicht von verschiedenen Ortsvorständen, soll der Magistrat am Ende gar nicht mehr reagiert haben. Dafür erklärte Stadtrat Vogel auf erneute Nachfrage der CDU in der Stadtverordnetenversammlung am 5.6.24, „dass die Stadt in den letzten 10 Jahren keine Rückstellung für die Instandhaltung von Gebäude gebildet habe“ und dem zufolge momentan auch keine Mittel zur Verfügung ständen. Allerdings würden im Bedarfsfalle Gelder aus Resten der übrigen Fachbereiche am Ende des Jahre dafür zusammengezogen.
Doch reicht das? Ähnlich wie bei den Sportplatzbegehung hat der Ausschuss Sport, Kultur und Gesundheit in den vergangenen Tagen ein Begehung der Bürgerhäuser und hallen in den einzelnen Ortsteilen durchgeführt. Am vergangenen Montag (25.11.) waren die Bürgerhäuser in Erbstadt, Eichen und Ostheim an der Reihe. Die Begehung war nicht öffentlich, sodass weder Bürger noch Pressevertreter teilnehmen konnten. Die folgenden Stellungsnahmen erfolgten deshalb nur schriftlich oder mündlich gegenüber mkk-echo.de. Die stärkste Kritik kam von Seiten CDU-Fraktionschef Thomas Warlich: „Die Mängelliste allein für die drei Bürgerhäuser ist Ellen lang“. Und dann gab er einige Beispiele: in der Erbstädter Mehrzweckhalle gibt es Feuchtigkeitsprobleme im hinteren Teil, in der Eicher Nidderhalle ließen sich einige Fenster nicht mehr öffnen und im Ostheimer Bürgerhaus seien einige Räume aufgrund der starken Verschmutzung gar nicht mehr zugänglich“. Auch die stellvertretende Ausschussvorsitzende Ulrike Hübner (CDU), die die Begehung am Montagabend leitete, weil der Ausschussvorsitzende Sam Pfeiffer (SPD) sich an diesem Tage krank gemeldet hatte, fand den allgemeinen Zustand der Hallen nicht gerade vorzeigbar. So musste beispielsweise der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck in einem kleinen Raum, vollgepackt mit Stühlen und Bühnenutensilien, auf einen Stuhl die Wartezeit bis zu seinem Auftritt verbringen. „Da kann man sich einfach nur schämen“, so Hübner ärgerlich. Mängel räumten auch die bei der Begehung anwesenden Mitarbeiter der Verwaltung ein, beispielsweise bei dem Fußboden in der Willi-Salzmann-Halle oder den Toiletten in der Kultur- und Sporthalle Heldenbergen. Bei der ersten Begehung der Hallen Windecken und Heldenbergen wurde deswegen sogar von einigen Ausschussmitgliedern eine Mängelliste erstellt, die an die Verwaltung weiterleitet wurde.
Etwas vorsichtiger hinsichtlich des Allgemeinzustandes der Bürgerhäuser und -hallen drückte sich lediglich die Grünen-Stadtverordneten Nicole Stahlberg. Sie hatte an der zweiten Besichtigung am vergangenen Montag teilgenommen. Nach ihrer Meinung sei der Zustand der Bürgerhäuser altersgerecht, die Wünsche und Stellungsnahmen der Vereine zu Protokoll genommen und darüber hinaus die entsprechenden Maßnahmen von der Verwaltung bereits eingeleitet worden. Doch das ist offensichtlich eine Einzelmeinung, denn für die Mehrheit der Beteiligten, darunter auch die Vertreter der Vereine besteht bei allen Bürgerhäusern und -hallen dringender Handlungsbedarf.
Jürgen W. Niehoff
1 Fotos anbei
1. die Mehrzweckhalle in Erbstadt
Quelle: Jürgen W. Niehoff