Sonntag, November 24, 2024
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Eine Insel erforschen – Ökologie verstehen: Erasmus+ Projekt auf der dänischen Ostseeinsel Læsø

Die dänische Ostseeinsel Læsø, ganz im Norden unseres Nachbarlandes im Kattegat gelegen, ist Schülerinnen und Schülern der Kopernikusschule Freigericht nicht unbekannt. Schon mehrfach haben unter Leitung von Studiendirektor Olaf Sailer internationale meeresbiologische Exkursionen dorthin stattgefunden – und doch war es diesmal ein wenig anders. Im Erasmus+ Projekt „Researching and saving ecosystems in Europe“, gefördert durch die Europäische Union, haben sich sieben Schulen aus sechs Ländern die Aufgabe gestellt, an allen Schulstandorten der teilnehmenden Schulen Ökosysteme zu untersuchen und einen Beitrag zu ihrem Erhalt zu leisten. „Um den Wert eines Ökosystems zu ermessen, muss man es zunächst verstehen. Das Untersuchen macht das Verstehen erst möglich. Das, was man verstanden hat und als wertvoll erachtet, versucht man zu bewahren und zu schützen“, erklärt Sailer den Dreiklang der Projektidee. Kürzlich haben sich also mehr als 50 Schülerinnen und zwölf Lehrerinnen und Lehrer aus Freigericht, Ihlow, Feldkirch, Antwerpen, Bordeaux und Aalborg auf Læsø dieser Aufgabe gestellt. Die Schülerinnen und Schüler haben in international gemischten Teams in kleinen Selbstversorgerhütten auf dem örtlichen Campingplatz gewohnt und mussten ihren Alltag mit Einkaufen, Kochen, Aufräumen usw. selbstständig meistern. Jeder Teilnehmer bekam ein Fahrrad ausgeliehen, mit dem man jeden Punkt der Insel gut erreichen konnte. Die Hausgruppen waren gleichzeitig auch Forschungsteams, die in mehr als 50 Experimenten, die Wattflächen, Strände, Dünen, Salzwiesen und Hochmoore sowie das Vogelvorkommen auf der Insel erforschten. Dabei konnten sie zum Beispiel herausfinden, welche Tiere im Wattboden leben, wie Pflanzen mit dem hohen Salzgehalt zurechtkommen, wie eine Düne entsteht, welche Muschel- und Schneckenarten besonders häufig vorkommen oder wie sich Strandkrabben ernähren. Alle Ergebnisse wurden in einem 200 Seiten starken Forschungsbericht zusammengefasst. Da die Exkursion zum ersten Mal im September und nicht im Mai stattgefunden hat, konnten auch Vergleiche zwischen den Jahreszeiten gezogen werden. Neu war ebenfalls, dass die Schülerinnen und Schüler auch die kulturellen Schätze der Insel untersucht haben. So haben sie die auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Salzsiedehütten und die auf der Insel vorkommenden Tanghäuser besichtigt. Gemeinsam mit der Inhaberin eines kleinen Tangladens haben sie eine Algenexkursion durchgeführt, bei der sie nicht nur die verschiedenen Algenarten kennengelernt, sondern aus den gefundenen Algen köstliche Algenchips und einen Algen-Eintopf zubereitet haben. Am letzten Exkursionstag sollte dann unser Einsatz für den Erhalt des Ökosystems im Mittelpunkt stehen. In Absprache mit den örtlichen Einrichtungen bestand der Auftrag darin, die Verbreitung der Pazifischen Auster, die als invasive Art auch in der westlichen Ostsee immer weiter vordringt und einheimische Muschelarten verdrängt, in einem bestimmten Gebiet zu kartieren. Mit großem Eifer wurden fast 1000 Pazifische Austern gezählt und vermessen, um einen Hinweis auf die Populationsgröße und die Altersstruktur zu erhalten. Zur Kartierung der Untersuchungsfläche setzten die Schüler auch Drohnen ein und bestimmten den Salzgehalt und die Wassertemperatur als wichtige Faktoren, die eine Ausbreitung der Pazifischen Auster beeinflussen. Für den eingereichten Bericht bekamen die Schülerinnen und Schüler ein Sonderlob der örtlichen Behörden für ihren Einsatz und die gute wissenschaftliche Arbeit. Die Austernüberwachung soll nun auch bei künftigen Exkursionen auf die Insel durchgeführt werden, um eine Entwicklung über die Zeit feststellen zu können.
Natürlich wurde in der Woche auf Læsø nicht nur geforscht. Ein gemeinsames Volleyballturnier, ein Nachtisch-Wettbewerb, eine abendliche Runde am Lagerfeuer, ein Picknick beim Sonnenuntergang am Strand, eine nächtliche Sternenbeobachtung haben den Zusammenhalt in der Gruppe gestärkt und unter den Teilnehmern sind viele Freundschaften entstanden. Für Schülerinnen und Schüler, die an solchen Erasmus-Projekten teilnehmen, wird der europäische Geist, ein friedvolles Zusammenleben und Zusammenarbeiten über Ländergrenzen und kulturelle Unterschiede hinweg, erfahrbar und lebbar – auf Læsø oder anderswo.

 

Quelle: Thorsten Weitzel

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