Neu-Eröffnungen, Geschäftswechsel, Schließungen und Nachfolgesuche in der Hanauer Innenstadt
„Wir stecken mitten im Schicksalsjahrzehnt für unsere Innenstädte. Hanau macht da keine Ausnahme. Mit unserem Stadtentwicklungsprogramm Hanau aufLADEN stemmen wir uns seit nunmehr fast fünf Jahren erfolgreich gegen den allgemeinen Trend, aber zur Wahrheit gehört auch, dass die Wirtschaftslage für den Einzelhandel zurzeit besonders bedrohlich ist“, ordnet Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky die aktuelle Lage ein. „Der Markt ist kräftig in Bewegung.“
Fest macht der Oberbürgermeister die bundesweiten Strukturprobleme an einer Reihe von aktuellen Änderungen in der Hanauer Innenstadt: „Auch in Hanau gibt es gerade eine Reihe von Schließungen, die uns Sorge bereiten. Aber wir lassen nicht locker und bauen auf unsere eingeübten Strukturen von Hanau aufLADEN. Es gelingt uns immer wieder, Nachfolgennutzungen für die Brüder-Grimm-Stadt zu gewinnen.“ Neben der allgemeinen Wirtschaftslage sei auch immer wieder die schwierige Personalgewinnung Thema bei der Neugewinnung von ansiedlungswilligen Händlerinnen und Händlern sowie Gastronominnen und Gastronomen.
So sucht zwischen dem Altstädter Markt und dem Freiheitsplatz das Hanauer Traditionsgeschäft von Dieter Holzschuh eine Nachfolge. Seit 148 Jahren wird das Florist-Fachgeschäft von der Familie Holzschuh in der Altstadt (Marktstraße 7) geführt. „Angefangen hat Alex Holzschuh am 30. Mai 1876 unter den damaligen Berufsbezeichnungen ‚Kunstgärtner‘ und ‚Blumendekorateur‘“, sagt der 70-jährige Inhaber Dieter Holzschuh, der seit 1986 das 80 Quadratmeter große Geschäft führt, das noch über Nebenräume mit 20 Quadratmetern verfügt. „Dass an dem Traditionsstandort auch weiterhin mit frischen, saisonalen Blumen für die vielen Stammkunden, privaten wie geschäftlichen, gearbeitet wird, wünsche ich mir“, so Holzschuh, der als einziger Florist in der Innenstadt eine „Fleurop“-Lizenz hat, die mit übergeben werden würde. Dieter Holzschuh, der lange Zeit im Fachverband Deutscher Floristen tätig war, 40 Jahre lang Prüfungsausschussvorsitzender bei der IHK Gelnhausen-Schlüchtern-Hanau und bundesweit jahrzehntelang für die Meisterausbildung tätig war und drei bis vier Mal pro Jahr Meister in Südkorea ausgebildet hat, ist auch Autor des in mehreren Sprachen übersetzen Fachbuches „Farbenlehre für Floristen“. Für die Nachfolgesuche hat sich Holzschuh direkt an die BAUprojekt Hanau GmbH und die Hanau Marketing GmbH (HMG) gewandt, die mit dem Hanau aufLADEN-Instrumentarium allen Gewerbe-Immobilieneigentümerinnen und Eigentümern bei der Mietersuche unter die Arme greifen. Grundlage ist hierfür die in einem bundesweiten Modellprojekt entwickelte Software LeAn, die Anbieter und Suchende unkompliziert zusammenbringt.
„Dieter Holzschuh hat viele Jahre verlässlich die Stadt geschmückt – im wahrsten Sinne des Wortes. Dass er nach so langer und erfolgreicher Zeit eine Nachfolge sucht und sich dafür direkt mit uns in Verbindung gesetzt hat, ist der Hanauer Weg. Jetzt geht es darum, die attraktive Fläche in neue Hände zu geben“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Eine Nachfolgeregelung gibt es gegenüber dem Parkhaus „Am Forum“ in der Straße Am Frankfurter Tor, in die ehemalige „Penny“-Filiale zieht ein „Netto“-Markt ein, die Umbauarbeiten laufen. Neu eröffnet hat Valerie Ramme in der Rosenstraße gerade ihr zweites Ladenlokal „Lotte im Glück“. Die Nachfolge für das Geschäft „Wohnlust“ (Nürnberger Straße/Ecke Rosenstraße) ist zu regeln, da der vor zwei Jahren fest eingezogene ehemalige Pop-up-Store zum 31. Dezember Hanau wieder verlassen wird. „Wir stehen in engem Kontakt zu den Eigentümern, und die Nachfolgesuche für die Flächen läuft auf Hochtouren. Bisher hatten wir immer eine lange Liste von potenziellen Nachnutzern, aber die konjunkturelle Lage hemmt die Unternehmen zurzeit. Die Lage ist heute wesentlich angespannter als noch vor zwei Jahren“, so HMG-Geschäftsführer Daniel Freimuth, der die jüngst bekanntgewordenen Insolvenzen großer Ketten wie Depot oder Esprit ins Feld führt. „Für die Flächen im Stadthof Hanau machen diese Marktmechanismen die Suche auch komplizierter. Wir führen viele Gespräche, und die Gesprächsbereitschaft ist – auch wegen des außergewöhnlichen Konzepts – weiterhin hoch, allerdings sind die Wege zu unterschriebenen Mietverträgen wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten und Personalakquise komplizierter geworden“, sagt Freimuth.
Veränderungen gibt es auch in der Lindenstraße. Während das „Wollparadies“ in der Bangertstraße Ende des Jahres nach 18 Jahren schließt, eröffnet in der Lindenstraße Anfang Oktober ein neues Fachgeschäft für Wolle und Handarbeitswaren. „Wollgedöns & Nadelfein‘“ übernimmt den Pop-up-Store der HMG in der Lindestraße 8. Dort ist zurzeit noch „BLOMSKOL 3D-Druck-Interieur“ zu finden – die Produktpalette von Paul Lagier gibt es künftig an zwei anderen Orten in der Innenstadt: im Service-Center Hanau aufLADEN in der Nürnberger Straße 31-33 und gegenüber dem bisherigen Geschäft, in der Lindenstraße 5, als Ergänzung des Angebots bei „Little Finland“.
Keramik-Geschäft zieht in die Krämerstraße
Aus der Lindenstraße weg zieht in Kürze der Pop-up-Store „Two“ („Twentywaysout“) – und wird vom Kurz- zum Dauermieter. Das Konzept findet bei der Baugesellschaft Hanau GmbH in der Krämerstraße ein neues, langfristiges Zuhause. „Two vergrößert sich, zusätzlich steht den Keramik-Kreativen, die auch Kunst-Kurse anbieten, ein Innenhof zur Verfügung. Two ist damit der achte Pop-up-Store, den wir bei Hanau aufLADEN in ein langfristiges Mietverhältnis bringen können“, so Freimuth. Der Umzug ist nach der Sanierung für Ende des Jahres geplant. Ebenfalls in der Krämerstraße konnten Baugesellschaft Hanau GmbH und HMG eine reibungslose Nachfolge organisieren: Auf „Mus Balkan Kitchen“ folgte dort vor kurzem das koreanische Fried-Chicken-Restaurant „TAT Chicken“ mit Fingerfood und Beilagen von Reiskuchen, Kimchi, Süßkartoffeln sowie hausgemachten Getränken und Softdrinks.
Ebenfalls ein neues Gastro-Angebot gibt es am Eingang zum Altstädter Markt: In der Metzgerstraße 1 eröffnete im Gebäude, in dem die Metzgerei Kober beheimatet war, „Il Felice“. Hier werden nun italienische Spezialitäten angeboten. Vermieterin ist hier ebenfalls die Baugesellschaft Hanau GmbH. „Damit erweitert sich das Gastronomie-Angebot auf der Achse vom Schlossplatz bis zum Freiheitsplatz“, so Freimuth.
Text: Dominik Kuhn
Bild: © Stadt Hanau / Moritz Göbel
Hanau, Stadtentwicklung
Bereits ihr zweites “Lotte im Glück”-Ladenlokal in der Hanauer Innenstadt hat Valerie Ramme eröffnet.
Quelle: Redaktion MKK Echo