Samstag, November 23, 2024
StartRegion 3LangenselboldBetreuung und Unterstützung künftig gebündelt in Langenselbold

Betreuung und Unterstützung künftig gebündelt in Langenselbold

Zentraler Orianka-Standort für ukrainische Geflüchtete – Ab 1. Mai Anlaufstelle auch für Menschen aus dem Hanauer Raum

Main-Kinzig-Kreis. – Das Kommunale Center für Arbeit (KCA) bündelt ab 1. Mai in Langenselbold die Begleitung und Unterstützung für ukrainische Geflüchtete. Das Orianka-Team in der Straße Am Weiher 8 ist für sämtliche Fragen rund um Wohnen, Betreuung, Arbeiten und Unterstützungsleistungen erreichbar. Gleichzeitig wird die Orianka-Stelle am Hanauer Hauptbahnhof Ende April geschlossen.

Für Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler ist das „eine Reaktion auf eine neue Routine und eine veränderte Nachfrage“. Die vielen dezentralen Stellen und Informationswege für neu ankommende ukrainische Menschen sollten seit 2022 für Orientierung, ein gutes Ankommen und Infos zur Arbeitswelt sorgen, woraus sich der Projekttitel „Orianka“ speiste. Mittlerweile ist die Nachfrage nach so grundlegender Orientierung wie „Wo muss ich mich registrieren?“, „Was muss ich für eine Arbeitsaufnahme beachten?“ oder „Welche Gesetze gelten für staatliche Hilfen?“ stark zurückgegangen. Die meisten Geflüchteten erhalten ihre Informationen bereits kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland. Auch in den Gemeinschaftseinrichtungen von Kreis und Kommunen gibt es Beratung und Hilfe. Im Alltag helfen die Mitbewohner, die schon eine Weile in Deutschland leben oder sogar schon hier arbeiten den neu Angekommenen.

„Eine schnelle Orientierung und ein gutes Ankommen sind immer noch nachvollziehbare erste Ziele der Geflüchteten. Das Hilfsnetzwerk für Ukrainerinnen und Ukrainer ist in den letzten Monaten zum Glück so dicht geworden, die Informationswege haben sich so verstetigt, dass es die vielen dezentralen Anlaufpunkte nicht mehr braucht. Sie werden auch nicht mehr stark nachgefragt“, erklärt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler.

Die Bilanz der Orianka-Stelle in Hanau ist sehenswert. Seit August 2022 hatte die Servicestelle des KCA geöffnet. Zuvor, ab April, hatte bereits die Stadt Hanau die Hilfe in Hauptbahnhof-Nähe aufgebaut. Das Deutsche Rote Kreuz koordinierte vor Ort Spendenannahmen und –ausgaben. Mobile Teams des DRK organisierten ihre Arbeit von der  Orianka-Stelle aus. Das KCA richtete seinerseits ein Beratungsangebot ab Juni ein, wobei es in diesen ersten Wochen des Kriegs für die neu ankommenden Geflüchteten vor allem um erste Hilfen ging, die Suche nach Unterkünften, das Beheben menschlicher Notlagen, die Ausstattung mit Dingen des täglichen Bedarfs, um Orientierung bei den anstehenden Behördengängen. Jeder konnte kommen und die Hilfsangebote nutzen, ganz niedrigschwellig. Sprachhürden wurden durch Dolmetscher-Leistungen vor Ort abgebaut. Die Geflüchteten halfen sich oft auch untereinander.

Nach der Entscheidung der Bundesregierung Mitte 2022, Menschen aus der Ukraine über das Sozialgesetzbuch (SGB) zu unterstützen, also SGB II („Hartz IV“) und SGB XII, hatte das im Main-Kinzig-Kreis dafür zuständige KCA ab August, sozusagen vom offiziellen Start weg, besonders viel zu tun. Der Beratungsbedarf betraf individuelle Fall-Fragen, mit jedoch bald eher rückläufigem Andrang. In den vergangenen gut anderthalb Jahren besuchten aber immerhin rund 4.000 Menschen die Orianka-Stelle des KCA am Hanauer Hauptbahnhof. Hinzu kommen noch über 8.400 Besucherinnen und Besucher an den anderen Beratungsstellen in Langenselbold, Gelnhausen und Schlüchtern.

Vom Andrang und Beratungsbedarf der ersten Monate ist heute indes wenig übrig. Im Schnitt besuchten im Jahr 2024 zwischen 5 und 8 Personen am Tag die Orianka-Stelle. Der häufigste Grund, etwa ein- bis zweimal am Tag, war die persönliche Abgabe von Unterlagen. In Spitzenzeiten, insbesondere im ersten Halbjahr 2023, waren es im Schnitt über 40 Personen am Tag.

„Unser Dank gilt allen, die sich für den Aufbau dieser Stelle eingesetzt haben. Und natürlich sagen wir auch Danke, stellvertretend für die, denen unbürokratisch geholfen wurde. Das herzliche Empfangen und freundliche Haltgeben hat das Ankommen und Zurechtfinden für die Menschen aus der  Ukraine erheblich erleichtert“, sagte Susanne Simmler.

Eigentümerin der Immobilie ist die Stadt Hanau beziehungsweise die städtische BAUprojekt GmbH. Seit Anbeginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine arbeiten der Magistrat, die betreffenden städtischen Gesellschaften und das Ukrainehilfe-Team seitens der Stadt Hanau sowie der Kreisausschuss und das Amt für Sicherheit, Ordnung, Migration und Integration des Main-Kinzig-Kreises eng zusammen. Auf dem kurzen Wege hatte Hanau für den Kreis eine geeignete leerstehende Immobilie ausfindig und in Windeseile bezugsfertig gemacht. Neben der Beratung durch das KCA gab es genug Platz, um auch andere Hilfen zu koordinieren.

„Ein gutes Gemeinschaftsprojekt“, meint der zuständige Hanauer Dezernent Dr. Maximilian Bieri, „aber die akuten Fragen und Anliegen der Ukrainerinnen und Ukrainer, die neu in den Kreis und nach Hanau kommen, sind heute andere. Sie werden auch eher auf anderem Wege gelöst.“ Bieri äußert daher Verständnis für die Entscheidung des Kreises. „Es ist leider so, dass die Geflüchteten aus der Ukraine für eine sehr lange Zeit ihre Heimat verlassen müssen. Das sehen wir im Jahr 2024 wesentlich klarer als noch im Jahr 2022. Wohnen, Sprache, Bildung, Arbeiten: All diese Themen werden heute für eine längere Perspektive angelegt, in festeren und einheitlicheren Strukturen. Damit stößt auch das Infopoint-Prinzip an Grenzen.“

Für die Zeit ab dem 1. Mai ist das Orianka-Team in Langenselbold personell dennoch darauf vorbereitet, auch wieder mehr persönliche Vorsprachen zu beantworten. „In einem größeren Teamverbund an einem zentralen Ort können wir bestimmte Beratungsangebote leichter ausbauen“, erklärt Beate Langhammer, KCA-Vorstand. Angesichts derzeit niedrigerer Geflüchtetenzahlen aus der Ukraine sei davon aber auf mittlere Sicht nicht auszugehen.

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine haben sich rund 6.500 Menschen aus der Ukraine im Main-Kinzig-Kreis registriert. Die Zahlen sind seit einiger Zeit rückläufig. Im laufenden Jahr waren es bisher rund 140.

Der Orianka-Standort in Langenselbold hat seit Mai 2023 geöffnet. Dort werden seither auch Anfragen aus dem Gelnhäuser Raum beantwortet, während die Orianka-Anlaufstelle in Gelnhausen im Gegenzug geschlossen wurde. Die weitere Orianka-Stelle in der Schlüchterner Gartenstraße bleibt vorerst geöffnet. Der Main-Kinzig-Kreis werde den dortigen Bedarf gemeinsam mit dem Kommunalen Center für Arbeit jedoch regelmäßig prüfen, sagte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. „Priorität hat für uns, den Kindern und Jugendlichen Förderung und Bildung zu ermöglichen und ihren Eltern einen Weg in die Berufstätigkeit aufzuzeigen. Darauf liegt der Fokus von Kreis, Kommunen und allen weiteren Beteiligten. Wo es geht, vereinfachen wir Informationswege und Fördermaßnahmen, so dass persönliche Vorsprachen nur noch in Ausnahmefällen notwendig sind.“

Bildunterschrift: Der Orianka-Standort in Hanau schließt Ende April. Ab Mai übernimmt das Team des KCA in Langenselbold die Serviceleistung.

Ähnliche Artikel
- Advertisment -

Am beliebtesten